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Heute ist Tag des deutschen Bieres

Aus Anlass des heutigen Tages des Deutschen Bieres hat der Deutsche Brauerbund eine Pressemitteilung verfasst. Auch wenn ich damit nicht vollständig einverstanden bin, gebe ich die Mitteilung hier wieder:

Deutsche Biere – nicht nur geschmacksvoll, sondern auch rein

Traditionell steht der 23. April in jedem Jahr ganz im Zeichen des Bieres. Denn am 23. April 1516 wurde das Reinheitsgebot für Bier verkündet. Seitdem gehört in unser Bier nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe.

Vor über fünfhundert Jahren forderte der bayerische Herzog Wilhelm IV. auf einem Landständetag in Ingolstadt: Zum Brauen sollten nur wenige natürliche Zutaten verwendet werden dürfen. Er wollte damit das manchmal wüste Treiben beim Bierbrauen beenden. Waren doch die Menschen im Lauf der Zeit auf die abenteuerlichsten Ideen gekommen, um ihrem Bier einen besonderen Geschmack zu verleihen oder um es haltbarer zu machen: Vom Zusatz von Kräutern, von Ruß für Dunkelbier, von Kreidemehl, um sauer gewordenes Bier wieder genießbar zu machen, und sogar von Stechapfel und Fliegenpilz wird berichtet. Manch dubiose selbsternannte „Brauer“ schreckten damals vor nichts zurück.

Qualitätsprüfung mit dem Hosenboden

Deshalb nahm der bayerische Herzog am 23. April 1516 die Sache selbst in die Hand und verkündete in Ingolstadt: Bier darf nur aus Wasser, Hopfen und Gerste bestehen. Die Hefe wurde damals nicht erwähnt, da man die genaue Wirkungsweise der Hefe noch nicht kannte. Die sich im Verlauf der Gärung vermehrende Hefe wurde zu dieser Zeit als Produkt der Bierbereitung angesehen, nicht als bedeutende Zutat. Erst später gelang es, Hefe zu züchten und damit auch eine gleichbleibende Qualität des Bieres sicherzustellen. 

Übrigens war auch in den Zeiten vor dem Erlass des Reinheitsgebotes das Bier auf seine Qualität geprüft worden. Die Verfahren, mit denen man die Qualität des Bieres prüfte, können jedoch nicht unbedingt als wissenschaftlich bezeichnet werden. Die wirkungsvollste Methode im 15. und 16. Jahrhundert soll wohl ganz einfach gewesen sein: Eine Bank wurde mit Bier bestrichen. Die amtlichen Prüfer in ihren ledernen Hosen setzten sich drauf und blieben drei Stunden lang still sitzen. Auf Kommando sprangen sie gleichzeitig auf. Blieb die Bank an der Hose kleben, war das Bier nicht zu beanstanden. Blieb die Bank jedoch stehen, wurde das offensichtliche Vergehen des Brauers bestraft.

Der Stolz der deutschen Brauer

Das Reinheitsgebot ist noch heute gültig. Deutsches Bier darf auch im dritten Jahrtausend nur vier Zutaten enthalten: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Keine Geschmacksverstärker, keine Farbstoffe, keine Konservierungsstoffe. Das Reinheitsgebot hat nichts an Aktualität verloren in Zeiten, in denen immer wieder Lebensmittelskandale aufgedeckt werden und bei vielen verarbeiteten Produkten die Zutaten in ihrer Vielfalt und Herkunft nur schwer zu durchblicken sind.

Mehr als 6.000 verschiedene Biere sind es, die in Deutschland gebraut werden. Dass sie alle unterschiedlich schmecken, liegt an vielen verschiedenen Faktoren: an der Rezeptur, am Brauwasser, an der Art, wie das Getreide gemälzt wurde, an den Aromen des verwendeten Hopfens und nicht zuletzt gerade auch am Fingerspitzengefühl des Braumeisters.

Feiern rund um den 23. April

Nach über fünfhundert Jahren gilt das Reinheitsgebot als eine der ältesten Lebensmittelverordnungen der Welt – und ist heute aktuell wie nie, da die deutschen Brauer auch heute noch nach dieser Vorgabe ihr Bier brauen. Der Erlass aus dem Jahr 1516 ist längst ein weltweiter Inbegriff für die Qualität deutscher Biere.

Und das wird mit dem „Tag des Deutschen Bieres“ gefeiert. Brauer, Gastronomen, Getränkehändler und viele andere begehen in jedem Jahr den 23. April mit verschiedensten Aktionen wie z.B. Brauereifesten, Lesungen, Jazzfrühschoppen, Bierseminaren, Braukursen und Brauereibesichtigungen. 

Alkoholfreie Biere weiterhin auf Wachstumskurs

Zum „Tag des Deutschen Bieres“, der am 23. April anlässlich des Jahrestages des Reinheitsgebotes gefeiert wird, rückt eine vergleichsweise junge Kategorie in den Mittelpunkt: Alkoholfreie Biere – erstmals vor rund 50 Jahren auf der „Leipziger Messe“ einem breiten Publikum präsentiert – entwickeln sich in Deutschland zu einer Erfolgsgeschichte. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) hat sich die Produktionsmenge von alkoholfreiem Bier und alkoholfreien Biermischgetränken in den vergangenen 20 Jahren von 329 Millionen Litern in 2004 auf rund 700 Millionen Liter im Jahr 2024 mehr als verdoppelt. Der Trend zu alkoholfreien Bieren ist ungebrochen: Die Getränkekategorie macht im Handel bereits neun Prozent aller Biere aus. In der Beliebheitsskala hat sie sich bereits auf Platz 3 vorgearbeitet, hinter dem unangefochtenen Marktführer Pils (48%) und den ebenfalls sehr erfolgreichen Hellbieren (11%).

„Verbraucherinnen und Verbraucher suchen nach hochwertigen, geschmackvollen Bieren, die zu jeder Lebenslage passen, und wir freuen uns, ihnen diese Vielfalt bieten zu können“, so Christian Weber, Präsident des Deutschen Brauer-Bundes in Berlin. Die hohe Qualität, aber auch die oftmals isotonischen und mineralischen Eigenschaften sorgen dafür, dass sich immer mehr Menschen für das Alkoholfreie begeistern. Der Spitzenverband der Brauwirtschaft rechnet damit, dass die Kategorie weiter wachsen und bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird.

