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Kühn Kunz Rosen – Dark Flow

Im Herzen von Mainz, wo wir eher Weinkompetenz erwarten, ist die junge Brauerei Kühn Kunz Rosen beheimatet. Diese Craft-Brauerei steht für handwerkliches Können und Qualität. Gegründet von Bierliebhabern mit einer Vision, steht Kühn Kunz Rosen heute für Kreativität und Vielfalt in der deutschen Craft-Bier-Szene. Kühn Kunz Rosen legt großen Wert auf handwerkliche Perfektion und Nachhaltigkeit. Die Brauerei arbeitet bevorzugt mit regionalen Zutaten, um die Umweltbelastung zu minimieren und die lokale Wirtschaft zu unterstützen. Von dort steht jetzt das Dark Flow in der Edition von 2022 vor mir, ein Barrel Aged Imperial Stout.

Schon die Optik des Dark Flow ist eine Wucht: Blickdicht schwarz präsentiert sich das Bier im Glas. Die haselnussbraune feinporige Schaumkrone ist zwar recht klein, fällt aber sehr langsam in sich zusammen.

Noch beeindruckender als die Optik ist allerdings das Aroma. Ein intensiver Duft von geröstetem Malz steigt mir in die Nase und erinnert an Schokolade und Kaffee, an geröstete Haselnüsse und Karamell, abgerundet mit dem Duft des Whiskeyfasses und einem Hauch Kandis.

Und so wie der Genuss in der Nase begonnen hat, so geht er auch im Mund weiter. Süß, mit intensivem Geschmack und sehr feinperliger Kohlensäure ist der erste Eindruck, den das Dark Flow auf der Zunge vermittelt. Die Süße bleibt auch die gesamte Zeit erhalten, während sich der Geschmack von Kaffee, Schokolade und Nüssen dazugesellt. Der Geschmack des Whiskey hält sich diskret im Hintergrund und er greift nur unterstützend in das Geschehen ein. Jetzt kann ich auch eine geringe fruchtige Säure schmecken. Das Mundgefühl ist cremig, fast dickflüssig.  Dazu harmoniert auc die zurückhaltende Bittere des Hopfens. Auch in der Kehle ist das Bier mild und die immerhin elf Volumenprozent Alkohol wärmen, auch wenn sie zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund getreten sind. Selten habe ich ein so ausgewogenes Bier erlebt.

Noch seltener ist es allerdings, wenn die Brauer auch noch verraten, welche Fässer sie für die Reifung verwendet haben. In diesem Fall handelt es sich um Eichenholzfässer, in denen vorher ein Single Malt Scotch der Sorte Caol Ila gelagert wurde: Dieser Single Malt Scotch stammt aus der größten Destillerie der schottischen Insel Islay, die ihren Whiskey größtenteils mit getorftem Malz herstellt. Während der Reifezeit, die ein dreiviertel Jahr andauert, verbinden sich die Aromen von Bier und dem Whiskey zu dichten Geschmacksprofil.

Einen Nachteil hat das Bier allerdings: es ist ausverkauft und ob es noch einmal nachgebraut wird, steht in den Sternen. Aber die Mainzer haben ja noch viele andere schöne Biere im Angebot.

Zutaten:

Gerstenmalz (Pale Ale, Münchner, Karamell, Röstmalz), Weizenröstmalz, Hopfen (Northern Brewer), Hefe

Alkoholgehalt:

11 % Vol.

Bittereinheiten:

40 IBU

Brauerei:

K.K.R. GmbH
Weisenauer Str. 15
55131 Mainz
www.kuehnkunzrosen.de

Riegele – Noctus 100

Das Bier, das jetzt aus der Braumanufaktur Riegele vor mir steht, wurde erstmals als Geschenk für Katharina die Große am Hof des russischen Zaren gebraut. Die Zahl 100 im Namen steht für 100 Dunkeleinheiten, was bedeutet, dass das Bier tiefschwarz ist. Bei dieser Geschichte darf ich mich wohl auf ein ganz besonderes Bier freuen.

Und tatsächlich, das Bier ist blickdicht schwarz. Selbst als ich das Glas gegen das Licht halte, schimmert absolut nichts durch. Über dem Bier steht eine durchschnittliche Menge feinporiger brauner Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Die Optik ist schon mal königlich.

Betörend ist auch das Aroma. Düfte nach Bitterschokolade und Kaffee steigen mir in die Nase. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist recht süß, was aber gut mit der gut dosierten und sehr feinperligen Kohlensäure harmonisiert. Aber erst als sich das Bier auf der Zunge verteilt lässt es seine Muskeln richtig spielen. Es ist wuchtig und schwer, wobei der Geschmack nach Schokolade dominiert. Dazu kommt eine leichte Säure die das Noctus 100 gut abrundet. Insgesamt ist der Geschmack sehr stimmig. Der Abgang ist freundlich bitter und er klingt sehr lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pale Chocolate, Dark Chocolate, Steffi, Münchner Malz, Amber Malz), Weizenmalz, Haferflocken, geröstete Gerste, Hopfen (First Gold, Golding), Hefe (Irische Ale Hefe)

Alkoholgehalt:

10 % Vol.

