Traditionell laden auf der BrauBeviale der Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V., der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband e.V., der Bayerische Brauerbund e.V. sowie die Privaten Brauereien Bayern e.V. zu einer gemeinsamen Pressekonferenz ein. Hier das Statement von Adi Schapfl vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer. Ich veröffentliche es sowohl schriftlich als auch als Podcast zum Anhören. Wundern Sie sich bitte nicht, wenn am Anfang der Audioaufzeichnung von „Majestäten“ gesprochen wird – es ist auch Tradition, dass die Hopfenköniginnen bei der Pressekonferenz anwesend sind. Hier also das Statement:
Die Hopfenernte 2023 ist in Deutschland schlecht ausgefallen – wieder schlecht. Nach Abschluss der Hopfenzertifizierung am 15. November liegen die offiziellen Abwaagezahlen vor:
In ganz Deutschland produzierten im Jahr 2023 1.041 Betriebe auf einer Fläche von 20.629 Hektar 41.234 Tonnen Hopfen, das sind umgerechnet 824.685 Zentner.
Die Zahlen aus den einzelnen Anbaugebieten in Deutschland stellen sich wie folgt dar:
Ernte 2023 in t |
Veränderung zu 2022 in % |
Ernte 2022 in t |
|
Hallertau |
34.949 |
19,9 % |
29.152 |
Elbe-Saale |
3.056 |
20,8 % |
2.529 |
Spalt |
672 |
63,5 % |
411 |
Tettnang |
2.533 |
10,0 % |
2.302 |
Bitburg |
23 |
91,7 % |
12 |
Bundesgebiet |
41.234 |
19,8 % |
34.406 |
Die großen Steigerungen zum Vorjahr täuschen darüber hinweg, dass auch 2023 wieder ein schlechtes Hopfenjahr war. Diese sichtbaren Steigerungen sind nur dem geschuldet, dass 2022 ein historisch schlechtes Hopfenjahr war mit einer Minderernte von fast 30 % zum Vorjahr. Die Erntemenge 2023 liegt aber immer noch ca. 10% unter einer Durchschnittsernte.
Auch die Gehalte an Alphasäuren als wesentlicher Wertparameter liegen 2023 unter dem Durchschnitt. Vor allem bei der größten Sorte Herkules war die Ausbildung der Alphasäuren in diesem Jahr vergleichsweise gering. Positiv sticht das Anbaugebiet Elbe-Saale heraus, weil hier höhere Alphawerte erreicht wurden als in früheren Jahren.
Die äußere Qualität der Hopfen war dagegen beim deutschen Hopfen 2023 überwiegend gut.
Die Ursachen für die Ertragsprobleme sind schnell ausgemacht: Wieder machte unseren Hopfen das trockene und heiße Wetter im Sommer Probleme. Wieder müssen wir feststellen, dass diese Jahre häufiger auftreten, 2022 und 2023 zum ersten Mal sogar zweimal hintereinander und wieder wird uns vor Augen geführt, dass wir unsere Anstrengungen erhöhen müssen, die deutsche Hopfenproduktion an den Klimawandel anzupassen.
Dabei hatte das Hopfenjahr 2023 eher mit zu viel Wasser begonnen. Im Frühjahr hatten wir häufige und zum Teil ergiebige Regenfälle, so dass unsere Hopfengärten oftmals gar nicht befahrbar waren und wir mit den anstehenden Arbeiten zum Teil in Verzug gerieten. Diesen Verzug konnten wir aber aufholen. Zahlreiche Saisonarbeitskräfte unterstützen uns beim Aufleiten der jungen Triebe und die Hopfen entwickelten sich bis in den Juni hinein vielversprechend.
Dann blieb aber der Regen aus und wie bereits in 2022 litten unsere Hopfen unter der Hitze und Trockenheit. Im Juli sah es noch so aus, als ob wir auf eine weitere historisch schlechte Ernte zusteuern würden. Dann setzten aber Ende Juli in ganz Deutschland Regen ein und das verhinderte zumindest bei vielen Hopfenbeständen „das Schlimmste“. Der Regen kam spät und konnte deshalb nur mehr ein Stück weit das bereits verlorene Ertragspotential unserer Hopfen ausgleichen. Die meisten Hopfen legten noch etwas in ihrer Ertragsbildung zu, unterstützt durch weitere Regenfälle im August.