„Die Innovationskraft der Brauereien spielt eine entscheidende Rolle für dieses Wachstum“, sagt Weber. Durch neue brautechnische Verfahren haben sich Geschmack und Qualität der alkoholfreien Biere über die Jahre enorm verbessert, durch modernste Anlagen kann der Alkohol sehr schonend entzogen werden, die Biere behalten ihren guten Geschmack und ihre hohe Qualität. Auch alkoholfreie Biere werden als Naturprodukte nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebraut – nur aus den vier Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Von klassischen Sorten wie Pils, Weizen, Hell oder Kölsch über fruchtige India Pale Ales bis hin zu malzigen Stouts – die Auswahl an alkoholfreien Bieren wächst stetig. In Deutschland, das weltweit führend ist beim Brauen alkoholfreier Biere, gibt es mittlerweile mehr als 800 verschiedene alkoholfreie Marken. Auch die Stiftung Warentest bescheinigte zuletzt mit einem Bier-Test 2024 die hohe Qualität alkoholfreier Biere in Deutschland. Das Fazit der Tester: „Nüchtern betrachtet ziemlich gut.“ Weil viele alkoholfreie Biere isotonisch und mineralisch sind, haben sie auch bei der Ernährung von Sportlerinnen und Sportlern längst einen festen Platz. Das Deutsche Institut für Sporternährung hat in einer Untersuchung nachgewiesen, welche Effekte alkoholfreie Biere als „erfrischender Durstlöscher für effektive Regeneration nach dem Sport“ haben.

Noch kurz zum Reinheitsgebot

Das Reinheitsgebot für Bier war am 23. April 1516 im bayerischen Ingolstadt von den Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. im Rahmen einer Landesordnung erlassen worden. Galt das Reinheitsgebot zunächst nur für das Herzogtum Bayern, wurde es nach der Verkündung am 23. April 1516 von mehr und mehr Ländern übernommen und ist seit 1906 geltendes Recht in ganz Deutschland. Das Reinheitsgebot schreibt vor, dass zur Bierherstellung nur Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet werden dürfen. Es steht für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und gilt zugleich als älteste, heute noch gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. In Deutschland hat sich daraus über Jahrhunderte eine weltweit beachtete Braukunst entwickelt: Aus nur vier natürlichen Zutaten entsteht in fast 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag eine weltweit einzigartige Vielfalt von über 40 verschiedenen Sorten und mehr als 7.500 einzelnen Biermarken.

(Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Brauer Bundes)

Ein offener Brief zum Thema Biertesting und KI

Derzeit ist die Künstliche Intelligenz das große Buzzword und wenn wir den meisten Medien glauben wollen, geht ohne die KI heute überhaupt nichts mehr und diese Technologie ist die einzig mögliche Fahrkarte in die Zukunft. Kritik an der Technikgläubigkeit an die KI hört man in der Regel nur in privaten Gesprächen. Dabei gibt es durchaus ernsthafte Probleme, die auftauchen, wenn eine Software pauschale Entscheidungen trifft, die sich durch Menschen teilweise nicht mehr überprüfen lassen.

Eines der Probleme hat Greg Loudon, der in Kanada unter anderem Bierjuroren ausbildet, in einem offenen Brief beschrieben, den ich übersetzt habe und Ihnen hier widergebe:

An alle, die es betrifft:

Bier- und allgemeiner gesagt Getränkewettbewerbe sind ein Markenzeichen der gesamten Branche. Sie verschaffen großen und kleinen Herstellern, die in ihrer jeweiligen Region und ihrem Stil herausragende Getränke herstellen, Anerkennung und Bekanntheit. Wettbewerbe werden mit der Absicht durchgeführt, die Produktqualität der Getränkeindustrie als Ganzes zu verbessern und das Engagement der Verbraucher für ihre lokalen Getränkehersteller zu erhöhen. Flexible Stilrichtlinien werden beibehalten und genutzt, um die Qualität über verschiedene Regionen, Produktionstechniken und lokal verfügbare Zutaten hinweg zu standardisieren. Das Beer Judge Certification Program (BJCP), das eine solche Reihe von Stilrichtlinien herausgibt, Schulungen für Juroren durchführt und Wettbewerbe registriert, erkennt derzeit über 98 Bierstile an – regionale, historische, gemischte oder experimentelle Stile nicht mitgerechnet.

Die Juroren geben umfangreiche sensorische Bewertungen, Rückmeldungen und Hinweise zur stilistischen Richtigkeit, Trinkbarkeit und Attraktivität für den Massenmarkt. Dazu gehören auch praktische Informationen darüber, wie die Produkte durch Prozessverbesserungen, die Auswahl von Zutaten und die Förderung bewährter Verfahren der Branche verbessert werden können. Bierjuroren sind ehrenamtlich tätig und dürfen gemäß dem BJCP-Verhaltenskodex nicht direkt für ihre Tätigkeit als Juroren entlohnt werden. Zwar werden gelegentlich Reisestipendien, Verpflegung oder Unterkunft gewährt, doch sind diese in Umfang und Budget begrenzt und berücksichtigen nicht, dass man beispielsweise wegen der Teilnahme an den Jurysitzungen der Arbeit fernbleibt. Die überwiegende Mehrheit der Juroren muss für ihre ehrenamtliche Tätigkeit aus eigener Tasche zahlen, und wenn der Juror nicht aus der Region kommt, kann der Betrag in die Hunderte oder sogar Tausende von Dollar gehen. Verkostungen sind zermürbend und ermüdend, sowohl geistig als auch körperlich. Ein durchschnittlicher Juror bewertet 6-8 Getränke pro Stunde sensorisch und stilistisch vollständig. Große Wettbewerbe werden an mehreren 8-12-stündigen Tagen bewertet. Die Getränke werden in Gruppen von 2 bis 3 Juroren bewertet, um ein vielfältiges Feedback zu erhalten und Voreingenommenheit zu vermeiden. Die Ergebnisse werden den einzelnen Juroren zugeordnet, um die Verantwortlichkeit zu erhöhen und ein sicheres, faires und gerechtes Bewertungsumfeld zu gewährleisten. Die Bewertung von Wettbewerben ist eine sehr menschliche Erfahrung, die von Menschen abhängt, die verschiedene Rollen ausfüllen: als Juroren, Stewards, Mitarbeiter, Organisatoren, Sortierer und Wartungspersonal des Veranstaltungsorts.

