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wildwuchs Brauwerk – Wildmoker

Der Wildmoker ist eine Gemeinschaftsarbeit des Wildwuchs Brauwerks mit der Kaffeerösterei in der Hamburger Speicherstadt. Wie es dazu gekommen ist? Die Geschichte ist schnell erzählt und ich stütze mich dabei auf die Angaben der Rösterei. Max vom Wildwuchs Brauwerk telefonierte mit Max von der Speicherstadt Kaffeerösterei. Beim anschließenden Cupping wurde die passende Kaffeesorte ausgesucht: Die Hamburger Hafen Kaffeemischung sollte es werden, denn was haben beide Unternehmen gemeinsam? Genau: Die Nähe zum Hafen! Auf die Plätze, fertig, Kaffeebier. Und schon steht das Bier vor mir und wartet auf seine Verkostung.

Die erste Überraschung bietet das Bier bereits beim Einschenken. Während alle anderen Kaffeebiere, die ich bislang getrunken habe, schwarz waren, ist der Wildmoker orangefarben. Dabei ist das Bier hefetrüb mit einer kleinen hellgelben Schaumkrone, die aber sehr lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet frisch nach Biskuitteig und Karamell.

Der Antrunk ist recht süß und mir gefällt die sehr feinperlige Kohlensäure. Auf der Zunge stehen der Karamellgeschmack und die Süße im Mittelpunkt, aber auch eine freundliche Bittere gesellt sich zu den Aromen. Jetzt bin ich mir nicht sicher – erinnert mich die Bittere wirklich an Kaffee oder kommt mir das nur so vor, weil ich weiß, dass in dem Bier Kaffee mit verbraut wurde? Egal – obwohl das Bier einen schlanken Körper hat, wirkt es wirklich elegant. In der Kehle wird es eindeutig – der Kaffeegeschmack ist nicht wegzudiskutieren, denn er wird kräftiger und klingt sehr lange nach.

Hält das Bier denn nun auch wach? Das ist eine recht einfache Rechenaufgabe. 100 ml Wildmoker enthalten 13,2 mg Koffein. Nach Angaben der Zentrale für gesundheitliche Aufklärung enthält eine Tasse Kaffee etwa 90 mg Koffein. Ich bin drei Tassen Kaffee am Morgen gewöhnt, also etwa 270 mg Koffein. Rein rechnerisch müsste ich also etwa 2 Liter Bier trinken, um auf meine gewohnte Koffeindosis zu kommen. Wohl gemerkt: das sind 6 Flaschen á 0,33 Liter – vor dem Frühstück. Das wäre vermutlich keine allzu gute Idee. Aber für ein wirklich gutes Bier ist das Koffein auf jeden Fall wirklich sinnvoll.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsenermalz, Karamellmalz-Rot), Weizenmalz, Kaffeebohnen, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Stammwürze:

13,9° Plato

Bittereinheiten:

25 IBU

Farbe:

12 EBC

Brauerei:

wildwuchs Brauwerk Hamburg KG
Jaffestraße 8
21109 Hamburg
www.wildwuchs-brauwerk.de

in Zusammenarbeit mit

Hacienda San Nicolás GmbH
Kehrwieder 5
20457 Hamburg
www.speicherstadt-kaffee.de

Floreffe 1121 > 2021 Cuveé Spéciale 900 Ans

Die mit einem Champagnerkorken verschlossene Flasche fällt durch das weiße F mit einer Rose auf.Im Jahr 2021 wurde die Abtei von Floreffe 900 Jahre alt. Dieses Jubiläum wurde mehrere Monate lang mit Publikationen, Ausstellungen, aber auch mit festlichen Anlässen wie dem Fackelzug am 27. November, mit dem das Jubiläum offiziell gefeiert wird, gefeiert. Oder auch die Wandershow, die durch die Geschichte, aber auch durch verschiedene Orte führt. Und nicht zu vergessen ein spezielles Bier, das von der Brasserie Lefebvre zu diesem Anlass gebraut wurde. Dabei handelt es sich um ein Dubbel, das mit drei Prozent Cognac sowie mit Honig und Gewürzen verfeinert wurde.

