Nun wartet ein Eisbock aus dem Brauhaus Faust, beheimatet im bayrischen Miltenberg, auf seine Verkostung. Um die Entstehung dieses Bierstils rangt sich eine Legende. Es heißt, dass der Eisbock seinen Ursprung im Jahr 1890 hat. Schon immer war es die Aufgabe der Gesellen, die Bierfässer vom Hof in den Keller zu räumen. Ein fauler fränkischer Brauergeselle beschloss eines Abends diese Pflicht auf den nächsten Tag zu verschieben und löste damit nicht nur den Zorn seines Meister aus, sondern auch einen ganz besonderen Prozess. Im Laufe der Winternacht gefror das Bockbier in den Fässern fast vollständig. Am nächsten Morgen erwartete der Meister seinen Gesellen mit einer Standpredigt und seiner Strafe: Der widerspenstige Geselle sollte die restliche Flüssigkeit aus den Fässern trinken, eine damals übliche Strafe, wenn ein Brauer einen Sud versaut hatte. Der mutmaßlich schlechte Geschmack sollte ihm eine Lehre sein. Doch anstatt einer Strafe war das Trinken des Bieres eine wahre Freude: Der Vorgang des Gefrierens hatte das Bockbier in eine süße Spezialität verwandelt.
Heute verlassen sich die Brauereien nicht mehr auf die Wetterlage, sondern der Prozess des Gefrierens wird absichtlich herbeigeführt. Dadurch wird der Alkoholgehalt gesteigert. Außerdem entfalten dabei sich intensive Geschmacksebenen. Um diese noch komplexer und ausgefeilter zu machen, wird der Eisbock bei Faust zudem noch mehrere Monate lang in Holzfässern gereift. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Eisbock des Brauhauses Faust im Jahr 2020 bei Meiningers International Craft Beer Award mit der Platinmedaille ausgezeichnet wurde. Da kann ich mich ja auf eine sehr angenehme Verkostung freuen.
Braun und gefiltert präsentiert sich das Bier im Glas. Die kleine Schaumkrone löst sich sehr schnell auf, was bei einem Eisbock aber typisch ist.
Schon das Aroma ist betörend. Ich rieche Kandis und Marzipan, dunkle Schokolade und Trockenpflaumen, dazu einige würzige Noten. Auch die 12 Volumenprozent Alkohol kann ich riechen; sie kommen aber aus dem Hintergrund und unterstützen die anderen Aromen, ohne dominant zu werden.
Der Antrunk zeichnet sich durch eine kräftige sowie eine sehr feinperlige Kohlensäure aus. Auf der Zunge kommen kräftige Röstaromen dazu. Jetzt kommt auch der Alkohol stärker in den Vordergrund und brennt leicht auf der Zunge. Das Mundgefühl ist wuchtig, dabei aber auch weich. Bitterstoffe kann ich nur wenige schmecken, dafür sorgt aber eine leichte Holznote für eine angenehme Fülle. In der Kehle stehen die Fruchtnoten zusammen mit dem Alkohol im Vordergrund und erzeugen ein angenehmes warmes Gefühl.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe
Alkoholgehalt:
12,0 % Vol.
Stammwürze:
26,5° Plato
Bittereinheiten:
22 IBU0
Farbe:
30 EBC
Empfohlene Genusstemperatur:
12° – 16° Celsius
Brauerei:
Brauhaus Faust KG
Hauptstraße 219
63897 Miltenberg
www.faust.de