Im Jahr 2025 führten die Canadian Brewing Awards ein neues generatives KI-Modell namens Best Beer ein, das als Ersatz für das traditionelle zentralisierte Wettbewerbsbewertungsmodell des privaten Online-Wettbewerbsportals Beer Awards Platform (BAP) vermarktet wurde. Die Organisatoren gingen sogar so weit, es als „BAP 2.0“ und auf der Verbraucherseite als „Untappd-Killer“ zu bezeichnen, womit sie sich auf eine andere verbraucherorientierte Plattform zur Bewertung von Getränken bezogen. Das Ziel war es, aggregierte sensorische Bewertungsdaten zu nutzen, um ein generatives KI-Modell für jeden einzelnen Getränkeeintrag zu trainieren. Dies gab den Herstellern die Möglichkeit zu sehen, welche Getränke in ihren Regionen unabhängig vom Stil am besten vermarktet werden können, und mehr Juroren in der sensorischen Bewertung anhand von KI-Trainingsdaten zu schulen. Dieses KI-Modell wurde den über 40 Juroren in der Mitte des Wettbewerbs vorgestellt und überraschte alle durch die plötzliche Abkehr von den traditionellen Bewertungsmethoden. Sie präsentierten es als ein neues, innovatives Werkzeug, um die Effizienz der Bewertung zu steigern und den Herstellern bessere Daten zur Verfügung zu stellen. Der Chefjuror Stephen Beaumont prahlte damit, dass er, sobald er sich an das Werkzeug gewöhnt hatte, „ein Bier in 5 Minuten bewerten konnte“. Sie betonten auch, dass unsere Daten anonymisiert und aggregiert werden würden. Spätere Gespräche enthüllten ihre Absicht, die Bierbewertung zu dezentralisieren, was zu Ad-hoc-Brauereibesuchen führte, um das Bier in seiner heimischen Umgebung zu bewerten, im Austausch für große Geldsummen. Unabhängig davon war ihre Absicht, unsere Schulungsdaten für ihren eigenen Profit zu sammeln, offensichtlich. Viele Juroren fühlten sich unter Druck gesetzt, das neue System zu verwenden, obwohl sie eine Reihe von Bedenken hatten, da ihre Hotelunterkunft, Mahlzeiten usw. von ihrer Teilnahme an den Jurysitzungen abhingen. Andere waren bereit, wegen ihrer Bedenken zu gehen, wie ein Richter, der sagte: „Ich bin hier, um Bier zu beurteilen, nicht um Betatests durchzuführen“. Als die Bedenken über den Einsatz von künstlicher Intelligenz an Best Beer herangetragen wurden, wies man sie mit einem Achselzucken zurück und sagte: „Wenn sich die Leute nicht aufregen, sind wir nicht innovativ“, und bekräftigte, dass wir uns glücklich schätzen sollten, dass wir unsere Trainingsdaten für ihr generatives Modell zur Verfügung stellen konnten. Schließlich stimmte mehr als die Hälfte der Juroren in der Sitzung dafür, ihre jeweiligen Verkostungen wieder auf die traditionelle Bewertungsmethode umzustellen.

An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass den Herstellern, die ihre Produkte zu diesem Wettbewerb anmeldeten, mitgeteilt wurde, dass ihre Beiträge mit Hilfe einer „erweiterten Bewertung“ oder einer „verbraucherorientierten Bewertung“ bewertet werden würden. Die Informationen für die Teilnehmer waren spärlich und erwähnten die generative KI in keiner Mitteilung. Darüber hinaus mussten die Hersteller 8 Container pro Beitrag einsenden – eine Steigerung von 33 % gegenüber dem Vorjahr und doppelt so viel wie bei normalen kommerziellen Wettbewerben erwartet wird. In einer Auflistung auf der offiziellen Website waren 2 zusätzliche Container für die „verbraucherorientierte Bewertung“ vorgesehen, d. h. für die Aufnahme in den KI-Datensatz. Dies war für alle Teilnehmer obligatorisch, und bei etwa 1600 Einzelanmeldungen bedeutet dies, dass 3200 zusätzliche Dosen Bier zu diesem Zweck eingesandt wurden. Durch die zusätzliche Menge an Einsendungen kam die Wettbewerbslogistik ins Stocken und die Bewertung verzögerte sich ständig. Im Klartext: Die Einführung der generativen KI hat die Effizienz und Schnelligkeit des Wettbewerbs deutlich reduziert.

Am 4. April wurde bekannt gegeben, dass die Canadian Brewing Awards eine Bierverkostung unter dem Titel „Beer Boozled Challenge“ veranstalten werden. Bei der Veranstaltung, die sich an Bierliebhaber und Influencer richtet, geht es um die Blindverkostung einer Reihe von Bieren, die Bewertung der Biere im Best Beer AI-Modell und die Erstellung eines Verkostungsprofils, das Biere auf der Grundlage der Vorlieben des Verbrauchers empfiehlt. Die Eintrittskarten kosten zwischen 25 und 200 Dollar, beinhalten eine Bierprobe zur Bewertung und mindestens 12 Biere, die man auf der Grundlage des KI-Profils mit nach Hause nehmen kann. Wir haben Grund zu der Annahme, dass die für die Canadian Brewing Awards eingereichten Biere für diese Verkostung verwendet und an die Teilnehmer als Gegenleistung für ihre Trainingsdaten verschenkt werden – mit anderen Worten, ihre „verbraucherorientierte Bewertung“ ist eine Veranstaltung mit Eintrittskarten für ungeschulte Verbraucher, die in doppelter Weise zu ihrem Gewinn und dem künftigen Gewinn des KI-Modells ihres privaten Unternehmens beiträgt. Canadian Brewing Awards gibt an, dass die Veranstaltung nicht gewinnorientiert ist und die Ticketverkäufe zur Deckung der Veranstaltungskosten verwendet werden, aber das macht nicht viel Sinn, wenn man bedenkt, dass die Ticketpreise bis zu 200 Dollar pro Person betragen und – noch einmal – sie das Bier nicht gekauft haben. Die Hersteller haben die Teilnahmegebühren für die Canadian Brewing Awards bezahlt und ihr Produkt auf eigene Kosten verschickt.

Der Einsatz von KI ist entmenschlichend, da er die gesamte Individualität bei der Beurteilung und den Geschmacksvariationen von Menschen unterschiedlicher Umgebung, Ethnie, Geschlecht und genetischer Veranlagung beseitigt. Es gibt bereits Fälle von rassistischer Voreingenommenheit bei generativen KI-Modellen. Die Anonymisierung und Aggregation von Daten verstößt gegen die Grundprinzipien der Bierbeurteilung, indem sie die Verantwortlichkeit aus der Gleichung entfernt und den Regress gegen korrumpierte, beeinträchtigte, voreingenommene oder streitlustige Juroren verweigert. Durch die Abwertung des Stils wird ein wichtiges Element bei der Wahl des Verbrauchers beseitigt, und die Verbraucher, die sich bei ihren Getränkeentscheidungen auf Stilkennzeichnungen stützen, erhalten weniger Informationen zugunsten von generativen Vorschlägen.

