Schlagwort-Archive: Flandern

Lindemans – Tarot d’or

Die Brauerei Lindemans wurde im Jahr 1822 gegründet, als Joos Frans Lindemans die Brauertochter Francisca Josina Vandersmissen heiratete und gemeinsam auf dem Bauernhof „Hof ter Kwade Wegen“ in Vlezenbeek Lambic-Bier herstellten. Ursprünglich war Lindemans eine gemischte Landwirtschaft mit kleiner Brauerei, um die Bauern im Winter zu beschäftigen. Mit der Zeit wurde das Bierbrauen zentraler und die Landwirtschaft zurückgefahren. Heute wird Lindemans von der sechsten Generation der Familie (unter anderen Dirk und Geert Lindemans) geführt.

Der Lambic-Prozess bei Lindemans folgt historischen Methoden: Die Würze wird gekocht, dann in flache Becken („coolships“) ausgekühlt, damit wilde Hefen und Bakterien aus der Umgebung – insbesondere dem Pajottenland rund um Vlezenbeek – spontaner Gärung einleiten. Die Reifung erfolgt in Holzfässern („foudres“) und über längere Zeiträume. Bei einigen Neuheiten verwendet Lindemans heute auch Edelstahlbehälter und Holzchips, um Geschmack und Qualität in immer gleichem Maße liefern zu können.

Jetzt will ich das Lindemans Tarot d’Or verkosten, ein Bier, das mit verschiedenen Früchten vergoren wurde. Dabei kamen sowohl wilde als auch obergärige Hefen zum Einsatz. Es ist inspiriert von der Belle Époque Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese schillernde Zeit war geprägt von einer Faszination für das Mystische und Unbekannte, als diejenigen, die einen Blick in die Zukunft werfen wollten, Hellseher aufsuchten und sich für alles Geheimnisvolle interessierten. 

Golden und glanzfein präsentiert sich das Bier im Glas. Dass die weiße Schaumkrone schnell in sich zusammenfällt, ist bei Fruchtbieren keine Seltenheit.

Das Bier duftet nach tropischen Früchten; ich meine, Mango, Melone und Zitrusfrüchte riechen zu können. Dazu kommt noch ein leichter Geruch, der an Kaugummi erinnert.

Der Antrunk ist süß mit einer reichlichen Karbonisierung. Auf der Zunge gesellt sich eine leichte fruchtige Säure zur Süße und die fruchtigen Aromen treten in den Mittelpunkt. Leider kommt aus dem Hintergrund noch ein leichter chemischer Geschmack zum Tragen, eventuell ist das der Übeltäter, der mich in der Nase an Kaugummi erinnert hat. Der Körper ist schlank. Sowohl die Fruchtigkeit als auch der chemische Geschmack werden in der Kehle noch einmal kräftiger.

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Bittereinheiten:

11 IBU

Farbe:

10 EBC

Brauerei:

Lindemans
Lenniksebaan 1479
1602 Vlezenbeek
Belgien
www.lindemans.be

Lindemans – Kriek Brut 2024

Dass von der Brauerei Liefmans im flämischen Oudenaarde sehr gute Krieks und andere Frucht-Sauerbiere kommen, weiß ich bereits und habe auch schon eine ganze Reihe dieser Biere beschrieben. Aber wie macht sich ein Jahrgangsbier aus dieser Brauerei, das zwei Jahre gereift wurde? Das will ich jetzt anhand des Jahrgangs 2024 feststellen.

In tiefem Rubinrot präsentiert sich das Bier im Glas. Die feinporige hellrosa Schaumkrone bleibt sehr lange erhalten. Besser kann ein Kriek nicht aussehen.

Der Duft der reifen Sauerkirschen steigt mir in die Nase, dazu Marzipan Vanille, abgerundet durch einen Hauch Kandis aus dem Hintergrund.

Der Antrunk begeistert durch die intensive Fruchtigkeit, was aber nicht wirklich verwundert, denn in jedem Hektoliter Bier werden bis zu 13 Kilogramm Kirschen verbraut. Wohlgemerkt – es handelt sich um ganze Kirschen, nicht um Saft oder Konzentrat. Zum Geschmack der Kirschen passen gut die verhaltene Süße sowie die reichliche Karbonisierung. Während der gesamten Zeit bleiben die Kirschen im Vordergrund, ohne aber aufdringlich zu wirken. Auf der Zunge wird das Bier auch trockener, was für ein frisches und schlankes Mundgefühl sorgt. Trotz der Marzipannoten kann ich eine Bittere lediglich erahnen. Auch in der Kehle ist das Bier trocken und fruchtig, fast ohne Bittere und mit durchschnittlich langem Nachkling.