Der positive Einfluss auf die Bildung der Alphasäuren viel dagegen offensichtlich geringer aus. Vermutlich waren die Niederschläge dafür dann doch größtenteils zu spät.
Im Anbaugebiet Elbe-Saale liegen die Hopfen in ihrer Entwicklung naturgemäß etwa 8 bis 10 Tage hinter den anderen deutschen Anbaugebieten und das war vermutlich der Grund dafür, dass die einsetzenden Regen dort auch noch zu einer guten Alpha-Bildung führten.
Insgesamt ein weiteres unbefriedigendes Jahr für die deutschen Hopfenpflanzer mit einer unterdurchschnittlichen Ernte.
Neben der pflanzenbaulichen Seite macht uns Hopfenpflanzern jetzt auch noch der Hopfenmarkt große Sorgen.
Bereits vor einem Jahr war für unsere US-Kollegen eine massive Überversorgung bei deren Flavoursorten deutlich geworden, die zur Rodung von etwa einem Siebtel der dortigen Hopfenfläche führte.
Aktuell sehen wir auch einen deutlichen Preisverfall für deutsche Freihopfen. Die massiven Ausschläge bei den Hopfenpreisen nach unten machen unsere betriebliche Planung schwierig und könnten viele wichtige Investitionen behindern, insbesondere vor dem Hintergrund stark gestiegene Produktionskosten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Preise weiterentwickeln und auf welchem Preisniveau Vorverträge angeboten werden. Auch für die Hopfenfläche in Deutschland könnten Flächenreduzierungen die Konsequenz sein.
Unsere dringendste Aufgabe bleibt aber weiterhin die Anpassung unserer Hopfenproduktion an den rasant fortschreitenden Klimawandel. Die Neuzüchtungen deutscher Hopfensorten zeigen heute schon, dass wir in die richtige Richtung unterwegs sind. Deren Anteil an unserer Produktion ist aber noch zu gering und muss durch eine erhöhte Akzeptanz bei den Brauern rasch erhöht werden.
Einen Großteil unserer Anstrengungen stecken wir derzeit in den Ausbau der Hopfenbewässerung. Die Anbaugebiete Spalt und Hallertau arbeiten intensiv an großflächigen Systemen, die später die Hopfenproduktion stabilisieren sollen. Wir betreten „Neuland“ mit so groß-dimensionierten Bewässerungsanlagen und müssen in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren noch viele fachliche, bürokratische und finanziellen Hürden überwinden. Die massive Unterstützung der Politik wird deshalb entscheidend sein.
Im Gegensatz zu den zahlreichen Pressemeldungen der letzten Wochen in der deutschen, europäischen und internationalen Presse, sind wir aber sehr optimistisch, dass der deutsche Hopfen eine erfolgreiche Zukunft haben wird. Eine Studie hatte lange Zahlenreihen aus verschiedenen europäischen Hopfenregionen ausgewertet und war zum Ergebnis gekommen, dass sowohl Ertrag als auch der Alphagehalt in Zukunft aufgrund des Klimawandels in europäischen Hopfen abnehmen werden. Die Empfehlung der Autoren lautete die Hopfenfläche zu erhöhen. In den zahlreichen Pressemeldungen war dann auch noch von schlechterem Bier zu lesen oder gar von einer Bierknappheit.
Bei genauerer Betrachtung der Studie kommen massive Bedenken zur Vorgehensweise der Autoren auf und methodische Schwächen lassen an der Gültigkeit der Schlussfolgerungen zweifeln. Zudem wurde dann von geringeren Alphawerten auf den Biergeschmack geschlossen, was – zurückhaltend formuliert – so nicht zutreffend ist.
Wie bereits angesprochen sehen wir uns im Gegensatz zur Studie bereits auf einem guten Weg zur Anpassung unserer Hopfenproduktion mit Neuzüchtungen und Bewässerung. Unsere Hopfenproduktion in Deutschland war vor einhundert Jahren eine komplett andere als vor 50 Jahren und heute verwenden wir wieder andere Techniken und andere Sorten. Und bei all diesen tiefgreifenden Änderungen haben wir stets Hopfen in höchster Qualität, zu wettbewerbsfähigen Preisen so produziert, wie es die Brauwirtschaft gewünscht hat.
Unser Hopfenbau wird auch in 50 Jahren wieder anders ausschauen, aber – und da bin ich mir sehr sicher – weiterhin erfolgreich sein!