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Belle-Vue – Gueuze Lambic

Lange habe ich kein belgisches Sauerbier mehr verkostet. Jetzt ist es einfach an der Zeit, dies nachzuholen. Dafür steht jetzt die Gueuze von Belle-Vue vor mir.

Die Brasserie Belle-Vue hat eine lange und wechselvolle Geschichte von Innovation und Übernahme hinter sich. Sie wurde 1913 von Philémon Vandenstock (1886 – 1945) gegründet. Der Besitzer einer Bar in Brüssel, Vandenstock, kaufte zusammen mit seiner Frau Würze von verschiedenen Brauereien in der Stadt und begann, Fondgeuze für das Establishment zu mischen. Kurz danach brach der Erste Weltkrieg aus und ließ nur noch wenige Ressourcen übrig. 1927 wurde schließlich das Belle-Vue Café in Anderlecht zur Verfügung eröffnet. Vandenstock kaufte das Gebäude als Verkaufsstelle für seine Lambics, die fünf weitere Cafés in der Umgebung bediente und gleichzeitig direkt an die Endverbraucher verkaufte.

Das Geschäft blühte unter Philémon auf, was 1943 zur ersten Brauereiübernahme durch Belle-Vue führte: Vos-Kina, eine Lambic-Brauerei in Sint-Jans-Molenbeek. Der Erwerb der Brauerei kam zu einer schwierigen Zeit in der Geschichte Europas, mitten im Zweiten Weltkrieg. Während viele Brauereien durch den Krieg kämpften, wuchs Belle-Vue. Vandenstock, der nun in der Lage war, sein eigenes Lambic zu brauen, brachte auch seinen Sohn Constant Vandenstock und seinen Schwiegersohn Octave Collin Vandenstock ins Geschäft, um bei der Verwaltung zu helfen. Leider wurde Philémon 1944 von den Besatzungstruppen verhaftet und in das Konzentrationslager Neuengamme geschickt, wo er bis zu seiner Befreiung im Mai 1945 blieb. Er starb nur eine Woche nach der Befreiung des Lagers.

Die Reise von Belle-Vues Abgleiten ins nicht-traditionelle Lambik begann unmittelbar nach dem Tod von Philémon, als sein Sohn Constant das Geschäft übernahm. Bis dahin produzierte Belle-Vue nur traditionelle Fondgeuze; jedoch, wie viele andere Lambic Brauereien zu der Zeit, begann Constant, künstliche Aromen zu verwenden, um sich an die wechselnden Gaumen der belgischen Lambictrinker anzupassen. Belle-Vue begann zu versüßen, zu filtern, zu pasteurisieren und seine Gueuze zu karbonisieren, so dass es mehr wie ein traditionelles europäisches blasses Lager als ein traditionelles Lambic konsumiert werden konnte. Belle-Vue war auch eine der ersten, wenn nicht die erste, Lambic Brauereien, die sich von der Verwendung der traditionellen 75 cl-Flaschen hin zu den kleineren 25 cl-Flaschen bewegte. Dies bot eine einfache „eine Flasche für ein Glas“ Strategie und beseitigte die Notwendigkeit die größeren Flaschen mit einem Korkenzieher zu öffnen.

Die Reise an die Spitze der Lambics begann in der Saison 1949-1950, als Belle-Vue begann, Lambic durch das Land und nach Frankreich und in die Niederlande zu versenden. Belle-Vue, die damals die einzige Lambicbrauerei mit gefiltertem und pasteurisiertem Gueuze war, gelang es, der Hitzewelle zu trotzen, die in dieser Saison zu explodierenden Flaschen nicht pasteurisierter Lambics führte. Das Geschäft lief so gut, dass die Brauerei zwei weitere Übernahmen durchführte und 1952 die Lambic-Brauerei Louis & Emile De Coster und 1955 Timmermans übernahm.

1969 erwarb Belle-Vue zwei weitere Brauereien: De Boeck und Goossens, zusammen bekannt als Brasseries Unies (United Breweries). Diese beiden Brauereien zusammen hatten bereits Brasseries Brasserie de la Couronne (De Kroon), Espagne, De Coster-Heymansund Vandenkerckhoven übernommen. Auch 1970 erwarb Belle-Vue Brabrux, das bereits andere bekannte Lambic-Brauereien De Keersmaeker, Vaan Haelen-Coche, Bécasse-Steppéund Vandenperreerworben hatte. Zu diesem Zeitpunkt kontrollierte Belle-Vue etwa 75% des Marktes.