Das Liefmans Kriek Brut aus dem Jahr 2014 kann wirklich begeistern. Dies gilt nicht nur für Liebhaber klassischer Fruchtbiere, sondern das Bier ist auch ein stilvoller Begleiter zu dunkler Schokolade, wobei sowohl das Bier als auch die Schokolade ihren Genusswert steigern können. Aber auch zu Wild und einigen Desserts kann ich mir das Bier gut vorstellen.

Alkoholgehalt:

6,0 % Vol.

Brauerei:

Brouerij LindemanS
Lenniksebaan 1479
1602 Vlezenbeek
Belgien
http://www.lindemans.be

Bier ist Trumpf – Het Nest setzt auf „Less, Low & Local“

In der belgischen Bierlandschaft ist die Brauerei Het Nest längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Statt ständig neue Sorten auf den Markt zu werfen, verfolgt das Team um Sales & Marketing Director Michaël Cordie eine klare Strategie, die auf drei starken Säulen ruht: Less, Low & Local.

„Weniger, aber besser“ lautet das Motto. Het Nest konzentriert sich darauf, weniger Biere zu brauen, dafür aber mit mehr Qualität, Charakter und Wiedererkennungswert. Denn, so Cordie: „Jeden zweiten Monat ein neues, exotisches Bier zu präsentieren, ist etwas für Hobbybrauer – nicht für eine professionelle Brauerei.“

Die zweite Säule steht für „Low“ – also Biere mit geringerem Alkoholgehalt. Immer mehr Menschen wollen bewusst genießen, ohne auf Geschmack zu verzichten. Mit neuen, leichten und alkoholfreien Varianten reagiert Het Nest auf diesen Trend. Ein Highlight: Schuppenboer Zero, das erste alkoholfreie Bier der Brauerei. Braumeister Gust Hermans fand nach langer Tüftelei die perfekte Balance zwischen vollem Geschmack und feiner Leichtigkeit.

Auch das neue Kempa Lager steht für den frischen Kurs: ein klassisches, regionales Lagerbier für die Kempen, gebraut mit lokalem Malz aus Arendonk. Damit stärkt Het Nest nicht nur seine regionale Identität, sondern auch die Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben, Gastronomen und Initiativen.

Passend zur Neuausrichtung bekam die Marke Schuppenboer ein neues Gesicht: moderner, stilvoller, mit einem markanten Pik-Buben als Symbol. Das neue Design stammt von der Kempener Agentur Culd und unterstreicht, dass Bier hier nicht nur Handwerk, sondern Leidenschaft ist.

Mit „Less, Low & Local“ zeigt Het Nest, dass nachhaltige Innovation nicht im Widerspruch zu Tradition steht – sondern ihr neues Kapitel sein kann.

Kurz gesagt: Weniger Sorten, mehr Qualität, bewusster Genuss und eine tiefe Verwurzelung in der Heimat – so bleibt bei Het Nest eines ganz klar: Bier ist Trumpf.

Paradise Lane – Pjeirdefretter

Im 18. Jahrhundert zogen berühmte Brabanter Zugpferde Boote auf dem Brüssel-Schelde-Kanal. Die Tiere wurden zu einem Symbol der Stadt und von ganz Flämisch-Brabant. Der extrem starke Koloss wurde zu einem der größten Exportgüter des Landes: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gingen jährlich mehr als 30.000 Zugpferde ins Ausland. Weil die Pferde in der Stadt allgegenwärtig waren, wurden sie auch zu einer kulinarischen Spezialität. Daher der Spitzname Pjeirefretters oder Pferdefresser. Die bekanntesten Adressen für ein saftiges Pferdesteak sind De Kuiper (seit 1859!) und Horse House. Sie möchten lieber kein Pferdefleisch essen? Dann können Sie immer noch ein Pjeirefretter trinken, ein lokales Craft-Bier, das Sie auf der Speisekarte vieler Gastronomiebetriebe und in lokalen Supermärkten finden und das jetzt vor mir steht, um auf seine Verkostung zu warten.