Sehen wir uns kurz die Geschichte der Abtei an. Im Jahr 1121, am 27. November, schenkten der Graf von Namur Godefroid und seine Frau Ermesinde dem Heiligen Norbert das Gebiet von Floreffe mit dem Auftrag, dort eine Abtei zu gründen. Ein ideal gelegener Ort auf einem Vorgebirge am Ufer der Sambre, wo sich eine Gemeinschaft von Prämonstratensern unter der Führung des heiligen Norbert niederließ. Floreffe war somit die zweite Abtei in der Geschichte des Prämonstratenserordens. Während der Französischen Revolution wurde die Abtei zum kleinen Seminar der Diözese. Heute beherbergt das weitläufige Gelände eine Schule und öffnet sich der Kultur und dem Tourismus. Aber kommen wir zum Bier.

Die Farbe des Bieres ist ein sehr dunkles Rot, es ist praktisch schwarz. Der wenige haselnussbraune Schaum löst sich sehr schnell auf.

Das Aroma lässt sich als winterlich oder weihnachtlich beschreiben. Es ist würzig mit Düften von Zimt und Nelken, dazu kommt der Karamellduft des Malzes. Damit erinnert das Aroma an Lebkuchen und Glühwein.

Der Antrunk ist recht süß und er zeichnet sich durch eine feinperlige und doch kräftige Kohlensäure aus. Auf der Zunge wird die Süße kräftiger, die Gewürzaromen kommen zum Vorschein und drängen in den Vordergrund. Erstmals schmecke ich auch den Cognac, der sehr gut zur Süße dieses Bieres passt. Das Mundgefühl ist samtig. Die Gewürzaromen sind auch in der Kehle hervorstechend und der Alkohol wärmt den Körper. Bittere ist so gut wie nicht vorhanden.

Dieses Bier sollte nach dem Einschenken schnell getrunken werden, denn die Kohlensäure verfliegt schnell. Anschließend steht der Cognac im Mittelpunkt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Cognac (3 %), Hopfen, Honig, Gewürze, Hefe

Alkoholgehalt:

7,6 % Vol.

Brauerei:

Brasserie Lefebvre
Chemin du Croly 54
1430 Quenast (Rebecq)
Belgien
www.brasserielefebvre.be

Kraftpaule + Orca Brau – Guadalupe

Das Etikett zeigt Maria, die statt ihres Kindes eine Hopfendolde im Arm hat.Vor mir steht jetzt eine Gemeinschaftsproduktion von Kraftpaule in Stuttgart mit Orca Brau in Nürnberg. Guadalupe ist das bedeutendste Marienheiligtum Mexikos und ist auch auf dem Etikett abgebildet. An Mexiko erinnert auch das Rezept dieses Bieres, das mit Salz Limette, Chili und Mais gebraut wurde, also bereits einen Streifzug durch die Küche des mittelamerikanischen Landes bietet. Ob es gut geworden ist? Das will ich gleich herausfinden.

Hell und leicht hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Die vorwiegend feinporige Schaumkrone ist zwar klein, bleibt aber lange erhalten.

Das Bier duftet malzbetont und würzig, wobei die Aromen des hellen Malzes und der Limetten besonders herausragen.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine angenehme Süße, die von einer leichten fruchtigen Säure begleitet wird, sowie die feinperlige Kohlensäure aus. Die Säure wird auf der Zunge etwas kräftiger, so dass das Bier stärker zu sein scheint als die tatsächlich vorhandenen 4,9 Volumenprozent Alkohol. Das Mundgefühl ist angenehm weich. Erst in der Kehle kommt die Schärfe des Chilis erstmals zum Tragen. Nach mehreren Schlucken beginnt dann auch die Zunge leicht zu brennen, aber nicht so stark, dass es stört. Im Gegenteil, zusammen mit dem Salz, das kaum zu schmecken ist, verleiht die Schärfe der Chilis dem Bier eine angenehme Frische.