Belle-Vue ritt eine Welle des Erfolgs, die nur sehr wenige Lambic-Brauereien zu dieser Zeit erreichten, aber um dies zu tun, brauchte Belle-Vue die Hilfe einer Brauerei, die noch größer war als sie in Belgien: Artois. Belle-Vue hat sich mit Artois zusammengetan, um seine Marke im Exportmarkt auszubauen. Die Kosten dafür betrugen 43 % Minderheitsanteil für Artois an Belle-Vue, wobei Constant weiterhin für Belle-Vue verantwortlich blieb. Als Artois 1988 mit Piedboeuf (am meisten als Brauer von Jupiler bekannt) fusionierte, um Interbrew zu gründen, endete die Beteiligung der Vandenstock-Familie an Belle-Vue.

Heute existiert die Brasserie Belle-Vue unter dem DACH von AB-InBev und stellt konsequent nicht-traditionelle, gesüßte Lambiken für den Massenkonsum her. Belle-Vue-Biere werden heute in der Brauerei in St. Pieters-Leeuw vor den Toren der Region Brüssel-Hauptstadt im flämischen Brabant hergestellt.

Kupferfarben und klar präsentiert sich das Bier im Glas. Die feste Schaumkrone ist durchschnittlich voluminös und bleibt sehr lange erhalten.

Der Duft nach Karamell steigt mir zusammen mit einer fruchtigen Säure in die Nase. Abgerundet wird das Aroma durch einige blumige Noten.

Der Antrunk offenbart neben der von mir erwarteten Säure auch eine leichte Süße. Die feinperlige Kohlensäure sorgt für einen angenehmen Geschmack. Auf der Zunge dominiert dann die Säure. Sie wird aber nicht penetrant, sondern wirkt eher elegant und frisch. Der Abgang ist mild, so dass kaum ein Nachklang zu verspüren ist.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Zucker, Hopfen, Aromen, Grapefruitschale, Koriander

Alkoholgehalt:

5,5 % Vol.

Bittereinheiten:

5 IBU

Empfohlene Genusstemperatur:

3° – 6° Celsius

Brauerei:

Brasserie Belle Vue
Bergensesteenweg 144
B-1600 Sint-Pieters-Leeuw
Belgien

Jessenhofke – RGLR

Aus Flandern stammt das Pale Ale mit dem merkwürdigen Namen, das jetzt vor mir steht. Eine Besonderheit ist, dass die Zutaten für das Bier aus biologischem Anbau stammen. Obwohl – das ist nicht wirklich überraschend, wenn wir uns die Geschichte dieses Biers ansehen: Der ökologische Caterer Dauranta wollte ein leichtes Bier zur Mittagszeit und Empfänge servieren. Jessenhofke braute diesen niedrig-alkoholischen Durstlöscher für das Unternehmen. Dafür verwendeten sie drei biologische Hopfensorten, die Joris Cambie aus Poperinge anbaut und die die Brauerei auch in anderen Bieren verwendet.

Hell golden und gefiltert fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine feinporige Schaumkrone, die lange erhalten bleibt. An der Optik gibt es schon mal nichts zu meckern.

Das Aroma ist gleichzeitig frisch und herb. Mir gefällt, dass sich der Malzkörper mit seinem Biskuitduft gut gegen den Hopfen durchsetzen kann. Obwohl für dieses Bier drei Hopfensorten verwendet wurden, drängt sich der Hopfen nicht in den Vordergrund und trumpft eher mit holzig-harzigen und würzigen Noten aus dem Hintergrund auf. Langsam stellt sich bei mir Begeisterung ein.

Der Antrunk weist eine mittlere Süße sowie sehr viel kräftige Kohlensäure auf. Der Körper ist eher schlank und mit überraschend wenig Bitter, trotzdem aber rund. Im Abgang wird das Bier trockener und es bleibt mild mit einem kurzen Nachklang.

Zutaten:

Wasser, Malz, Hopfen( Challenger, Goldings, Fuggles), Hefe

Alkoholgehalt:

3,5 % Vol.