Golden und mit leichter Hefetrübung fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine feste weiße Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet nach Biskuitteig, abgerundet durch würzige Hopfennoten. Aus dem Hintergrund kommt noch ein leichtes Zitrusaroma. Dazu der typische Duft der belgischen Hefe. Das macht Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte Malzsüße sowie eine sehr feinperlige und dabei kräftige Kohlensäure aus. Auf der Zunge tritt schnell eine kräftige und dabei angenehme Bittere in den Mittelpunkt, begleitet durch eine geringe fruchtige Säure. Der Körper ist überraschend schlank und das Bier ist recht süffig. In der Kehle lässt die Bittere nach, die auch nur kurz nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hefe, Hopfen, Mädesüß

Alkoholgehalt:

6,9 % Vol.

Bittereinheiten:

30 IBU

Farbe:

10 EBC

Brauerei:

Paradise Lane
Hoolgaardestraat 36
1800 Vilvoorde
Belgien

Het Nest – SchuppenBoer Jack of Spades Grand Cru

Anfangs war wohl überhaupt nicht geplant, die Brauerei Het Nest als Produktionsbetrieb aufzubauen. Die Geschichte begann im Jahr 2000 als Bierverkostungsclub unter dem Namen „Orde van de Zatte Mus mit einer Gruppe Bierliebhaber. Etwa sechs Jahre später entstanden die ersten eigenen Amateur-Kreationen. Das erste offizielle Bier war das „Festivaltripel“, das später in SchuppenBoer umbenannt wurde. Inzwischen gibt es mehr als ein Dutzend Biere im Angebot, teils ständig verfügbar, teils Sondersude und holzfassgereifte Spezialitäten. Einige der Biere sind auch bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet worden. So ist es auch kein Wunder, dass die Biere aus Flandern nicht nur in ganz Belgien ihre Liebhaber gefunden haben, sondern auch in den Niederlanden, in Spanien, Italien, Schweden, Russland, Taiwan, Japan und in den USA (was derzeit wohl etwas schwierig ist).

Wie bekommen die Belgier das hin? 2015 wurde eine eigene, moderne Brauerei gebaut. Sie liegt in der Industriezone Beyntel (Grenzgebiet Turnhout / Oud-Turnhout). Die Ausstattung umfasst unter anderem Braukessel (30 hl), Gär- und Lagertanks (60 hl und 120 hl) sowie eine Abfüllanlage. Ein Keller für Fassgereiftes ist ebenfalls vorhanden. Damit geben die Brauer sich aber nicht zufrieden. Het Nest expandiert kontinuierlich: mehr Kapazität, mehr Lagerraum und Büroflächen. Übernahmen wie die von Brouwerij Pirlot sorgen für zusätzliche Flexibilität gebracht.

Aber kommen wir zum Bier. Golden und gefiltert fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine feste weiße Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. An der Optik dieses Bieres gibt es wirklich nichts auszusetzen.

Das Aroma, das an Brotkrume erinnert, weist darauf hin, dass es sich um ein malzbetontes Bier handelt, bei dem der Hopfen nur eine unterstützende Rolle spielt. Auch der Duft der 10 Volumenprozent Alkohol unterstützt den Duft nach Brot und die feinen würzigen Noten.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine angenehme Süße und eine tolle Frische aus. Jetzt kommen neben dem Brotgeschmack auch Noten zum Vorschein, die an Aprikosen und Orangen erinnern, die aber nicht dominieren. Darauf gut abgestimmt ist die Bittere, so dass ein rundes und schweres Mundgefühl entsteht. Dieses Wird auch durch den Alkohol unterstützt, der nebenbei bemerkt angenehm wärmt. In der Kehle wird die Bittere kräftiger und sie klingt sehr lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Zucker, Gewürze

Alkoholgehalt:

10 % Vol.

Stammwürze:

20,5° Plato

Bittereinheiten:

45 IBU

Farbe:

10 EBC

Empfohlene Genusstemperatur:

8° -10° Celsius

Brauerei:

Brouwerij Het Nest
Beyntel 17
2360 Oud-Turnhout
Belgien
www.brouwerijhetnest.be

De Dochter van de Korenaar – Embrasse Peated

Ich habe mal spaßeshalber verschiedene Übersetzer im Internet abgefragt, was denn wohl die deutsche Übersetzung von Korenaar ist. Und ich muss sagen, dass die Ergebnisse verblüffend waren. Von Spatz über Weizenähre und Maisähre (ein besonders schöner Versuch, wo doch Mais gar keine Ähren ausbildet; da war offensichtlich künstliche Intelligenz im Spiel) bis hin zum nicht übersetzbaren Namenswort war alles dabei. Aber das nur mal so nebenbei. Kommen wir zum Thema.

