Jetzt habe ich ein Bier aus der Hildesheimer Braumanufaktur vor mir stehen. Mit den Bieren von Jan und Malte habe ich bislang vorwiegend gute Erfahrungen gemacht. Diesmal erwarte ich aber etwas ganz besonderes. Die beiden Brauer beschreiben ihr Bier so: „Vorbild für dieses Sauerbier sind die großen Rotbiere aus Westflandern. Durch eine teils mehrjährige Lagerung im Holz entsteht mittels wilder Hefen und Milchsäurebakterien ein unverwechselbarer Charakter. Säuerlich & wild! Ein guter Einstieg in die Welt der langgereiften Sauerbiere. Übrigens: Die Kulturen hat Malte bereits 2014 angezüchtet und schon in Wien für ein ‚Flanders Red‘ genutzt.“ Na, da bin ich aber mal gespannt, welches Ergebnis die beiden erzielt haben.
Bevor ich die Flasche öffne will ich mich aber noch dem Namen des Bieres widmen. Zunächst dachte ich, dass am Ende des Namens ein „f“ vergessen worden wäre und dass das Bier den blauen Kobolden gewidmet sei, die der Feder des belgischen Autoren und Zeichners Pierre Culliford entsprungen sind. Das würde dann ja zur belgischen Hefe passen. Aber es gibt noch eine andere mögliche Herkunft des Namens: Schlump ist die niederdeutsche Bezeichnung für Schlamm. Rotschlump wäre dann Rotschlamm. Allerdings ist Rotschlamm ein giftiges Abfallprodukt bei der Herstellung von Aluminium. Weshalb sollte jemand ein Bier danach benennen? Ich glaube, wenn ich das nächste Mal in der Braumanufaktur bin, werde ich mal nachfragen. Bis dahin können Sie selber entscheiden, ob Sie ein Bier im Gedenken an rot angemalte Kobolde oder im Gedenken an Giftmüll trinken wollen. Ich werde jetzt jedenfalls versuchen, das Bier unvoreingenommen zu verkosten.
Rotbraun und mit leichter Hefetrübung präsentiert sich das Bier im Glas. Der Schaum, der beim Einschenken entsteht, löst sich stiltypisch recht flott auf.
Anfangs duftet das Bier nach Rotwein, aber bald ersetzen die Aromen nach gutem Essig und Kandis, nach Holz, Karamell und roten Früchten den Duft. Ich bin wirklich gespannt, wie sich das Bier auf der Zunge macht.
Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte Süße sowie eine feinperlige und sanfte Kohlensäure aus. Auf der Zunge tritt sofort die Säure in den Mittelpunkt, aber sie überdekct die anderen Aromen nicht. Auch der Malzkörper kommt mit Karamell und brotigen Noten zu seinem Recht. Jetzt taucht auch eine Fruchtigkeit auf, die an gelbe Birnen erinnert. Die holzigen Noten verbinden die Aromen und schaffen ein sehr angenehmes Gesamtbild. In der Kehle kann ich erstmals eine leichte Bittere feststellen, die gut mit der Säure harmoniert.
Das Rotschlump ist ein vergleichsweise einfach zu trinkendes Sauerbier. Häufig sind fassgereifte Sauerbiere mir zu komplex, aber das Rotschlump überfordert mich nicht und lädt mich ein, an einem warmen Sommerabend auf dem Balkon eine weitere Flasche zu trinken.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Zucker
Alkoholgehalt:
7,8 % Vol.
Brauerei:
Hildesheimer Braumanufaktur
Jan Pfeiffer und Malte Feldmann GbR
Goslarsche Landstr. 15
31135 Hildesheim
www.hildesheimer-braumanufaktur.de