Bittereinheiten:

15 IBU

Farbe:

6 EBC

Empfohlene Genusstemperatur:

8° – 12° Celsius

Brauerei:

Jellenhofke
Simpernelstraat 17
3511 Hasselt
Belgien
www.jessenhofke.be

Tongerlo Nox – Bruin

Aus der Brauerei Haacht in Flandern stammt das Tongerlo Nox, das jetzt vor mir steht. Der Name leitet sich vom lateinischen Nox für Nacht ab. Es soll halt an eine gemütliche Nacht erinnern.

Und wirklich, das dunkle Rubinrot, das schon fast ins Schwarze übergeht, erinnert an die letzten Lichtstrahlen eines Sonnenuntergangs an einem lauen Sommerabend. Die elfenbeinfarbene Schaumkrone ist sehr voluminös und bleibt durchschnittlich lange erhalten.

Die Röststoffe dominieren das Aroma dieses Biers. Ich rieche dunkle Schokolade und Vanille, abgerundet durch einen Hauch Lakritz.

Der Antrunk offenbart eine kräftige Süße, die mmit einer reichlichen Portion Kohlensäure einhergeht. Auf der Zunge spiegeln sich die Aromen wider, die ich bereits in der Nase fesgestellt habe. Zur dunklen Schokolade und Vanille kommt der Geschmack nach Rosinen. Bittere und säuerliche Noten fehlen. Dadurch ist das Bier nicht wirklich rund, sondern eher schlank und es erinnert an ein Lightbier. Im Abgang dominiert zunächst der Schokoladengeschmack und erstmals stelle ich ein leichtes und diskretes Bitter fest, das überraschend lange nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Malz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Empfohlene Genusstemperatur:

6° – 9° Celsius

Brauerei:

Brauerei Haacht
Provinciensteenweg 28
3190 Boortmeerbeek
Belgien
www.haacht.com

Delirium Deliria

Während die Wallonie beim Brauen eher traditionell eingestellt ist (dabei sind die dortigen Brauer aber ebenfalls sehr kreativ), zeigt sich Flandern offen für neue Wege. Ursprünglich 1906 von Léon Huyghe in einem Gasthaus in der kleinen Stadt Appelhoek gegründet, wurde über die Jahrzehnte Bier gebraut, wenn auch manchmal inoffiziell. Mittlerweile wird in der Stadt Melle in einer Brauerei mit breitem Sortiment gebraut. Die Brauerei ist bekannt dafür, dass alle Flaschen Folien-verschweißt werden, um das Bier ideal vor Sonneneinwirkung zu beschützen.

Die Herstellung des Bieres Delirium Deliria findet seit 2020 einmal im Jahr ausschließlich von Damen für den Weltfrauentag statt. Damit sollen die Frauen im Brau-Business gestärkt werden. Dabei wird das Bier obergärig mit vier Malzsorten und fünf Hopfensorten (dabei kalt gehopft mit Saazer Hopfen) gebraut und dann in der Flasche erneut mit Zucker und Hefe versorgt, was eine zweite Gärung anstößt. Damit entsteht eine höhere Menge an Alkohol und fein perlende Kohlensäure in der Flasche. Die Kohlensäure wird dabei mit einem Naturkorken in der robusten Flasche gesichert.

Blassgolden und leicht hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Die feinporige Schaumkrone ist zwar klein, bleibt aber lange erhalten. Die Optik ist schon mal hervorragend.

Das Aroma überrascht mich dann aber wirklich. Anfangs schien es mir eher weinartig zu sein, bevor der Duft nach Biskuitteig durchkommt, dazu würzige Hopfennoten. Auch der Alkohol kommt durch, aber nicht zu kräftig, so dass er die anderen Aromen nicht erschlägt sondern unterstützt.