Die Brauerei De Dochter van de Korenaar ist ein wahres Juwel in der belgischen Bierszene und steht exemplarisch für handwerkliche Braukunst, Innovationsfreude und Leidenschaft. Gelegen im malerischen Ort Baarle-Hertog an der belgisch-niederländischen Grenze, umgeben von Feldern und grüner Natur, hat sich diese Familienbrauerei seit ihrer Gründung einen festen Platz unter Bierliebhabern in ganz Europa erarbeitet.

Aber auch die Bedeutung des Namens dieses Bieres erschließt sich nicht sofort. Der Begriff „peated“ bedeutet auf Deutsch „getorft“. Dies bezieht sich auf Whisky, dessen Gerste über Torfrauch getrocknet wurde, was dem Getränk einen charakteristischen Geschmack verleiht.

Und was hat das alles mit diesem Bier zu tun? Es wird etwa ein Jahr lang in einem Blend aus Islay Whiskyfässern fassgereift. Die Brauer verwenden die Fässer nur einmal, um die maximalen Noten des Holzes und des Whiskys herauszuholen. Daher können Sie davon ausgehen, dass Sie ein fantastisches dunkles, torfiges Bier bekommen. Ob das auch stimmt, will ich jetzt feststellen.

Blickdicht schwarz fließt das Bier ins Glas. Dabei bildet sich eine haselnussbraune feinporige Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. Ein Bier wie gemalt.

Das Bier duftet nach Espresso und Torf, nach Whiskey und Holz, abgerundet durch einen Hauch Lakritz. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine stiltypische Süße sowie eine feinperlige Kohlensäure aus. Auf der Zunge gesellt sich eine passende Bittere zur Süße und auch die anderen Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider. Der Alkohol reizt die Zunge leicht, was aber gut zu den Aromen passt und daher nicht störend ist. Das Mundgefühl ist weich und voll. In der Kehle ist das Bier überraschend mild und vor allem die Rauchnoten des Torfes klingen lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Roggenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9 % Vol.

Bittereinheiten:

46 IBU

Empfohlene Genusstemperatur:

8° – 10° Celsius

Foodpairing:

Kräftiger Käse, Wildgerichte

Brauerei:

De Dochter van de Korenaar
Oordeelstraat 3B
2387 Baarle-Hertog
Belgien

Haacht – Super 8 Flandrien

Die Brouwerij Haacht ist eine traditionsreiche belgische Familienbrauerei, beheimatet im flandrischen Boortmeerbeek. Mit der Super 8–Reihe möchte die Brauerei eine moderne Bierfamilie schaffen, die Klassiker neu interpretiert. Anfang 2018 wurde die Linie um das Super 8 Flandrien erweitert, das jetzt endlich seinen Weg zu mir gefunden hat. Der Name ehrt die berühmten „Flandriens“, die unermüdlichen Radprofis aus Flandern. Wie die Radprofis hat auch dieses Bier bereits einige Preise errungen: Gold (IBC 2020), Silber (2022, 2023) und last but not least Bronze (2021) bei der International Beer Challenge.

Hell goldfarben und kristallklar präsentiert sich das Bier im Glas. Die feinporige schneeweiße Schaumkrone fällt anfangs schnell in sich zusammen, ein Rest bleibt aber sehr lange erhalten.

Das Bier duftet nach Brotkruste, dazu nach Eichenholz und Vanille, abgerundet durch Koriander und frische Hopfennoten.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine sehr feinperlige und doch kräftige Kohlensäure sowie eine zurückhaltende Süße aus. Auf der Zunge kommt der Geschmack der Eiche in den Vordergrund, unterstützt durch die frischen floralen Hopfenaromen. Die Malzsüße und der Vanillegeschmack sorgen für ein weiches und schweres Mundgefühl. In der Kehle dominiert die Bittere, die auch sehr lange nachklingt.

Trotz des intensiven Geschmacks ist das Bier angenehm süffig. Wenn ich das Bier mit einem Wort beschreiben sollte, würde ich es elegant nennen.

Alkoholgehalt:

6,4 % Vol.