Die Schulung neuer Beurteiler auf der Grundlage bestehender Schulungsdaten, wie z. B. die Messung der Genauigkeit der sensorischen Bewertung eines Getränks durch eine Person im Vergleich zu einer aggregierten Bewertung dieses Getränks, birgt weitere Möglichkeiten, weit verbreitete Verzerrungen einzuführen. Die Fähigkeit, unerwünschte oder unangenehme Geschmäcker (Nebengeschmäcker) in Getränken zu erkennen, wird von den Beurteilern ausgiebig trainiert, wobei häufig im Labor isolierte Verbindungen verwendet werden. An Orten, an denen diese nicht ohne weiteres verfügbar sind, könnten angehende Richter, die eine KI-Schulung absolvieren, davon abgehalten werden, Fehlaromen zu erkennen. Auch wenn die Qualitätskontrolle bei der Getränkeherstellung eine wichtige Rolle spielt, werden die Getränke von Menschen und nicht von Maschinen hergestellt. Viele Menschen sind nicht in der Lage, diese Merkmale ohne spezielles Training zu erkennen, und menschliche Schwankungen können die Wahrnehmung dieser Merkmale erhöhen oder verringern. Sowohl für Menschen als auch für künstliche Intelligenz gilt, dass eine einmal erlernte Voreingenommenheit nur schwer wieder verlernt werden kann. Außerdem könnte die vorgeschlagene dezentralisierte Nutzung dieses neuen Systems weitere Möglichkeiten zur Korruption bieten.

Es gibt noch weitere bedenkliche Faktoren: Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre im Zusammenhang mit den Trainingsdaten von KI-Systemen umfassen die umfassende, nicht einvernehmliche Nutzung personenbezogener Daten, den Missbrauch und die Vervielfältigung von urheberrechtlich geschütztem Material sowie die fehlende Möglichkeit, Daten zu löschen, was bedeutet, dass diese Daten für immer gespeichert werden. Zu den ökologischen Bedenken gegen den Einsatz von KI gehören die Zerstörung des Lebensraums von Wildtieren und von Urwäldern für den Bau von Rechenzentren, die Verbrennung von Kohlendioxid zur Erzeugung von Strom für den Betrieb von Servern in Rechenzentren und der Verlust von Frischwasser für die Kühlung von Servern. Ethische Bedenken betreffen den Bau von Rechenzentren in Ländern der Dritten Welt und in Entwicklungsländern, um deren Land, Ressourcen und Arbeitskräfte auszubeuten, sowie die schlechten Bedingungen für die Arbeiter bei der Wartung von Rechenzentren und die Lohnsklaverei. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass der Einsatz generativer KI die Fähigkeit zum kritischen Denken, die Kreativität und das originelle Denken bei Kindern und Erwachsenen beeinträchtigt. Keines dieser Probleme wurde von Best Beer angesprochen.

Der Einsatz von KI bei der sensorischen Bewertung von Getränken sollte und kann nicht als Ersatz für eine echte menschliche Beurteilung verwendet werden. Selbst der ergänzende Einsatz von KI-Tools hat massive negative Auswirkungen auf die Branche insgesamt, den Hersteller, den Wettbewerb und den Juror. Sie lässt massiven Raum für Korruption, Voreingenommenheit und Gier. Auch organisatorische Unzulänglichkeiten werden dadurch nicht behoben, und der Durchsatz der Wettbewerbe wird nicht erhöht, da Menschen zum Sammeln, Sortieren, Gießen und Weiterleiten der Beiträge an die Preisrichter benötigt werden. Durch den Einsatz dieser Systeme wird nichts Substanzielles geschaffen, sondern es werden lediglich Daten umgewandelt, die auf Schlussfolgerungen, Annahmen und Vorurteilen beruhen.

Wir, die unterzeichnenden Getränkejuroren, Eigentümer der Getränkeindustrie, Fachleute, Arbeiter und Ausbilder, fordern Sie auf:

  • das Sponsoring, die Befürwortung, die Investition oder die Akkreditierung von 14421400 Canada Inc. bzw. den Canadian Brewing Awards und Best Beer zu widerrufen, bis sie den Nachweis erbringen, dass sie die Entwicklung und Verwendung von KI eingestellt haben.
  • Die Entwicklung und Verwendung von KI-Tools und -Verfahren bei Getränkewettbewerben, sensorischen Bewertungen, Jurorenschulungen und Aktivitäten zur Verbraucherbindung einzustellen, diese zu veräußern und zu verbieten.
  • Ihre(n) Verhaltenskodex(e) zu aktualisieren, um Formulierungen über den Einsatz von KI aufzunehmen.

An 14421400 Canada Inc. bzw. Canadian Brewing Awards und Best Beer:

  • Wir fordern eine öffentliche, formelle schriftliche Entschuldigung dafür, dass unser Status als Freiwillige ausgenutzt wurde, dass unsere Schulungsdaten ohne vorherige Zustimmung gesammelt wurden und dass dies in böser Absicht geschehen ist.
  • Wir fordern, dass unsere Daten gelöscht und niemals ohne formelle, schriftliche Zustimmung für irgendeinen Zweck verwendet werden.

Wenn die Entwicklung und/oder Nutzung von KI fortgesetzt werden soll:

  • Wir fordern eine Datenschutzrichtlinie, in der dargelegt wird, wo und wie Nutzerdaten in allen Anwendungen verwendet werden.
  • Wir fordern einen jährlichen, öffentlichen Bericht über die ökologischen und ethischen Auswirkungen von KI-Tools und -Verfahren.

An unsere Kolleginnen und Kollegen in der Getränkeindustrie, an die Eigentümer der Getränkeindustrie, an Fachleute, Arbeitnehmer und Pädagogen: Unterschreiben Sie unseren Brief. Verbreiten Sie die Nachricht. Wecken Sie in Ihrem Einflussbereich das Bewusstsein für die tatsächlichen menschlichen Schäden der KI. Führen Sie offene Gespräche mit Ihren Arbeitgebern, Kollegen und Freunden über den Einsatz von KI in unserer Branche und in unserem Leben. Fordern Sie mehr Transparenz über Wettbewerbsorganisationen.

Die Originalfassung dieses offenen Briefes finden Sie hier.

Umfrage der EBCU zu den bierfreundlichsten Bahnhöfen und Flughäfen

Sind Sie gerne auf Reisen und trinken Sie gerne ein gutes Bier? Waren Sie schon einmal angenehm überrascht von einer großen Bierauswahl, während Sie auf einen Flug oder einen Zug warteten? Die EBCU (European Beer Consumers Union) will herausfinden, welche europäischen Flughäfen und Bahnhöfe das beste Biererlebnis bieten – und dafür braucht der Verband Ihre Hilfe.

Aus diesem Grund hat die EBCU eine unterhaltsame Online-Umfrage gestartet, um Ihre Erfahrungen zu sammeln und eine Rangliste der besten europäischen Reiseziele für Bier zu erstellen. Ganz gleich, ob Sie ein perfekt gezapftes Bier in einer Flughafenbar genossen oder ein verstecktes Juwel in einem Bahnhof entdeckt haben – wir wollen von Ihnen hören!