Der Antrunk ist mit seiner angenehmen leichten Süße frisch und spritzig. Auf der Zunge entwickeln sich würzige Noten zusammen mit fruchtigen Tönen nach Birnen und Weintrauben. Das Mundgefühl ist voll und schwer. Das Bier erinnert durchaus an einen trockenen Sekt. Im Abgang wird die Säure etwas kräftiger. Die bitteren Töne sind nur verhalten vorhanden, sie klingen aber lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Mais, Reis, Hafer, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Bittereinheiten:

32 IBU

Empfohlene Genusstemperatur:

7° – 9° Celsius

Brauerei:

Brouwerij Huyghe
Geraardsbergsesteenweg 4/B
9090 Melle
Belgien
www.delirium.be

Zum ersten Mal seit mehr als 200 Jahren wird im Kloster Grimbergen wieder gebraut

Das Kloster Grimbergen ist für seine Biere weit über die Grezen Belgiens hinaus bekannt. Jetzt öffnet as Kloster die Türen zur Zukunft ihres Bieres, indem es seine innovative neue Brauerei im berühmten Kloster Grimbergen in der Nähe von Brüssel, Belgien, enthüllt.

Die hochmoderne Klosterbrauerei Grimbergen wird das Brauen dorthin zurückbringen, wo alles begann, als die Abtei vor fast 900 Jahren gegründet wurde. Es ist auch das erste Mal seit 200 Jahren, dass in den Mauern des Klosters Bier gebraut wird, da die Bierherstellung nach der Zerstörung des Gebäudes während der Französischen Revolution eingestellt wurde.

Die Klosterbrauerei soll als Drehscheibe für Innovationen dienen und Brautraditionen aus den alten Büchern der Klosterbibliothek mit neuen und innovativen Techniken kombinieren, um einzigartige, limitierte Chargen von außergewöhnlichen Spitzenbieren herzustellen.

Um das zu feiern, hat Grimbergen drei aufregende neue Biere herausgebracht – Grimbergen Magnum Opus Brut-Bier, Grimbergen Ignis Quadruple und Grimbergen Astrum Pale Ale.

Anlässlich der Eröffnung der Klosterbrauerei sagte Cees ‚t Hart, CEO der Carlsberg Gruppe, die die weltweiten Lizenznehmer von Grimbergen sind: „Es ist ein Vergnügen, hier am Anfang von Grimbergens nächstem Ortsverband zu sein und zu erleben, was unserer Meinung nach die Zukunft des belgischen Bieres bereichern wird.

„Grimbergen ist das Herzstück unseres wachsenden Portfolios an Craft- und Spezialbieren und trägt zu dem starken zweistelligen Wachstum bei, das wir in dieser Kategorie sehen. Die neue Klosterbrauerei ist für uns ein wichtiger Schritt, um unsere Brauspezialitäten weiterzuentwickeln und der weltweit wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Wir glauben, dass diese wunderschöne Klosterbrauerei uns und Biertrinker auf der ganzen Welt auf eine unglaubliche Reise der Geschmacksentdeckung mitnehmen wird.“

Die Klosterbrauerei wurde in enger Partnerschaft zwischen der Abtei Grimbergen und der Carlsberg Group errichtet. Pater Karel Stautemas, Provisor des Klosters, war maßgeblich am Bau der neuen Anlage beteiligt und hat sich dem Brauteam als Klosterbrauer angeschlossen. Wenn Covid es zulässt, wird er seine Brauqualifikation abschließen, was ihm und seinen Mitvätern erlaubt, das Erbe von Generationen von Vätern vor ihm fortzusetzen.

Vater Karel sagte: „Die neue Mikrobrauerei ist ein Ort, um vergangene Traditionen wieder aufleben zu lassen, genau wie unser Symbol, der Pheonix, haben wir immer die Kraft, wieder aufzustehen, aber auch frisches Denken hinzuzufügen. Wir wollen unsere Erfahrung, die fast neun Jahrhunderte umfasst, mit Innovation kombinieren, um die köstlichsten und einzigartigsten neuen Gebräue zu entwickeln. Ich denke, dass die Mikrobrauerei uns das ermöglicht, zu erforschen und mit Stilen und Zutaten auf eine wirklich aufregende Weise zu experimentieren.“

Pater Karel verbindet seinen klösterlichen Alltag mit der Leitung der Klosterbrauerei und unterstützt dabei den Hauptbraumeister Marc-Antoine Sochon, der auch maßgeblich daran beteiligt war, die neue Brauerei ins Leben zu rufen.

