30167 Haltenhopf II

Ich muss zugeben, dass ich mit einigen Vorurteilen an dieses Bier herangehe. Der Name gibt Rätsel auf, die ich trotz intensiver Recherche nicht lösen konnte. Das „30167“ am Beginn ist die Postleitzahl der Genossenschaft „Nordstadt braut“. Die römische 2 am Ende zeigt an, dass dieses Bier das zweite war, das die Genossenschaft auf den Markt gebracht hat. Was diese Information, die ich erst aus dem Internet erhalten habe, im Namen zu suchen hat, erschließt sich mir bislang nicht. Erscheint in fünf Jahren ein Bier mit dem Namenszusatz „XXIIV“? Was ein Haltenhopf sein soll ist mir allerdings vollständig schleierhaft. Ich kenne nur einen Wiedehopf, aber der hat mit Bier nun so garnichts zu tun. Eine Internetrecherche brachte auch keine wirkliche Klarheit. Der einzige ähnliche Begriff, der zumindest eine minimale Verbindung zu Hannover hat, ist der Name „Holger Haltenhof“. Dieser Fußballspieler war Anfang der 1970er Jahre beim HSV und spelte am 7. 10. 1972 für drei Minuten gegen Hannover 96. Aber diese Erklärung erscheint mir doch etwas zu abgedreht. Vermutlich handelt es sich bei Haltenhopf um eine vollkommen sinnfreie Worschöpfung. Schade. Wenn ich ein mir nicht bekanntes Bier im Regal sehe, hätte ich schon gerne schnell eine Ahnung davon, was ich da vor mir habe. Aber auf den zweiten Blick sehe ich noch den Schriftzug „Maerzen“, den ich jetzt mal als Märzen lese. Öffne ich also die Flasche und schenke mir das Bier ein.

Bernsteinfarben mit einer feinporigen Schaumkrone, die auch lange erhalten bleibt, präsentiert sich das Bier im Glas. Leider ist es vollkommen stiluntypisch hefetrüb.

In die Nase steigt mir der angenehme Duft des Malzes nach Brotrinde. Leider wird dieser Duft durch den Hopfen fast überdeckt.

Der Antrunk ist leicht süß und durch die feinperlige Kohlensäure recht frisch. Auf der Zunge kommt der Hopfen in den Vordergrund und verdrängt den für ein Märzen typischen Geschmack des Malzes fast vollständig. So ist das Bier für ein Märzen ungewöhnlich bitter und auch das weiche Mundgefühl kann dieses Bier nicht mehr retten. Im Abgang verstärkt sich das Bitter noch einmal und es klingt sehr lange nach.

Jetzt drängt sich mr die Frage auf, ob ich mich total irre oder das Bier wirklich seinen Stil so weit verfehlt hat. Schaue ich mal in meinen Unterlagen nach. In der Kategorieliste der Frankfurt International Beer Trophy wird das German-Style Märzen wie folgt beschrieben: „B ernsteinfarben. Vollmundig, oft mit süßer Malznote. Nicht betonter bis leichter Karamellcharakter. Kräftigere Version des Kellerbies, aber klar filtriert.“ Ähnlich sieht auch die Kategoriebeschreibung für das German-Style Märzen beim European Beer Star aus: „bernsteinfarben – malzbetont, mit süßer Malznote – leicht röstartig, jedoch nicht betont karamellartig – leichter Brot- oder Bisuitcharakter im Geruch und Geschmack – Hopfengeruch und -geschmack gering aber erkennbar und rein – keine fruchtigen Ester- oder Diacetylnoten – das Bier ist filtriert – keine Kältetrübung“.

Offensichtlich hat die Genossenschaft den Bierstil vollkommen verfehlt. Damit will ich nicht behaupten, dass das Bier als solches nur schlecht wäre. Im Gegenteil – als Zwickl würde es durchaus durchgehen. Sehr gelungen finde ich eigentlich die Hopfengabe, die zusammen mit einem kräftigen roten Malzkörper ein wirklich gutes Irish Red Ale ergeben würde. Aber als Märzen? Ich frage mich hier wirklich, ob ein falsches Bier abgefüllt wurde (oder ob die Flaschen mit falschen Etiketten beklebt wurden).

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener, Cara Medium), Hopfen (Centennial, Columbus, Cascade), Hefe

Alkoholgehalt:

5,5 % Vol.

Stammwürze:

14° Plato

Farbe:

20 EBC

Brauerei:

Nordstadt braut eG
Engelbosteler Damm 126
30167 Hannover
www.nordstadt-braut.de

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