Foodpairing:

Weißes Fischfilet (z. B. Kabeljau), Geflügel, reifer Käse

Brauerei:

Haacht Brewery
Provinciesteenweg 28
3190 Boortmeerbeek
Belgien
www.haacht.com

Het Nest – SchuppenBoer Whisky Barrel Aged

Zwei Biere mit einem Sud? Geht das? Was auf den ersten Blick wie ein billiger Taschenspielertrick aussieht, hat die Brauerei Het Nest im flämischen Oud-Turnhout tatsächlich im Programm. Wie das klappt? Da keine Magie im Spiel ist, kann ich es ja verraten: Zunächst wurde das SchuppenBoer Tripel gebraut und ein Teil des Bieres wurde in Whisky-Fässern gereift. Das „einfache“ SchuppenBoer Tripel habe ich in diesem Blog bereits beschrieben, so dass ich direkt mit der Verkostung des gereiften Bieres beginnen kann.

Golden und glanzfein fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine recht kleine schneeweiße und feinporige Schaumkrone, die lange erhalten bleibt.

Düfte nach Whisky und Holz steigen mir in die Nase. Der Duft hellen Malzes rundet aus dem Hintergrund das Aroma ab.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine angenehme Malzsüße sowie eine sehr feinperlige Kohlensäure aus. Auf der Zunge tritt der Whisky in den Mittelpunkt, begleitet durch den Geschmack des Holzfasses. Auch eine leichte Bittere kommt zum Tragen. Außerdem ist deutlich zu schmecken und brennt leicht auf der Zunge, was aber durch die leichte Malzsüße ausgeglichen wird. Trotz der 9 Volumenprozent Alkohol ist das Mundgefühl nicht allzu schwer. In der Kehle ist das Bier überraschend mild mit kurzem Nachklang in der Kehle, während das leichte Brennen des Alkohols auf der Zunge noch lange zu spüren ist.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Zucker, Kräuter

Alkoholgehalt:

9,0 % Vol.

Stammwürze:

18° Plato

Bittereinheiten:

38 IBU

Farbe:

10 EBC

Brauerei:

Het Nest
Beyntel 17
2360 Oud-Turnhout
Belgien
www.brouwerijhetnest.be

AB InBev beendet die Produktion von Gueuze Belle-Vue

Aufgrund eines Rückgangs der Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr hat AB InBev beschlossen, die Produktion und Vermarktung von Gueuze Belle-Vue einzustellen. Die anderen Belle-Vue-Sorten bleiben jedoch im Sortiment. Damit endet die Geschichte einer Biermarke, die seit rund 75 Jahren besteht, Geschichte geschrieben und Brauer inspiriert hat.

Gueuze Belle-Vue entstand, nachdem Philemon Vanden Stock, ein Cafébesitzer aus Itterbeek und seit 1913 Gueuze-Mischer in Brüssel, 1927 das Café Belle-Vue in Anderlecht übernommen hatte. Dies veranlasste ihn, seinem Gueuze den Markennamen Belle-Vue zu geben; ab 1949 wurde Belle-Vue auch zum Firmennamen der Brauerei in Sint-Jans-Molenbeek.

Da das Lambic damals nur in begrenzten Mengen gebraut wurde und die daraus hergestellten Gueuze oft zu sauer waren, wurde das Bier in vielen Cafés mit ein paar Zuckerwürfeln und einem „Stoemper“ serviert, damit die Kunden das Bier nach ihrem Geschmack süßen konnten. Dies inspirierte den Sohn von Constant Vanden Stock dazu, in den Nachkriegsjahren mit der Produktion eines süßen Lambic-Biers zu beginnen – einigen zufolge eher ein Faro –, das in 25-cl-Flaschen mit Kronkorken abgefüllt wurde, im Gegensatz zu den üblicherweise verwendeten 37,5-cl-Champagnerflaschen mit Korken. Das „#capsulekensgeuze“ war geboren und wurde zu einem kommerziellen Erfolg in Nicht-Geuze-Regionen wie den Provinzen Antwerpen, Ost- und Westflandern.