Marc-Antoine, ein 28-jähriges Brauerei-Wunderkind aus Frankreich, das in der Garage seiner Eltern mit dem Brauen begann und inzwischen sowohl Weinbau als auch Bierbrauen studiert hat, fügte hinzu: „Wir brauen jetzt zum ersten Mal seit über 200 Jahren wieder Bier im Kloster, ein großes Fest für die Väter, für die Grimbergener Gemeinschaft und für alle, die Grimbergener Bier lieben.“

„Wir setzen ein Zeichen für belgische Biere weltweit. Die neue Brauerei ermöglicht es uns, Chargen köstlicher Biere herzustellen, die von neuen und alten Brautechniken inspiriert sind, um brandneue sensorische Erfahrungen zu schaffen. Diese neuen Gebräue werden den Fans von Grimbergen und anderen die Möglichkeit bieten, eine Reise durch erstaunliche neue Geschmacksrichtungen und Aromen zu unternehmen, die nur in der einzigartigen Umgebung der Abtei Grimbergen erdacht werden konnten.“

Die Klosterbrauerei Grimbergen verfügt auch über eine Bar und ein Restaurant, in dem die Besucher die Möglichkeit haben, die reichhaltigen Biere zu genießen und sie mit Gerichten aus dem Restaurant Fenikshof zu kombinieren. Später in diesem Jahr wird Grimbergen auch ein Brauerei-Erlebniszentrum eröffnen, das Besuchern die Möglichkeit gibt, in das reiche Erbe von Grimbergen und die Magie hinter der Innovation einzutauchen.

Poperings – Hommel Bier

Sobald der Hopfen ausgesät ist, dauert es drei Jahre, bis er wächst und Hopfendolden produziert, die zum Brauen verwendbar sind. Das wird in Belgiens Hopfenanbauregion Poperinge alle drei Jahre mit einem Hopfenfest gefeiert. Regionale Brauer wurden gebeten, für diesen Anlass ein Festbier zu kreieren. Das Hommel Bier der Leroy Brewery wurde so oft als das beste des Festivals ausgewählt, dass es zum Synonym für die Region selbst geworden ist.

Die Geschichte dieser unabhängigen Familienbrauerei geht auf das Jahr 1629 zurück, als zum ersten Mal in einem Dokument erwähnt wurde, dass die örtliche Burg an eine Brauerei angrenzte. Tatsächlich sicherte sich die in der Burg lebende Adelsfamilie damals das Recht, sich „Earls of Watou“ zu nennen. Während der Französischen Revolution verbrannten die plündernden französischen Truppen die Burg und die Brauerei. Die Adelsfamilie entkam der Guillotine, indem sie nach England flüchtete. Nur die Brauerei wurde im selben Jahr der Zerstörung von einem lokalen Bauern unter dem Motto „Revolte all you want, but we still need beer here“ umgebaut. Die Brauerei erhielt den Namen „In de Gouden Leeuw“ (Im Goldenen Löwen), ein Wortspiel auf Französisch. Viele Landherren in Frankreich werden „Au Lion d’Or“ (im Goldenen Löwen) genannt, aber die Aussprache ist genau die gleiche wie „au lit on dort“ (im Bett schläft man). Die Brauerei in Watou hatte natürlich auch ein eigenes Gasthaus und bot Platz für Reisende. Der örtliche Landwirt verstand das französische Wortspiel nicht und nannte seine Niederlassung auf Niederländisch den „Gouden Leeuw“, da er in Frankreich so viele solcher Namen gesehen haben muss, aber gleichzeitig das Wortspiel ruinierte.

Durch Heirat wurde die Familie Van Eecke 1862 Herr der Brauerei, wo sie obergärige Saisonbiere braute. Die Brauerei hatte bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg nur eine lokale Bedeutung. Mit der Wiederbelebung der authentischen lokalen Biere in Kombination mit TV und modernem Marketing in den 1960er Jahren wurden die Biere der Brauerei zu einer heißen Ware in Bars und feinen Restaurants in ganz Belgien und Nordfrankreich.

Das Poperings Hommel Ale, das jetzt vor mir steht, ist das berühmteste und meistverkaufte Bier der Brauerei. Die Nachfrage ist manchmal so groß, dass die Produktion nicht nachkommt. Es basierte auf der Bitte des Stadtrates von Poperinge im Jahr 1981 für ein spezielles Bier für das lokale Hopfenfest. Jetzt will ich es aber endlich verkosten.