Das Bier ist ungewöhnlich, aber gut zu trinken. Dazu passen Speisen mit kräftigem Geschmack, beispielsweise Spareribs, indische Curries und selbstverständlich ein kräftig gewürztes Chili con Carne.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Maisflakes, Limette, Hopfen, Salz, Chilli, Hefe

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Farbe:

5 EBC

Empfohlene Genusstemperatur:

6° – 8° Celsius

Brauerei:

Orca Brau GmbH
Am Steinacher Kreuz 24
90427 Nürnberg
www.orcabrau.de

In Zusammenarbeit mit

Kraftpaule GmbH
Neckarstraße 132
70190 Stuttgart
www.kraftpaule.de

Unertl – Bio-Weisse mit Dinkel

In Mühldorf am Inn in Oberbayern ist die Brauerei Unertl beheimatet. Sie dürfte vermutlich den meisten Konsumenten von Craft Beer bekannt sein. Unertl stellt hervorragende Biere in Bio-Qualität her. Dabei beschränken sich die Brauer nicht auf das EU-Biosiegel, sondern sie arbeiten mit Naturland zusammen, einem Verband, der für „echtes“ Bio steht.

Das gilt auch für die Bio-Weisse mit Dinkel, die jetzt vor mir steht. Und ich kann bereits jetzt davon ausgehen, dass mich gleich ein hervorragendes Bier erwartet, denn es hat im Jahr 2021 Gold beim European Beer Star gewonnen.

Orangefarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Für ein Weißbier ist die Schaumkrone darüber eher dürftig und sie fällt auch schnell in sich zusammen. Schade. An der Optik könnte Unertl noch arbeiten.

Das Bier duftet nach Banane und Biskuitteig, nach Karamell und Haselnüssen, abgerundet mit einem Hauch Nelke.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte Süße sowie eine feinperlige Kohlensäure aus. Auf der Zunge kommt der Geschmack nach Karamell und Nüssen in den Vordergrund. Zusammen mit der Fruchtigkeit ergibt sich ein weiches und rundes Mundgefühl. Erst in der Kehle taucht ein leichtes Bitter auf, das dann aber überraschend lange nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Bio-Weizenmalz, Bio-Gerstenmalz, Bio-Dinkelmalz, Bio-Hopfen (Hallertauer Tradition, Perle), Hefe

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12,3° Plato

Bittereinheiten:

14 IBU

Brauerei:

Unertl GmbH
Weißgerberstraße 7
84453 Mühldorf am Inn
www.unertl.com

Mashsee – Oma Lene

Das Etikett zeigt das Foto zweier älterer Menschen, die das Bier trinken. Nicht erwähnt wird, weshalb sie aus der Flasche trinken, was den Genuss deutlich schmälert.Viele Brauer von Craft Bieren beginnen als Hobbybrauer und versuchen irgendwann, ins Profilager zu wechseln. Bei den Machern von Mashsee war das anders. 2014 eröffneten sie in Hannover ein Bierfachgeschäft, um die Insassen der niedersächsischen Landeshauptstadt mit guten und abwechslungsreichen Bieren zu versorgen. Heute konzentrieren sie sich auf das Brauen eigener Biere. Dabei gelingen ihnen immer wieder Rezepturen, über die ich staunen muss. Auch wenn die Biere mich nicht immer begeistern können, sind sie doch immer ausdrucksstark und einmalig. Ich hoffe, das gilt auch für die Oma Lene, die jetzt vor mir steht und auf ihre Verkostung wartet.

Oma Lene ist ein Weihnachtsbier, genauer gesagt ein Brown Ale mit weihnachtlichen Gewürzen. Auf jeden Fall klingt das richtig gut und ich werde die Flasche jetzt öffnen.

Kastanienbraun präsentiert sich das Bier im Glas. Der Schaum ist haselnussbraun und fällt schnell in sich zusammen. Schade.

Das Bier duftet weihnachtlich nach Karamell, Lebkuchengewürz und Haselnuss. Da freue ich mich doch gleich auf den ersten Schluck.

