Regionalität liegt bekanntlich voll im Trend. Und da haben die Brauer in der Schweiz ein Problem. Der Hopfen will im Alpenstaat einfach nicht vernünftig gedeihen. Das brachte die Forscherin Amandine André, die an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) arbeitet, auf eine Idee, die im Nachhinein als vollkommen logisch erscheint, auf die aber bislang nach meinem Wissen niemand gekommen ist. Hanf ist mit dem Hopfen verwandt und kann ebenfalls zum Erzeugen der Bitterkeit des Bieres verwendet werden. Außerdem hat der Hanf gegenüber dem Hopfen einige Vorteile. Er ist widerstandsfähiger gegen den Klimawandel, gedeiht in der Schweiz gut und benötigt weniger Dünger, Pflanzenschutzmittel und Wasser.
Inzwischen gab es auch erste Brauversuche, die bereits recht erfolgversprechend ausgefallen sein sollen. Dabei wurden 75 % des Hopfens durch Hanfblüten ersetzt und in einer kleinen Verkostung sollen die Verkoster keinen Unterschied zu herkömmlichen Lagerbieren festgestellt haben. Derzeit werden die Biere gelagert, u feststellen zu können, ob sie auch eine längere Lagerzeit ohne Qualitätsverlust überstehen können.
Ökologisch macht die Verwendung von Hanf sicher Sinn. Neben dem bereits erwähnten geringeren Bedarf an Dünger, Pflanzenschutz und Wasser gibt es den Vorteil, dass die zum Brauen verwendeten Blüten bei der Verarbeitung von Industriehanf als Abfallprodukt anfallen.
Jetzt wundern Sie sich eventuell, weil Sie Hanfbier schon ab und an im Handel gesehen haben. Dabei handelt es sich aber um ein anderes Produkt, da es sich bei den Hanfbieren, sie im Handel bereits erhältlich sind, um konventionelles Bier handelt, bei dem Hanfblüten als Aromastoff verwendet wurden. Bei den Versuchen der ZHAV ist der Geschmack des Hanfes aber unerwünscht und er soll auch nicht aufgetreten sein. Im Moment muss dem Bier auch noch recht viel Hanf hinzugefügt werden, etwa die drei- bis vierfache Menge des eingesparten Hopfens, um eine vergleichbare Bittere zu erhalten. Derzeit führen die Schweizer Pflanzversuche durch, um eine passende Hanfsorte zu züchten, die einen erhöhten Anteil an Bitterstoffen aufweist.