Golden und leicht hefetrüb fließt das Bier ins Glas. Dabei bildet sich eine sehr große und sehr feste Schaumkrone, die auch sehr lange erhalten bleibt. Sie sollten das Poperings Hommel Bier also vorsichtig einschütten.

Schon meine Nase verrät mir, dass dieses Bier hopfenbetont ist. Würzige Noten dominieren zusammen mit einer leichten zitrusähnlichen Säure meine Geruchsnerven.

Der Antrunk ist recht trocken mit reichlich Kohlensäure. Erst als sich das Bier auf der Zunge verteilt kommt mit dem Geschmack reifer Birnen eine angenehme Fruchtigkeit dazu. Das Mundgefühl ist voll und weich. Der Abgang ist wieder trockener mit einem leichten freundlichen Bitter mit langem Nachklang.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij Van Eecke
Douvieweg 2
8978 Watou
Belgien
www.watou.be/brouwerijvaneecke

Postel Blond

Das Postel Blond ist ein Abteibier, das in der Brouwerij Alken-Maes im belgischen Opwijk hergestellt wurde.

Bernsteinfarben mit reichlich feinporigem Schaum läuft das Bier ins Glas. Die agile Kohlensäure sorgt für ein lange Verweildauer der Schaumkrone auf dem Bier.

Das Bier duftet nach Biskuit und der typisch belgischen Hefe. Aus dem Hintergrund kommt noch ein schwacher Bananenduft hizu.

Der Antrunk ist malzbetont und leicht süß. Die Kohlensäure ist reichlich vorhanden. Auf der Zunge kommt noch ein oassendes Bitter dazu. Das Mundgefühl ist weich und angenehm. Der Abgang ist mild mit wenig Bitter, dazu eine leichte fruchtige Säure.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Glukosesirup, Zucker, Hopfen, Hopfenextrakt, Hefe

Alkoholgehalt:

7,0 % Vol.

Brauerei:

Alken-Maes S.A.
Ringlaan 18
1745 Opwijk
Belgien
www.alken-maes.be

More Complicated than Your Girlfriend

Ronald de Waal begann 2015 in Belgien sein eigenes Bier als Gypsy-Brauer zu brauen. Dies ist ein Brauer ohne eigene Brauerei, der aber nur einzigartige Biere in einer Brauerei braut, von der er derzeit die Anlagen nutzt. Dieser kreative Mann ist Niederländer, lebt aber in Finnland. Und ja … er braut seine Biere in Belgien. Auf www.flyingdutchmancompany.com können Sie alles über Ronald lesen.

Dieses Bier hat die Besonderheit, dass es auf Kaffeebohnen, Kakaobohnen sowie auf Bourbon- und Tahiti-Vanilleschoten reift. Wenn das mal nicht ein ganz besonderes Bier verspricht.

Blickdicht schwarz mit einer reichlichen mittelbraunen und festen Schaumkrone, die extrem lange erhalten bleibt, präsentiert sich das Bier im Glas.

Das Aroma ist röstig und süß. Düfte nach dunkler Schokolade, Espresso und Vanille steigen mir in die Nase.

Wie erwartet ist auch der Antrunk süß. Mich überrascht, dass das Bier mit recht wenig Kohlensäure aufwartet, die dafür aber sehr feinperlig ist. Auf der Zunge spiegeln sich die Aromen wider, dazu kommt ein leichtes Bitter. Das Mundgefühl ist weich und voll. Im Abgang wird das Bitter etwas kräftiger und gemeinsam mit dem Geschmack von dunkler Schokolade bleibt der Geschmack sanft und mit langem Nachklang.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hafer, Zucker, Hopfen (Galena), Kaffee, Kakao, Vanille, Hefe

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Bittereinheiten:

85 IBU

Empfohlene Genusstemperatur:

12° Celsius

Brauerei:

The Flying Dutchman Brewing Co.
Tapolanku 2
Vantaa
Finnland
www.flyingdutchmanbrewingcompany.com

gebraut bei

Proef Brouwerij
Doornzelestraat 20
Lochristi-Hijfte
Belgien

Schelde Brouwerij – Oesterstout

Seit mehr als 25 Jahren gibt es im flandrischen Meer die Scheldebrauerei. Die Brauer dort sind ständig auf der Suche nach der perfekten Balance des Geschmacks ihrer Biere. Bei dieser Suche sind etliche ungewöhnliche und einzigartige Biere herausgekommen, die mich begeistern können.

