Ab und an testet die Stiftung Warentest auch Biere. Aktuell ist ein Test, in dem Craft-Biere unter die Lupe genommen wurden. Im Rahmen dieses Tests wurden jeweils sechs Pale Ales und India Pale Ales sowohl einem sensorischen Test unterzogen als auch im Labor untersucht. Zu diesem Test gibt es eine Pressemitteilung, herausgegeben von der Stiftung Warentest, die ich hier übernehme und anschließend mit einigen wenigen Worten kommentieren möchte. Hier erst einmal die Pressemitteilung:
„Als Craft-Bier gelten hierzulande aromaintensive Biere von experimentierfreudigen Brauern. Aber kann es auch qualitativ überzeugen? Stiftung Warentest untersuchte zwölf Craft-Biere der Sorten India Pale Ale und Pale Ale. Das erfreuliche Ergebnis: acht Biere zeugen von hoher Braukunst und sind gut, fünf schmecken hervorragend.
Craft-Biere sind oft regionale Produkte. Für den Test wählte das Testteam daher exemplarisch 12 Biere aus, die bundesweit stationär oder im Onlinehandel erhältlich sind. Jeweils sechs Biere der typischen Sorten India Pale Ale (kurz IPA) und Pale Ale von Brauereien aus möglichst vielen verschiedenen Bundesländern.
„Für Craft-Bier-Fans ist der Geschmack ein wichtiges Kriterium. Deshalb bestimmt die sensorische Bewertung auch zu 50 Prozent das Gesamturteil“ erklärt Testleiter Dr. Thomas Koppmann. „Damit sich die Aromen optimal entfalten, sind die Biere für die anonyme Verkostung auf 10 bis 12 Grad Celsius temperiert.“ Zehn auf Bier-Sensorik geschulte Prüfpersonen beurteilten zunächst Aussehen und Geruch, anschließend Geschmack und Nachgeschmack. „Der geschmackliche Gesamteindruck sollte harmonisch sein, das Süß-Säure-Verhältnis ausgewogen. Bitternoten sollten nicht nachhängen. Schweflige, käsige und muffige Noten gelten als Fehler“ sagt Lebensmittelchemiker Koppmann.
Im Test fielen nur zwei Biere mit sensorischen Fehlern auf: Das Crew Republic IPA schmeckte unausgewogen harzig und sehr leicht gealtert. Beim Dolden Sud der bayrischen Brauerei Riedenburger Brauhaus bemängelten die Prüfpersonen einen leicht schwefelig-fauligen Geruch sowie Geschmack nach Erbsen aus der Dose.
Eine glatte 1,0 im sensorischen Urteil erreichte das Überseehopfen IPA der Rügener-Inselbrauerei. Mit rund 9 Euro pro Liter ist es allerdings das teuerste Bier im Test. Aber auch günstigere Biere können geschmacklich punkten. Welche Braukunst-Kreationen für Genussmomente sorgen, beantwortet der Craft-Bier-Test in der September-Ausgabe der Zeitschrift test und unter www.test.de/craft-beer.“
Soweit die Pressemitteilung. Ich habe auch noch auf der Website der Stiftung Warentest nachgesehen, wobei mir einige Dinge aufgefallen sind. Zunächst einmal verwendet die Stiftung Warentest die Begriffe „Pale Ale“ und „IPA“ auf der einen Seite synonym mit dem Begriff „Craft Beer“. Auch wenn Pale Ale und IPA für viele Menschen den Einstieg in die Welt der Craft Biere darstellen, ist nicht jedes Pale Ale ein Craft Beer und nicht jedes Craft Beer ist ein Pale Ale oder IPA.
Sollte ich dabei etwas zu pingelig erscheinen tut es mir leid. Schlimmer ist meiner Meinung nach aber die Auswahl der Biere. Da wird das Überseehopfen aus Rambin für gut neun Euro pro Liter mit dem Lidl-Dosenbier für knapp 1,80 Euro pro Liter verglichen. Schon der Preis zeigt hier deutlich, dass es sich um zwei Produkte handelt, die nicht miteinander vergleichbar sind. Auf der einen Seite ein Genussbier und auf der anderen Seite ein Billigbier vom Discounter. Niemand würde auf die Idee kommen, einen Smart im Test mit einem Porsche zu vergleichen.
Als wirklich ärgerlich empfinde ich aber die Einordnung des Crew Republic IPA, die im Test der Stiftung durchgefallen ist, da die Tester ein harziges Aroma festgestellt haben. Ja, was haben die denn erwartet? Crew Republic teilt mit, dass für dieses Bier die Hopfensorten Herkules, Citra, Cascade und Simcoe verwendet wurden. Mit dieser Information ist es einfach, festzustellen, welche Erwartungen an dieses Bier gestellt werden können. Laut Hopfen der Welt, einem der großen Hopfenhändler hat Herkules die Haupteigenschaften würzig und harzig. Simcoe weist das Hauptaroma Kiefer auf, also ebenfalls ein harziges Aroma. Wie ein hopfenbetontes Bier durchfallen kann, nur weil es die Aromen des Hopfens enthält, hat sich mir bislang noch nicht erschlossen. Niemand muss die harzigen Aromen mögen, aber sie machen kein schlechtes Bier aus.