Wie erwartet ist der Antrunk recht süß und er erweckt sofort die Erinnerung an einen Elisenlebkuchen aus Nürnberg. Auch auf der Zunge bleibt der Geschmack nach Lebkuchen dominant. Dazu kommt langsam auch der Geschmack nach gerösteten Haselnüssen auf. Die 6,6 Volumenprozent Alkohol schmecken leicht durch und unterstützen die anderen Aromen noch zusätzlich. Das Mundgefühl ist weich und rund. Erst in der Kehle gesellt sich noch ein leichtes Bitter dazu, das zusammen mit dem Geschmack der Gewürze sehr lange nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsner Malz, Crystal Light, Crystal Heritage, DRC, CaraHell, Melanoidin), Kakaonibs, Hopfen, Hefe, Zimt, Fenchel, Anis, Koriander, Ingwer, Nelken, Sternanis, Piment, Muskat, Kardamom

Alkoholgehalt:

6,6 % Vol.

Stammwürze:

17,5° Plato

Bittereinheiten:

14 IBU

Farbe:

75 EBC

Empfohlene Genusstemperatur:

10° – 14° Celsius

Brauerei:

Mashsee Brauerei GmbH & Co. KG
Am Eisenwerk 17
30519 Hannover
www.mashsee.de

orca brau – es ist alles gold was glänzt

Das Etikett ist weihnachtlich in hellblau mit weißen Schneefeldern gestaltet, in denen Tannen wachsen.In Nürnberg gibt es erstaunlich viele Brauereien. Die einen Brauer verkaufen mehr oder weniger ausschließlich in der eigenen Brauereigaststätte, andere Biere aus der fränkischen Metropole sind bundesweit erhältlich. Dazu gehören auch die Biere aus der Brauerei Orca, die zumindest im Onlinehandel erhältlich sind. Von dort stammt auch das Bier mit dem langen Namen „es ist alles gold was glänzt“, das jetzt vor mir steht und auf seine Verkostung wartet. Es handelt sich um ein Weihnachtsbier, das mit winterlichen Gewürzen gebraut wurde. Damit entspricht es nicht dem deutschen Biergesetz und da in Bayern keine Ausnahmegenehmigungen für besondere Biere erteilt werden, darf dieses Bier nicht als Bier verkauft werden und muss als „alkoholhaltiges Malzgetränk“ in den Handel kommen.

Braun und mit einer elfenbeinfarbenen sahnigen Schaumkrone präsentiert sich das Bier im Glas. Der Schaum fällt anfangs schnell in sich zusammen. Lediglich ein Rest bleibt sehr lange erhalten.

Das Bier duftet nach Schokolade und weihnachtlichen Gewürzen, so dass es an einen Elisenlebkuchen erinnert; es passt also gut zum Jahresabschluss.

Der Antrunk ist recht süß und er zeichnet sich durch eine sehr feinperlige Kohlensäure aus. Ich würde mir aber doch wünschen, dass die Kohlensäure nicht gar so knapp dosiert wäre. Auf der Zunge bleibt die Süße bestehen, aber die Gewürze kommen in den Vordergrund und sorgen für ein weiches Mundgefühl. Eine Bittere kann ich erst im Nachtrunk in der Kehle feststellen, wo sie sehr lange nachklingt.

Das Bier hält auch im Mund, was es in der Nase verspricht: es ist die flüssige Wiedergeburt der Nürnberger Elisenlebkuchen. Es passt nicht nur gut zu süßen Desserts wie Vanillepudding oder Bayrisch Creme, sondern es ist auch die perfekte Begleitung zu einem Wildgulasch.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Gewürze (Kakaobohnen, Orangenschalen, Zimt, Ingwer), Hefe

Alkoholgehalt:

5,2% Vol.

Stammwürze:

13° Plato

Brauerei:

Orca Brau GmbH
Am Steinacher Kreuz 24
90427 Nürnberg
www.orcabrau.de

ÜberQuell – Franzbrewtchen

Das Franzbrötchen ist eine Spezialität aus Hamburg. Es wird aus süßem Plunderteig gebacken mit Schichten aus Zimt und Zucker. Es gibt auch viele andere Variationen des Franzbrötchens, aber das Original ist halt mit Zimt und Zucker. Auch wenn sich das Franzbrötchen vor einiger Zeit angeschickt hat, die anderen Gegenden Deutschlands zu erobern, habe ich noch nirgendwo eine Bäckerei gefunden, die die Franzbrötchen in der Qualität wie in Hamburg herstellt. Ebenfalls aus Hamburg stammt die flüssige Variation eines Franzbrötchens, die von ÜberQuell direkt am Hamburger Fischmarkt stammt. Es handelt sich um ein Brown Ale, aromatisiert mit Tonkabohnen und Zimtstangen.