In den frühen 90er Jahren begann Peter van den Eijnden in seinem Hinterhofschuppen mit dem Brauen seiner Bierspezialitäten. Jetzt, so viele Jahre und Liter weiter, ist die Mission des Braumeisters immer noch dieselbe: Biere zu brauen, die weder langweilen noch enttäuschen. Ungewöhnlich ist auf jeden Fall die Herstellung dieses Bieres. Ursprünglich wurde die leichte Salzigkeit des Oesterstout erreicht, indem das Bier über Austernschalen filtriert wurde. Von dieser Vorgehensweise ist die Brauerei aber abgewichen und gibt während des Kochens der Würze Meerfenchel und Seelavendel hinzu. Das Oesterstout ist mittlerweile also vegan.

Schwarz und praktisch blickdicht präsentiert sich das Bier im Glas. Zusammen mit seiner hellbraunen und sahnigen Schaumkrone macht es einen sehr einladenden Eindruck.

Dominiert wird das Aroma des Oesterstout durch die Röststoffe. Intensiv duftet es nach Espresso. Dazu kommt noch eine leichte fruchtige Säure aus dem Hintergrund, die das Aroma gut abrundet.

Der Antrunk ist weniger süß als ich es erwartet hätte. Ungewöhnlich ist auch die kräftige Kohlensäure. Auf der Zunge spiegeln sich die Aromen wider und wie in der Nase steht auch im Mund Espresso im Vordergrund und die Fruchtigkeit rundet zusammen mit einem Hauch Salz diesen Geschmack ab. Das Mundgefühl ist voll und weich. Es überrascht nicht, dass auch im Abgang die Röststoffe im Vordergrund stehen. Bitterstoffe sind nur moderat vertreten, aber der Geschmack nach Espresso klingt noch lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Meerfenchel, Seelavendel, Hefe

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Bittereinheiten:

19 IBU

Farbe:

103 EBC

Empfohlene Genusstemperatur:

8° – 12° Celsius

Brauerei:

De Scheldebrouwerij B.V.
Wenenstraat 7
2321 Meer
Belgien
www.scheldebrouwerij.com

Raspberry Dipping, Chocolate Dripping, Super Trouper Sour Porter

Ronald de Waal alias der Fliegende Holländer ist ein echter Gypsy-Brauer. Mit über 25 Jahren Brauerfahrung ist Ronald einer der Fackelträger der Craft-Bier-Bewegung in den Niederlanden. Er hat Biere in Finnland, den Niederlanden und Belgien gebraut und arbeitet mit den besten Craft-Brauereien zusammen. Er liebt es, von einer Brauerei zur anderen zu reisen und von spannenden neuen Bierrezepten zu träumen. Er liebt die Freiheit der Wahl und die Freiheit der Straße. Vielen Dank dafür!

Wenn es jemals einen Mann gegeben hat, der zum Braunomaden geeignet war, dann ist es Ronald de Waal. Er ist ein Seelensucher, ein Reisender der Erde, ständig in Bewegung, forschend und beobachtend. Ronald ist ein echter Braunomade. Oder genauer gesagt, ein NoMad-Brauer. Wenn Sie Ronald das erste Mal treffen, sind Sie von seiner zenartigen Aura beeindruckt. Er lächelt, schaut Ihnen in die Augen und Sie fühlen sich sofort wohl. Er ist ein zufriedener, glücklicher Mann, der das tut, was er am meisten liebt: große Biere mit großer Freiheit zu brauen.