So nehmen Sie teil:

Die Umfrage ist schnell und einfach – teilen Sie uns einfach Ihre besten Biererlebnisse an großen Flughäfen und Bahnhöfen in ganz Europa mit. Teilen Sie mit:

✅ Wo haben Sie auf Reisen gutes Bier gefunden

💸 Das teuerste Flughafen- oder Bahnhofsbier, das Sie je gekauft haben

🍺 Gibt es versteckte Schätze, die wir alle kennen sollten?

🗓️ Die Umfrage läuft noch bis Ostern, und die EBCU wird die Ergebnisse kurz danach veröffentlichen. Das Ziel? Die Organisatoren wollen die besten Lokale für ein Bier vor dem Flug oder vor dem Zug vorstellen und den Reisenden helfen, auch unterwegs ein gutes Bier zu finden.

📊 Nehmen Sie jetzt an der Umfrage teil: https://forms.gle/DTNsXri1KC3Mz3ak7.

Lassen Sie uns gemeinsam das Reisen in Europa bierfreundlicher gestalten – ein Bierchen nach dem anderen.

EinBierkrug für den ganz großen Durst

Foto: obx-news/Oberpfälzer Wald/Thomas Kujat

Bayern und das Bier gehören schon seit jeher zusammen.
Normalerweise ist ein Maßkrug um die 20 cm hoch – in der Nähe der Stadt
Oberviechtach (Kreis Schwandorf) steht allerdings einer, der um einiges größer
ist. Stolze 3,80 Meter misst der größte Bierkrug der Welt und fasst ganze 4.718
Liter. Auf rund 14 Quadratmetern ist das beeindruckende Gefäß mit bayerischen
Motiven bemalt. Am 11. August 2002 wurde der Bierkrug erstmals unter
notarieller Aufsicht befüllt, was ihm 2004 einen Eintrag ins Guinness-Buch der
Rekorde als „Größter Bierkrug der Welt“ sicherte. Besucher können den Bierkrug
ganzjährig kostenlos besichtigen.

Deutsches Nationalteam der Bier-Sommeliers trainiert für WM

In Deutschland gibt es mittlerweile knapp 3.000 ausgebildete Sommelièren und Sommeliers für Bier, die teils in Restaurants oder Brauereien, Fachhandel, Braukursen oder Webinaren einem interessierten Publikum deutsche und internationale Bierstile präsentieren. Der Verband der Diplom-Biersommeliers, der 1.800 Sommeliers vertritt, freut sich über das hohe Interesse an der Ausbildung: „In einer Zeit, in der Konsumenten immer mehr Wert auf Qualität, Regionalität und Geschmack legen, wird die Rolle der Sommeliers immer wichtiger. Sie schaffen Wertschätzung für Biervielfalt, machen handwerklich gebraute Spezialitäten erlebbar und vermitteln mit Enthusiasmus und Wissen die sensorischen Besonderheiten“, so Nicola Buchner, Geschäftsführerin des Verbandes der Diplom-Biersommeliers.

2025 wird zum achten Mal in einem internationalen Wettbewerb die Weltmeisterin oder der Weltmeister der Biersommeliers gesucht. Vorab finden weltweit in vielen Ländern nationale Meisterschaften statt. Zum Finale der Weltmeisterschaft am 13./14. September 2025 in der Messe München reisen Teams aus der ganzen Welt an. Bis zu 100 Bier-Experten aus 15 Ländern werden zur WM in München erwartet. Das deutsche Team gehört zu den Favoriten, denn mit Sebastian Priller aus Augsburg 2011, Oliver Wesseloh aus Hamburg 2013, Stephan Hilbrandt aus Bonn 2017 und Elisa Raus aus Stralsund im Jahr 2019 haben deutsche Sommeliers bereits viermal den Weltmeistertitel geholt.

Die amtierende Deutsche Meisterin und Team-Kapitänin Jutta Knoll aus Bonn ist zuversichtlich, dass die Nationalmannschaft im September erneut erfolgreich abschneiden und den fünften WM-Titel nach Deutschland holen kann. Die Nationalmannschaft besteht aus zwei Frauen und 14 Männern, die sich gemeinsam fortbilden und Trainingslager absolvieren. „Wir haben längst mit den Vorbereitungen begonnen und trainieren sehr hart und mit viel Hingabe für die Meisterschaft“, sagt Jutta Knoll. „Das Training ist abwechslungsreich, anspruchsvoll und fordert all unsere Sinne heraus.“ Denn Biersommeliers seien weit mehr als nur Verkoster – „wir sind Geschichtenerzähler und Botschafter des Genusses“, sagt die Bierexpertin aus Bonn. Die Unterschiede zwischen den internationalen Bierstilen seien oft nur feinste Nuancen. „Deshalb schärfen wir gezielt unsere Sensorik und erarbeiten im Team die Besonderheiten jeder Kreation – von ihrer Geschichte über die passenden Food Pairings bis hin zum perfekten Genusserlebnis“, so die Deutsche Meisterin.

Der Deutsche Brauer-Bund als Dachverband der 1.500 Brauereien in Deutschland begleitet und unterstützt die Bewegung der Sommeliers seit Jahren. „Bier ist weit mehr als nur ein Getränk, es ist ein Kulturgut mit einer faszinierenden Vielfalt an Aromen, Braustilen und Traditionen“, so DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. „Biersommeliers sind die Experten, die diese Welt für Genießer, Gastronomen und die gesamte Bierbranche erschließen.“ Der DBB blickt positiv in die Zukunft, was das Berufsbild betrifft, denn die Nachfrage nach hochwertiger Beratung, sensorischer Expertise und der Entwicklung neuer Biere wachse stetig. Diesen Trend bestätigt auch Nicola Buchner vom Verband der Diplom-Biersommeliers. Sie betont, die Ausbildung zum Biersommelier eröffne vielfältige Karrierewege – von der Bierberaterin in der Gastronomie über die Produktentwicklung in Brauereien bis hin zum Eventmanagement und zur Weiterbildung von Fachkräften. „Besonders die große Bandbreite an Bierstilen, Aromen und Einsatzmöglichkeiten eröffnet Biersommeliers unzählige Möglichkeiten, Bier erlebbar zu machen.“

Mitglieder der Nationalmannschaft der Bier-Sommeliers unter der Teamleitung der Deutschen Meisterin Jutta Knoll (Bonn) sind Florian Bauer (Berlin), Martin Blickhan (Grafing b. München), Dr. Markus Fohr (Lahnstein), Peter Heßler (Fürth), Sebastian Hohentanner (Tokio), Philipp Ketterer (Hornberg/Schwarzwald), Dang-Stefan La Hong (Hamburg), Melanie Leutenegger (Leipzig), Thomas Pilawa (Geisenfeld/Hallertau), Thorsten Sander (Hannover), Franz van Hops (Leipzig), Matthias Willig (Aschaffenburg), Jürgen Wöhrle (Schenkenzell), Andreas Wölker (Alpirsbach) und Karsten Zinsik (München).

