Seit einigen Jahren führt die Störtebeker Brauerei in Stralsund in jedem Jahr die Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer aus. Nach eigenen Angaben ist dies der größte Hobbybrauerwettbewerb in Deutschland. In diesem Jahr wurden etwa 150 Biere eingereicht. In einer Vorauswahl wurden zehn mögliche Gewinner ermittelt, von denen gestern und heute jeweils fünf der Finalisten ihr Bier auf der DrinkTech in München ihr Bier vorgestellt haben. Ich war nur heute auf der Messe, weshalb ich nur die fünf Hobbybrauer vorstellen kann, die heute auf dem Stand vertreten sind. Aber eines muss ich wirklich feststellen: ich habe die deutschen Hobbybrauer unterschätzt. Heute wurden einige Biere vorgestellt, die ich in dieser Qualität und Originalität nicht erwartet habe. Meine Erwartung war, dass recht gute Biere vorgestellt werden, die sich auch in jedem Craft Beer-Handel gut machen würden, aber nicht mehr. Was mir serviert wurde, war Kreativität vom Feinsten, also Biere, die sich vermutlich kommerziell nicht brauen ließen oder nur zu einem Preis, der sich im Handel nicht durchsetzen ließe. Aber im Einzelnen:
Florian Erdel stammt aus Baden und stellte sein Dry Hopped Sour vor. Dabei handelt es sich nicht um ein mit Brettanomyces gebrautes Bier. Nein. Er hat sein Bier mit Brettanomyces gebraut, es dann aber im Rotweinfass drei Jahre lang reifen lassen. Aber auch das war ihm nicht genug. In jedem Jahr hat er einen Teil des Bieres abgelassen (ob er es getrunken oder für eine andere Kreation verwendet hat ist mir nicht bekannt) und hat das Fass wieder mit einem frischen Bier aufgefüllt. Dieses Verfahren kenne ich sonst nur von der Balsamico-Herstellung. Dieser Aufwand hat sich aber auch auf die Qualität des Bieres übertragen. Florian ist ein Belgier, gefangen im Körper eines Badeners.
Patrick Hellweg und Michael Wenske nennen sich Yeast’sc Pride und Hefezüchter und stellten heute ihr mit wilder Hefe gebrautes Triple IPA vor. Selten habe ich ein so vollmundiges IPA getrunken. Es war auch nicht „totgehopft“, sondern auch das Malz und vor Allem die Hefe kamen zu ihrem Recht. Ganz ehrlich – ich würde mich nicht trauen, mit wilder Hefe ein IPA zu brauen. Mit diesem Bier haben die Jungs den 3. Platz errungen.
Andy Langer stellte sein Brown Ale vor. Dabei handelte es sich um ein wirklich gutes Brown Ale, bei dem ich allerdings keine herausstehende Besonderheit feststellen konnte. Ich würde es aber durchaus gerne noch einmal trinken.
Borchard&Senger stellte seinen Maibock vor. Er hat sogar einen Namen: Marge Simpson Maibock. Die Besonderheit an diesem Bier ist, dass die Würze geteilt wurde. Ein Teil wurde vergoren und anschließend mit Vanille gestopft, während der andere Teil mit Simcoe-Hopfen und Spirulina vergoren wurde. Na gut, die Besonderheit kommt erst noch. Der erste Teil des Bieres wird ins Glas eingegossen und erzeugt praktisch keinen Schaum. Der Schaum kommt mit dem zweiten Teil des Bieres, mit dem mit Spirulina gebrauten Teil, das vorsichtig darüber gegossen wird und den für Marge Simpson typischen Blauton hat. Bei all diesem Aufwand bleibt aber der Charakter eines Maibock erhalten. Für diese absolut originelle Bierkreation haben die beiden den zweiten Platz gewonnen.
Dirk Beuchel, besser bekannt als DeBauerBrauer, stellte sein Mango-Quitte Ale vor. Dabei handelt es sich um ein sehr fruchtiges Ale, das mit den beiden im Namen aufgeführten Früchten gebraut wurde. Eine angenehme Fruchtsüße ist vorhanden, die aber nicht aufdringlich wird. Vor Allem wirkt die Frucht nicht künstlich, sondern eher so, als wenn ich in eine Mango beiße und noch den Geschmack von Bier im Mund habe. Von der Quitte konnte ich den Geschmack bestenfalls ahnen. Hätte ich nicht gewusst, dass in diesem Bier Quitte verbraut wurde, wäre ich nicht darauf gekommen. Überrascht hat aber etwas anderes: Ich habe die Mango deutlich herausgeschmeckt, während andere Besucher des Standes ausschließlich die Quitte schmeckten.
Den ersten Preis und damit den Titel des Deutschen Meisters der Hobbybrauer konnte das Team von Hexenbräu mit nach Hause nehmen.