Ende der 1980er Jahre studiert Ronald Lebensmitteltechnologie in den Niederlanden und bekommt ein Praktikum bei der Craft-Brauerei De Raaf. Er wird dann gebeten, als Brauer in die Firma einzusteigen und verbringt dort einige fruchtbare Jahre. Dann kreuzt eine schöne finnische Blondine seinen Lebensweg. Ronald wirft alles hin und zieht nach Finnland. Leider sind es die frühen Neunziger und von Spezialbieren hat dort noch niemand etwas gehört. Es gibt keinen Job für einen niederländischen Brauer. Zum Glück ist Ronald ein hübscher Kerl mit ziemlich langen Haaren, und so bekommt er einen Job als Meerjungfrau in einem Vergnügungspark. Kein feuchter Traum für einen Brauer, aber es bezahlt die Rechnungen. Es gibt keine interessanten Biere auf dem Markt, also beschließt Ronald, eines zu brauen. Wir schreiben das Jahr 1994 und das Bier, an das sich die Fans immer noch gerne erinnern, heißt Bergzigt. Es ist stärker und hopfiger als jedes andere Bier auf dem finnischen Markt. Die Finnen sind erstaunt, kann Bier so schmecken? Bergzigt wird in den Brauereien De Raaf und De Hemel in den Niederlanden gebraut, was Ronald einen ersten Vorgeschmack auf die Wanderbrauerei gibt. Wir schreiben das Jahr 1997 und Ronald arbeitet für eine kleine Handwerksbrauerei in Espoo, Finnland, und entwickelt neue Rezepte. Er fühlt sich bereit, den Sprung zu wagen und gründet die Diamond Beer Brewing Company. Das Brauen in fremden Brauereien geht weiter, dieses Mal in Belgien. Ronald wird zum Trendsetter bei der Entwicklung und Einführung neuer Bierstile bei den Finnen. Er erhält sogar eine offizielle Auszeichnung für seine Arbeit und seinen Einfluss auf die finnische Bierkultur. Neben der Kreation eigener Produkte wird Diamond Beer zum größten Importeur von Bierspezialitäten, indem es mehr als 1000 neue Biere aus der ganzen Welt den nach neuen Erfahrungen dürstenden Finnen vorstellt. Diamond Beer wird erfolgreich und wird im Jahr 2008 verkauft. Ronald arbeitet anschließend als Unternehmensberater.

Das Leben wird zu geschäftsmäßig und der Ruf der Straße wird immer stärker. Ronald springt in sein Wohnmobil und folgt seinem Herzen durch Europa und Nordafrika. Es ist Zeit, in die Sterne zu schauen und das Leben zu genießen. Einige Jahre vergehen und ein Plan beginnt sich zu entwickeln. Ronald beschließt, das zu tun, was er am meisten liebt: große Biere in Freiheit zu brauen. Er wird ein echter Braunomade.

Der Fliegende Holländer ist ein legendäres Geisterschiff, das niemals den Hafen erreichen kann und dazu verdammt ist, für immer über die Weltmeere zu segeln. Ronald de Waal ist ein nomadischer Brauer, der nie ein langweiliges Bier machen kann und dazu verdammt ist, ewig durch die Brauereien zu ziehen. Kommen wir abber nun zum ersten Bier von ihm, das ich verkoste.

Blickdicht schwarz präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber prangt eine mittelbraune feinporige Schaumkrone, die auch lange erhalten bleibt.

Intnsiv steigt mir der Duft der Himbeeren in die Nase, dazu kommt der Duft nach dunkler Schokolade. Obwohl ich normalerweise die Mischung Schokolade und Früchte nicht schätze, passt diese Kombination in diesem Fall überraschend gut.

Der Antrunk ist durch die reichlich vorhandene Kohlensäure überraschend frisch und die Süße macht einen angenehmen Eindruck. Auf der Zunge kommen zunächst die Himbeeren zu ihrem Recht, bevor sich der Geschmack nach Schokolade entwickelt und sich anschließend mit der Fruchtigkeit der Himbeeren vereint. Das Mundgefühl ist voll und beinahe samtig. Im Abgang kommen die Himbeeren erneut in den Vordergrund und deren Geschmack klingt lange nach. Ansonsten ist der Abgang wirklich mild.

Zutaten:

Eine vollständige Zutatenliste hat Ronald nicht veröffentlicht, aber an unterschiedlichen Stellen konnte ich doch so einiges finden.

Wasser, Gerstenmalz, Hafer, frische Himbeeren, Hopfen (Amarillo), Hefe

Alkoholgehalt:

7,0 % Vol.

Bittereinheiten:

55 Ibu

Empfohlene Genusstemperatur:

10° Celsius

Brauerei:

The Flying Dutchman Brewing Co.
Tapolanku 2
Vantaa
Finnland
www.flyingdutchmanbrewingcompany.com

gebraut bei

Proef Brouwerij
Doornzelestraat 20
Lochristi-Hijfte