Omer Vander Ghinste will die Abwässer recyclen

Die Brauerei Omer Vander Ghinste Brauerei hat Veolia Water Technologies beauftragt, die Kläranlage in ihrer historischen Brauerei in der Nähe von Kortrijk, Belgien, zu erweitern. Seit 1892 ist die Brauerei Omer Vander Ghinste ein fester Bestandteil der belgischen Braukunst. Die Brauerei konzentriert sich zukünftig auf nachhaltiges Wachstum und will ihre Expansion mit verantwortungsvollen Praktiken in Einklang bringen.

Die Erweiterung der Kläranlage von Veolia soll den wachsenden betrieblichen Anforderungen der Brauerei gerecht werden und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck erheblich reduzieren. Das umfassende Upgrade beinhaltet fortschrittliche Technologien, einschließlich eines ZeeWeed™ 500 Membran-Bioreaktor-Systems, dem anaeroben Biobed® Advanced EGSB und CaptuRO™, einem Hochleistungs-Umkehrosmose-System.

Das Konzept der Biofabrik, bei dem Abwasser in wertvolle Ressourcen umgewandelt wird, steht im Mittelpunkt dieses Projekts. Die EGSB-Technologie von Veolia spielt eine entscheidende Rolle bei der Produktion von hochwertigem Biogas aus Abwasser. Das Biogas wird anschließend aufbereitet und zur Erwärmung von Wasser und Gebäuden verwendet, wodurch ein nachhaltiger Energiegewinnungszyklus entsteht, der jährlich die Emission von 548 Tonnen CO2 verhindert.

Darüber hinaus stellt die fortschrittliche CaptuRO-Technologie sicher, dass 70% des im Brauprozess verwendeten Wassers effizient und sicher recycelt und für Kühlwasser sowie Reinigung von Flaschen und Gefäßen wiederverwendet wird. Dadurch wird ein Volumen an Frischwasser eingespart, das dem jährlichen Verbrauch von fast 3.000 Einwohnern Belgiens entspricht. Dieser Ansatz minimiert nicht nur den Abfall, sondern veranschaulicht auch Veolias Vision für eine Kreislaufwirtschaft im Industriesektor.

Anne Le Guennec, Senior Executive VP für weltweite Wassertechnologien bei Veolia, kommentierte: „Wir sind sehr stolz darauf, mit der historischen Omer Vander Ghinste Brauerei an diesem Projekt zusammenzuarbeiten. Es veranschaulicht perfekt, wie unsere fortschrittlichen Technologien sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Effizienz eines Industriestandortes verbessern können. Indem wir 70% des Wassers wiederverwenden und einen erneuerbaren Energiekreislauf schaffen, demonstrieren wir, im Einklang mit unserem strategischen GreenUp-Plan, wie ökologische Innovationen Hand in Hand mit betrieblicher Effizienz gehen können.“

Statement von Walter König, Geschäftsführer Bayerischer Brauerbund e.V., auf der BrauBeviale 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Vertreter des Bayerischen Brauerbundes und der Gesellschaft für Hopfenforschung freue ich mich, Sie heute bei dieser gemeinsamen Pressekonferenz begrüßen zu dürfen. Die Partnerschaft zwischen der Hopfenwirtschaft und der Brauwirtschaft hat eine lange Tradition und ist eine der tragenden Säulen unseres Erfolges – gerade in Zeiten großer Herausforderungen und Veränderungen.

Deutscher Siegelhopfen ist für uns Brauer nicht nur ein unverzichtbarer Rohstoff, sondern auch ein Symbol für Qualität, Regionalität, Partnerschaft, Tradition und Innovationskraft. 99 % der weltweiten Hopfenproduktion fließen in die Bierherstellung. Damit steht die Hopfenwirtschaft in direktem Dienst unserer Branche und wir sind dankbar für die hervorragende Arbeit, die von den Hopfenpflanzern, Verarbeitern und Vermarktern geleistet wird.

Doch diese Partnerschaft steht vor großen Herausforderungen: Der rasch voranschreitende Klimawandel, politische Rahmenbedingungen und die Dynamik des Marktes verlangen von uns allen ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit.

Herausforderungen der Brauwirtschaft

Die Brauwirtschaft kämpft aktuell mit erheblichen Produktionskostensteigerungen. Personal, Energie, Verpackung und Logistik sind erheblich teurer geworden und vielen Brauereien gelingt es nicht, diese Kosten in den notwendigen Preisanpassungen für ihre Bierspezialitäten im Handel und in der Gastronomie weiterzugeben.

Das stellt uns vor eine doppelte Herausforderung: Einerseits müssen wir wirtschaftlich bestehen, andererseits die Partnerschaft mit der Hopfenwirtschaft weiter stärken, um die Rohstoffversorgung langfristig zu sichern.

Die in den vergangenen Jahren langsam aufgebaute und nach der Ernte 2024 deutliche Überversorgung des Hopfenmarktes macht deutlich, wie wichtig es ist, diese Partnerschaft mit Besonnenheit und Weitsicht zu gestalten. Ein großes Angebot ist aus der Sicht der Brauwirtschaft oberflächlich betrachtet gut, denn es beschert uns Versorgungssicherheit und attraktive Preise. Langfristig birgt es jedoch immense Risiken wie wirtschaftliche Instabilität auf der Produktionsseite oder eine mögliche Überreaktion bei der Flächenanpassung, die gepaart mit einer unterdurchschnittlichen Ernte das Pendel des Marktes schnell in die andere Richtung schlagen lassen können.

Zusammenarbeit als Schlüssel

Gerade in schwierigen Zeiten ist ein wertschöpfungsübergreifender Austausch unverzichtbar. Nur durch Dialog und Verständnis für die Herausforderungen auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette können wir gemeinsam Lösungen finden.

Es ist mir ein Anliegen, heute all jenen zu danken, die sich ehrenamtlich in die Gremienarbeit einbringen. Diese Plattformen des Austauschs – sei es der Agrarausschuss des Deutschen Brauer-Bundes, der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss der Gesellschaft für Hopfenforschung, der Rohstofftag in Spalt oder die Fachkongresse von TUM, VLB und EBC – sind entscheidend, um Brauer, Hopfenpflanzer, Verarbeiter und Wissenschaftler an einen Tisch zu bringen.

Wir brauchen diesen Austausch, um gegenseitiges Verständnis zu fördern und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Denn die Herausforderungen der Hopfenwirtschaft – wie der Klimawandel, politische Restriktionen und Marktvolatilität – sind auch die Herausforderungen der Brauwirtschaft.