Brauerei:

Brauerei S.Riegele
Inh. Riegele KG
Frölichstraße 26
86150 Augsburg
www.riegele.de

Klosterhof Imperial Stout

Die Klosterhof-Brauerei ist eine kleine Bio-Brauerei auf dem Gelände des Klosters Neuburg in Heidelberg. Sie produziert kleine Mengen handwerklich hergestellter Spezialbiere. Von dort steht jetzt das Imperial Stout vor mir, das nur saisonal gebraut wird.

Tiefschwarz und blickdicht präsentiert sich das Bier im Glas. Die haselnussbraune gemischtporige Schaumkrone bleibt durchschnittlich lange erhalten.

Wie für ein Imperial Stout typisch dominieren die Röststoffe das Aroma. Ich rieche Schokolade und Kaffee, aber auch Vanille und einige fruchtige Nuancen, die mich an Banane erinnern.

Überraschend ist die geringe Süße. Ich hätte zwar mehr Süße erwartet, aber die Trockenheit des Bieres gefällt mir. Daher vermisse ich keine höhere Karbonisierung, denn die sehr feinperlige Kohlensäure ist eher knapp dosiert. Auf der Zunge ist das Bier malzig und ausgewogen. Das Mundgefühl ist samtig. Leider ist der Abgang eher säuerlich mit kurzem Nachklang ausgefallen.

Aber so bildet das Bier einen schönen Kontrast zu Weihnachtsgebäck oder Marzipan.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen (HT-Perle, HAT-Saphir, Tettnanger) Hefe

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Brauerei:

Brauerei zum Klosterhof GmbH
Stiftweg 4
69118 Heidelberg
www.brauerei-zum-klosterhof.de

Hertl – 6 Fäuste für ein Halleluja

Wenn sich drei bekannte Brauer von Craft-Bieren zusammenfinden, um ein gemeinsames Bier zu brauen, dann können wir wohl eine echte Sensation erwarten, oder? In diesem Fall haben sich David Hertl (Braumanufaktur Hertl), Sebastian Sauer (Freigeist Bierkultur) und Georg Tscheuschner (Schorschbräu) getroffen. Und wenn ich mir den Namen des dabei entstandenen Bieres ansehe, dann erwarte ich eine Spezialität, wie ich sie noch nie verkostet habe. Ein Blick auf das Etikett verrät schon mal etwas: bei diesem Bier handelt es sich um ein Imperial Stout Eisbock. Nun ist ein Imperial Stout etwas anderes als ein eisgereiftes Bockbier. Ich will daher annehmen, dass es sich um ein eisgereiftes Imperial Stout handelt. Mal sehen, ob ich mit dieser Annahme Recht behalte.

Absolut blickdicht schwarz mit einer mittelbraunen Schaumkrone präsentiert sich das Bier im Glas. Die Schaumkrone ist gemischtporig, durchschnittlich groß und bleibt auch durchschnittlich lange erhalten. Die Optik dieser Kreation ist durchaus beeindruckend.

Die Aromen dieses Bieres sind sehr intensiv. Beim Aussehen dieses Bieres ist es kein Wunder, dass die Röstaromen im Mittelpunkt stehen. Düfte nach Mokka und dunkler Schokolade steigen mir in die Nase, unterstützt durch den Duft nach Vanille sowie deutlich süße Noten. Fruchtige Noten fehlen vollkommen, was dem Aroma aber wirklich nicht schadet.

Süße ist auch beim ersten Kontakt mit der Zunge der hervorstechende Eindruck. Die Kohlensäure ist eher zurückhaltend eingesetzt, aber sie reicht aus. Auf der Zunge ist das Bier samtweich und schwer. Die Aromen spiegeln sich jetzt wider. Eigentlich hätte ich jetzt einiges an Bitterstoffen des Hopfens erwartet, die aber nicht vorhanden sind und – eigentlich auch gar nicht fehlen. Obwohl die 14 Volumenprozent Alkohol gut eingearbeitet und kaum zu schmecken sind, erinnert das Bier jetzt an einen Likör. Erst im Abgang kommt der Alkohol leicht in den Vordergrund, aber auch hier ordnet er sich dem Geschmack nach Espresso und Bitterschokolade unter. Der Geschmack klingt noch lange nach, so dass der Konsument von diesem Bier wirklich lange etwas hat.

Zutaten:

Brauwasser, Gersten- und Weizenmalz, Röstgerste, Rübenzucker, Hopfen und Hefe

Alkoholgehalt:

14,0 % Vol.

Brauereien:

Braumanufaktur Hertl
Thüngfeld 61
96132 Schlüsselfeld
https://braumanufaktur-hertl.de/

FREIGEIST
Diepenlinchener Str. 20
52224 Stolberg

Schorschbräu GmbH
Richard Stücklen Str. 7
91710 Gunzenhausen
http://www.schorschbraeu.de/