Tief dunkelbraun, fast schwarz, läuft das Bier ins Glas. Die haselnussbraune Schaumkrone ist klein und fällt schnell in sich zusammen. Jetzt sieht das Franzbrewchen fast wie Cola aus.

Das Bier duftet süß nach Karamell und Zimt. Irgendwie wirkt das Aroma bonbonartig, aber es gefällt mir nicht schlecht. Das Bier trägt seinen Namen zu Recht.

Wie erwartet ist der Antrunk süß und das Bier verwöhnt meinen Gaumen mit der sehr feinperligen Kohlensäure. Wie der Name bereits erwarten lässt dominieren auf der Zunge Karamell und Zimt, was sehr gut mit dem Alkohol harmonisiert. Das Mundgefühl ist weich und rund. Der Abgang ist sehr mild und so gut wie kein Bitter kitzelt meine Kehle. Dafür wärmt der Alkohol jetzt im Magen.

Das Franzbrewchen ist ein ungewöhnliches Bier, das zu Desserts wie Grießpudding oder Bayrisch Creme passt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Ceylon Zimt, Tonkabohnen, Hefe, Hopfen

Alkoholgehalt:

7,3 % Vol.

Stammwürze:

18° Plato

Bittereinheiten:

3 IBU

Brauerei:

ÜberQuell Brauwerkstätten
St. Pauli Fischmarkt 28-32
20359 Hamburg
www.ueberquell.com

Jessenhofke – Maya

Um es gleich klarzustellen: der Name dieses Bieres hat nichts mit den südamerikanischen Ureinwohnern zu tun. Trotzdem ist das Bier, das jetzt vor mir steht, sehr speziell. Aber beginnen wir vorne.

Das Bier ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der flämischen Brauerei Jessenhofke und der Seitan-Manufaktur Maya. Seitan ist auch als Weizeneiweiß oder Gluten bekannt und ist in der vegetarischen Küche recht beliebt. Während der Herstellung wird der Stärkeanteil aus dem Weizenmehl gewaschen und das verbleibende Gluten mit Wasser geknetet und gekocht. Allerdings kann die Verwendung von Seitan ethische Bedenken aufwerfen, da für die Herstellung von Weizen große Flächen an Land benötigt werden und bei der Herstellung des Seitans große Anteile des ursprünglichen Produkts als Abfall anfallen. Nur wenn diese „Abfälle“ wieder der menschlichen Ernährung zugeführt werden können, wird der ökologische Fußabdruck des Seitans verringert. Einen Schritt in diese Richtung macht Jessenhofke bei der Zusammenarbeit mit Maya, da für das Brauen dieses Bieres das stärkehaltige Wasser verwendet wird, das bei der Seitanherstellung anfällt.

Orangefarben und gefiltert präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber prangt eine sehr voluminöse sahnige Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. Es empfiehlt sich daher, das Bier vorsichtig einzuschenken.

Das Bier duftet nach Karamell, aberundet durch kräftige blumige Noten.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine angenehme Malzsüße sowie reichlich Kohlensäure aus. Auf der Zunge dominiert der Geschmack nach Karamell und ein passend dosiertes freundliches Bitter gesellt sich dazu. Aus dem Hintergrund kommt noch ein leichtes Sauer dazu. Gemeinsam sorgen diese Aromen für ein volles und rundes Mundgefühl. Im Abgang wird das Bitter kräftiger und es klingt sehr lange nach.

Eines wundert mich aber doch an dem Bier. Es enthält lediglich sechs Volumenprozent Alkohol, macht im Mund aber den Eindruck eines deutlich kräftigeren Biers. Ich vermute mal, dass das am stärkehaltigen Wasser aus der Seitanproduktion stammt. Und noch eine Bemerkung zum Schluss: Alle verwendeten belgischen Bio-Hopfen stammen von Joris Cambie aus Poperinge.