Strategische Fortschritte in Forschung und Praxis

Es gibt erfreuliche Fortschritte, die uns Hoffnung geben:

  • Die erfolgreiche Gründung des Bewässerungsverbands Hallertau durch den Hopfenpflanzerverband ist ein Meilenstein. Dieser Schritt ist nicht nur für die Qualitätssicherung und Versorgungssicherheit der Brauwirtschaft von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Hopfenanbaus.
  • Im Hopfenforschungszentrum Hüll wurde kürzlich ein wegweisendes Projekt gestartet. Unter der Leitung des Lehrstuhls für Hydrogeologie der TUM wird untersucht, wie aufbereitetes Oberflächenwasser in Zeiten des Überschusses im Grundwasserleiter gespeichert werden kann. Dieses dreijährige Forschungsprojekt, das sogenannte Infiltrationsbrunnen testet, könnte an vielen Stellen in den Anbaugebieten etabliert werden und zeigt wie Forschung praktische Lösungen für die Zukunft entwickeln kann.

Diese wenigen exemplarischen Beispiele verdeutlichen wie strategische Investitionen und innovative Forschung dazu beitragen können, die Herausforderungen von heute in Chancen für morgen zu verwandeln.

Die Verantwortung der Brauwirtschaft

Als Brauwirtschaft tragen wir eine besondere Verantwortung. Unsere langfristige Rohstoffversorgung hängt von der Stabilität und Innovationskraft der Hopfenwirtschaft ab.

Es ist unsere Aufgabe, diese Partnerschaft zu stärken, indem wir:

  • Nachhaltigkeit fördern, etwa durch die Unterstützung von klimaresistenten Sorten und ressourcenschonenden Produktionsmethoden,
  • Flexibilität zeigen, um Marktvolatilitäten zu begegnen, und
  • uns klar zur heimischen Rohstoffversorgung bekennen.

Denn nur durch ein starkes, partnerschaftliches Miteinander können wir langfristig die Qualität und Vielfalt des deutschen Bieres sichern.

Gemeinsam in die Zukunft

Die Überversorgung nach der Ernte 2024 und die steigenden Kosten in der Produktion sind kein Grund zur Resignation. Vielmehr sollten wir diese Situation als Chance sehen, um die deutsche Hopfenwirtschaft und Brauwirtschaft gemeinsam auf eine solide, zukunftssichere Basis zu stellen.

Lassen Sie uns weiterhin im Dialog bleiben, gegenseitiges Verständnis fördern und gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten. So können wir sicherstellen, dass die deutsche Brau- und Hopfenwirtschaft nicht nur auf ihre Tradition, sondern auch auf ihre Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit stolz sein kann.

Statement Pascal Piroué auf der BrauBeviale 2024

Der Markt für alkoholische Getränke hat seit den 2010er Jahren einige Entwicklungen durchlaufen, die durch verschiedene Trends und Veränderungen im Verbraucherverhalten geprägt sind und die einen erheblichen Einfluss auf die globale Hopfenwirtschaft haben.

Der Trend zu handwerklich hergestellten und qualitativ hochwertigen Produkten ist in den beiden letzten Dekaden stark gewachsen. Die Verbraucher sind bereit, für einzigartige und qualitativ hochwertige Getränke mehr zu bezahlen, was die Nachfrage nach Craft-Bieren, Premium-Spirituosen und Qualitätsweinen angekurbelt hat. Gleichzeitig hat ein gestiegenes Umweltbewusstsein auch die Getränkeindustrie beeinflusst. Viele Marken setzen seitdem auf nachhaltige Beschaffungsmethoden, umweltfreundliche Verpackungen und soziale Verantwortung, um umweltbewusste Verbraucher anzusprechen. Die COVID-19-Pandemie zu Beginn der 2020er Jahre beschleunigte den bis dahin unbedeutenden Online-Handel mit alkoholischen Getränken. Seitdem haben sich die Verbraucher an den bequemen Kauf von Getränken über das Internet gewöhnt, was zu einer Zunahme von Lieferservices und Online-Plattformen geführt hat.

All diese Faktoren haben die Branche dazu veranlasst, neue Geschmacksrichtungen und innovative Produkte zu entwickeln, um die Nachfrage zu befriedigen. Dazu gehören beispielsweise aromatisierte Spirituosen, trinkfertige Cocktails und Hybridgetränke, die leider keinen Hopfen enthalten. Einzig das Segment der alkoholfreien Biere, die vergleichsweise gleich viel Hopfen wie alkoholhaltige Biere brauchen, hat in vielen Regionen noch Wachstumspotential.

Ernte 2024 und voraussichtliche Versorgungslage 2025

Die seit zwei Jahren anhaltend schwache Nachfrage nach Hopfen hat weltweit in den letzten drei Jahren zu einer Reduzierung der Anbauflächen geführt. Vor allem in den US-Anbaugebieten im pazifischen Nordwesten hat eine Reduzierung der Anbaufläche um 4.150 Hektar bzw. 18,5 % gegenüber dem Vorjahr zu einer weiteren deutlichen Korrektur geführt. Damit hat die US-Anbaufläche seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 rund 7.370 Hektar bzw. 28,7 % verloren.

Das Ergebnis der US-Ernte 2024 ist mit knapp 40.000 Tonnen als gut zu bezeichnen und entspricht den Erwartungen.

In Europa ist die Anbaufläche in der abgelaufenen Ernte um kaum nennenswerte 460 Hektar bzw. 1,4 % zurückgegangen. Grund dafür war der anhaltend hohe Vorkontrahierungsgrad zwischen Vermarktern und Hopfenpflanzern von nahezu 90 %. Diese Quote verhinderte weiterhin größere Flächenanpassungen, die notwendig gewesen wären, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die Vegetationsperiode 2024 war in Deutschland zwar von meist überdurchschnittlichen Niederschlägen, aber auch von sehr warmen Temperaturen geprägt. Die Erwartung einer qualitativ guten Ernte hinsichtlich der Inhaltsstoffe hat sich leider nicht erfüllt – mit 28 Hitzetagen über 30°C litten vor allem die traditionellen Aromasorten insbesondere im Monat August unter Hitzestress, so dass die Alphawerte unterdurchschnittlich ausfielen.

Die geernteten Rohhopfenmengen waren in vielen Sortengruppen gut oder sogar über Durchschnitt.

In den überseeischen Anbaugebieten wie Argentinien, Australien, China, Neuseeland und Südafrika wurden durchschnittliche Ernten eingefahren. Insgesamt ergab die Welthopfenernte 2024 ein Ergebnis von 113.500 Tonnen, mengenmäßig fast 5.000 Tonnen weniger als die Vorjahresernte, und einen durchschnittlichen Alphasäuregehalt von 9,4 %, was einem leichten Anstieg gegenüber 9,2 % bei der Ernte 2023 entspricht.

Die Nachfrage nach Hopfenprodukten ist sowohl für Vorverträge als für Spothopfen aktuell anhaltend schwach. Auch das für den Hopfeneinsatz wichtige Craft Bier-Segment wird von diesen Einflussfaktoren nicht verschont und weist dieses Jahr nach ersten Hochrechnungen in den USA ein Minus von knapp 5 % aus.

Die massiven Bestände und das Überangebot stellen eine große finanzielle Herausforderung für die Hopfenvermarkter dar. Bei rückläufigen Umsätzen müssen Zins- und Lagerkosten getragen werden, die die Ergebnisse deutlich belasten. Es ist zu erwarten, dass nach den Ernten 2025 und 2026 auch in Europa deutliche Flächenrückgänge und Betriebsaufgaben zu verzeichnen sein werden.

Berechnungen über das Ausmaß der Flächenreduzierung, die zur Wiederherstellung des Marktgleichgewichts erforderlich ist, zeigen, dass kurzfristig weltweit weitere 5.000 – 10.000 Hektar gerodet werden müssten, was wiederum zum Verlust von Marktpartnern in der Lieferkette führen würde.

Ausblick 2025

Im Ergebnis wurde auch in der Ernte 2024 zum neunten Mal in Folge mehr Alphasäure produziert als benötigt, was sich insbesondere in den niedrigen Freihopfennotierungen widerspiegelt.

Aufgrund der geringen Aussicht auf eine auskömmliche Vermarktung wurden die produzierten Spothopfen, wie z. B. die Sorten Perle und Tradition, aber auch Bittersorten von den Vermarktern zu Preisen gehandelt, die oft nicht einmal die variablen Kosten decken.

In den letzten zehn Jahren hat die Anzahl neuer Sorten stark zugenommen. Züchter und Vermarkter sind bestrebt, mit neuen resistenten Hopfensorten zukunftsweisende Optionen zu präsentieren, mit denen nicht zuletzt wichtige Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können.

Derzeit gibt es keine Lieferengpässe, aber wenn sich der Marktzyklus wieder dreht und es zu einer Verknappung des Angebots kommt, werden die Brauereien, die über eine breitere Palette an eingeführten Hopfensorten verfügen, die bessere Wahl haben.

Europas Brauereien sichern zwei Millionen Jobs

Trotz der Auswirkungen der Pandemie, der weiterhin angespannten Lage im Gastgewerbe, den gestiegenen Produktionskosten und der allgemeinen Konsumzurückhaltung trägt Europas Brauwirtschaft weiterhin erheblich zur Wirtschaftskraft des Kontinents bei. Dies geht aus einem aktuellen Report von „Europe Economics“ hervor, der am Mittwoch in Brüssel vom Dachverband „The Brewers of Europe“ veröffentlicht wurde.

Die Studie mit dem Titel „The Contribution Made by Beer to the European Economy“ kommt zu dem Ergebnis, dass die Bierbranche direkt und indirekt über zwei Millionen Arbeitsplätze in der EU sichert, was etwa 1 Prozent der Gesamtbeschäftigung in der EU entspricht (Datenbasis 2022). Dazu zählen rund 118.000 Arbeitsplätze direkt im Brauereisektor, 217.000 Jobs in der Zulieferindustrie, vor allem der Landwirtschaft, wo Getreide und Hopfen als Rohstoffe angebaut werden, sowie 220.000 Stellen im Handel und rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze im Gastgewerbe, das jedoch die Folgen der Krise noch lange nicht überwunden hat.

Laut der Studie erreichten die Verbraucherausgaben für Bier im Jahr 2022 in der EU rund 110 Milliarden Euro, sodass die Branche mit einer Wertschöpfung von über 52 Milliarden Euro zur europäischen Wirtschaft beigetragen hat. Darüber hinaus generiere der Biersektor beträchtliche Steuereinnahmen für die nationalen Regierungen, die sich allein im Jahr 2022 auf über 40 Milliarden Euro summiert haben, darin enthalten 7 Milliarden Euro an Verbrauchssteuern, aber auch 12,5 Milliarden an Mehrwertsteuer aus dem Bierkonsum im Gastgewerbe. Trotz der wirtschaftlichen Belastung durch hohe Produktionskosten, die in den Brauereien seit 2019 um bis zu 25 Prozent gestiegen sind, sei der Biersektor weiterhin sehr innovativ und vergrößere stetig die Auswahl an Marken und Produkten, auch um der steigenden Nachfrage nach alkoholfreien Bieren gerecht zu werden. Es bleibt jedoch eine unverändert große Herausforderung für die Braubranche, die stark gestiegenen Kosten an Handel und Gastronomie weiterzugeben.

„Die Brauereien spielen eine wichtige Rolle in der europäischen Wirtschaft, sie sind eng mit Europas Regionen verbunden, schaffen Arbeitsplätze und fördern das Wachstum. Der Beitrag der Braubranche wird dabei jedoch oft übersehen“, sagte Julia Leferman, Generalsekretärin des europäischen Dachverbandes „The Brewers of Europe“, gestern bei der Vorstellung der Studie in Brüssel. Ihren Worten zufolge bleibt das Umfeld für die Brauwirtschaft auf absehbare Zeit voller Herausforderungen. „Die Verbrauchssteuern werden immer höher und die Produktionskosten explodieren“, so Leferman. Ihre Forderung: „Die Gesetzgeber haben die Aufgabe, einen politischen Rahmen zu schaffen, der es den Brauereien ermöglicht, ihren positiven Beitrag für Europas Wirtschaft weiter zu steigern.“

Deutschland ist mit 1.490 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien und einer Jahresproduktion von 8,4 Milliarden Litern Bier der mit Abstand größte Bierhersteller Europas. Hinzu kommt der wachsende Markt der alkoholfreien Biere. „Ein Erfolgsfaktor der deutschen Brauwirtschaft ist ihre Innovationskraft, die sich auch am Boom der alkoholfreien Biere zeigt. Hier liegt Deutschland mit mehr als 800 nach dem Reinheitsgebot gebrauten alkoholfreien Marken an der Weltspitze. Bald wird jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein“, so Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes in Berlin. Kein anderes Segment der Brauwirtschaft habe in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie alkoholfreie Biere und alkoholfreie Biermischgetränke. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland sogar mehr als verdoppelt – auf 665 Millionen Liter im Jahr 2023. Gleichzeitig sei zu beobachten, dass immer mehr Brauereien ihre Portfolios strategisch erweitern und auch mit Erfrischungsgetränken erfolgreich seien, so Eichele. „Die deutsche Brauwirtschaft ist innovativ, sie wird immer vielfältiger und damit auch resilienter.“

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Brauerbundes