Zutaten:

Wasser, Malz (Pilsener), stärkehaltiges Wasser aus Maya-Seitan, Hopfen (Challenger, Goldings, Fuggles), Rohrzucker, Gewürze

Alkoholgehalt:

6,0 % Vol.

Farbe:

12 EBC

Empfohlene Genusstemperatur:

8° – 11° Celsius

Brauerei:

Bio-Brauerei Jessenhofke
Simpernelstraat 17
3511 Hasselt
Belgien
www.jessenhofke.be

Hohmanns – Braggot

Wenn ich ehrlich bin, wusste ich zunächst nicht, was ein Braggot ist. Ich habe daher etwas recherchiert und war über meine Funde doch etwas erstaunt. Kurz gesagt: Braggot ist das, was passiert, wenn Honig auf Bier trifft. Einige Quellen sagen, Braggot sei ein Bier, das mit einem anderen der ältesten bekannten Gärgetränke gemischt wird, mit Met. Andere wiederum sagen, dass Braggot ein Met ist, der mit Getreide und Hopfen vergoren wird. Die Geschichte des Braggot ist, wie fast die gesamte Biergeschichte, umstritten und von Mysterien umgeben. Historische Hinweise deuten darauf hin, dass Braggot ein keltisches Getränk ist, das mindestens auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Braggot war im gesamten Europa des Mittelalters ein gängiges und unverwechselbares Getränk.

Kupferfarben und leicht hefetrüb fließt das Bier ins Glas. Die durchschnittlich große gemischtporige Schaumkrone fällt anfangs schnell in sich zusammen. Ein Rest bleibt aber lange erhalten. Optisch ist das Bier also in Ordnung.

Düfte nach Waldhonig und Karamell steigen mir in die Nase, abgerundet durch die würzigen Noten des Malzes. Das Bier duftet zwar ungewöhnlich, aber wirklich verführerisch.

Der Antrunk ist recht süß und verwöhnt meinen Gaumen durch eine sehr feinperlige Kohlensäure. Auf der Zunge gesellen sich noch die würzigen und bitteren Geschmäcker zur Süße. Fruchtigkeit kann ich nicht feststellen; trotzdem ist das Mundgefühl voll und weich. Die 5,9 Volumenprozent Alkohol haben eine wärmende Wirkung. Der Abgang zeichnet sich durch ein freundliches leichtes Bitter mit durchschnittlichem Nachklang aus.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Honig, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,9 % Vol.

Farbe:

20 EBC

Brauerei:

Hohmanns Brauerei Fulda
Michelsrombacher Str. 51
36039 Fulda
www.hohmanns-brauhaus.de

Hildesheimer Braumanufaktur – Gagelbier

Auch wenn der Begriff Gagel nicht geläufig ist – es handelt sich um einen Strauch, der seit jeher zum Brauen von Bier verwendet wurde. Erst 1516 wurde die Verwendung von Gagel, auch Grut genannt, verboten und das Gagel durch den Hopfen ersetzt. Beim Gagelbier, das die Hildesheimer Braumanufaktur hergestellt hat, handelt es sich also um den Versuch, ein wirklich urtümliches Bier zu brauen.

Orangefarben und hefetrüb läuft das Bier ins Glas. Dabei bildet sich eine Schaumkrone, die bis auf einen Rest schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma ist ungewöhnlich intensiv. Ich rieche Zitrus und Kräuter und der Duft der Hefe rundet das Aroma ab.

Der Antrunk ist süß und spritzig. Der Geschmack nach Kräutern steht im Mittelpunkt. Auf der Zunge gesellt sich der Geschmack nach Zitrusfrüchten zum Kräutergeschmack, während die Süße in den Hintergrund tritt. Bitter ist nur wenig zu schmecken und das Mundgefühl ist angenehm weich. Der Kräutergeschmack ist auch im Abgang dominant und jetzt wird auch Bitter etwas kräftiger. Der Geschmack klingt sehr lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Gagel, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Farbe:

12 EBC

Brauerei:

Hildesheimer Braumanufaktur
Jan Pfeffer und Malte Feldmann GbR
Goslarsche Landstr. 15
31135 Hildesheim
www.hildesheimer-braumanufaktur.de