1957 brachte die Brauerei Vanhonsebrouck ihr Gueuze St. Louis auf den Markt, eine Mischung aus braunem Bacchus-Bier und fermentierter Würze des Lambic-Brauers Van Haelen aus Uccle. Andere westflämische Brauer folgten diesem Beispiel: Rodenbach mit einem Gueuze Saint-Georges und die Brauerei Omer Vander Ghinste brachte ein Jahrzehnt später ihr Gueuze Jacobins auf den Markt. Die Gegenoffensive zu den 25-cl-Flaschen Gueuze Belle-Vue folgte 1978, als Luc Vanhonsebrouck sein St. Louis vom Fass einführte, was laut Constant Vanden Stock unmöglich war, aber er folgte 1980 mit Gueuze Belle-Vue vom Fass.

Als die Produktion von Belle-Vue 1975 in die neue, moderne Brauerei in Zuun (Sint Pieters Leeuw) verlegt wurde, änderte sich auch der Produktionsprozess. Die Lambic-Tradition, ausschließlich in den kalten Monaten zu brauen und die Würze in einem offenen Kühlbehälter gären zu lassen, wurde aufgegeben. Man entschied sich für die sogenannte DKZ-Methode (De Keersmaeker Zuun). Die Würze wird mit einem Wärmetauscher gekühlt und in zylindrische konische Tanks gepumpt, in die Mikroflora aus nicht steriler Druckluft eingebracht wird. Außerdem wird etwas altes Lambic hinzugefügt, und nach mehr als einer Woche Gärung und mehreren Wochen Reifung ist das Lambic bereit für die Mischung. Diese Braumethode ermöglichte es, Lambic das ganze Jahr über zu brauen und die hohe Nachfrage nach Gueuze Belle-Vue zu befriedigen.

Im Laufe der Jahre hat auch die Kritik an diesem „industriellen Gueuze“ zugenommen. 1965 wurde das erste Königliche Dekret zum Schutz traditioneller Lambic-Biere und Gueuze erlassen. Auch zusätzliche Vorschriften aus den Jahren 1973, 1974 und 1993 ignorierten die Tatsache, dass gefiltertes, gesüßtes Gueuze nichts mit traditionellem Gueuze zu tun hat. Nachdem bereits 1990 europäische Verhandlungen begonnen hatten, um eine klare Unterscheidung zwischen den beiden zu treffen, folgte 1997 eine europäische Verordnung (EWG 2301/97), die Lambic- und Gueuze-Biere, die nach der alten Methode gebraut werden, von den „industriellen“ Varianten unterscheidet. Biere, die nach dem alten Rezept gebraut werden, dürfen die Bezeichnung „Oud“ oder „Oude“ tragen.

Gleichzeitig haben sich seit 1997 die meisten Lambic-Brauer im HORAL • Hoge Raad voor Ambachtelijke Lambiekbieren (Hoher Rat für handwerklich gebraute Lambic-Biere) zusammengeschlossen, um gemeinsam für „Oude Geuze” und seine Derivate zu werben. Infolgedessen hat „altes Geuze” das „Capsulekensgeuze” von einst ersetzt, und Geuze hat sich von einem sauren Bier zu einem süßen, leicht trinkbaren Bier und schließlich zu einem milden, erfrischenden, hochwertigen Bier entwickelt, das weltweit geschätzt wird.

AB InBev – Victoria

Victoria wird zu Ehren des Sieges des Erzengels Michael, dem Schutzpatron von Brüssel, im Jahr 1695 gebraut und verteidigt das jahrhundertealte belgische Erbe mit seinen natürlichen Zutaten und einer zweiten Gärung in der Flasche.

Der einzigartige Brauprozess mit ausschließlich natürlichen Zutaten und der hohen Karbonisierung ergibt ein äußerst süffiges Bier mit 8,5 % Alkoholgehalt.

Die Brauer wählten den besten Reis aus, um Victoria einen reinen Geschmack und eine klare goldene Farbe zu verleihen. „Victoria ehrt den Sieg des Erzengels Michael, der 1695 Brüssel als Schutzpatron gegen das Böse verteidigte.

Mit seinen natürlichen Zutaten und der zweiten Gärung in der Flasche verteidigt das Bier das jahrhundertealte belgische Brauerbe.

Victoria: Das kräftige und erfrischende Blond Belgian Bier par excellence mit 8,5% Alkohol.“

Falls Sie sich jetzt fragen, was im Jahr 1695 in Brüssel los war, hier die Kurzfassung: in diesem Jahr fand in Brüssel eine der letzten Schlachten des pfälzischen Erbfolgekrieges statt. Und wenn Sie es genauer wissen wollen, kann ich Sie an Wikipedia verweisen. Kommen wir also zum Bier.

Golden und glanzfein fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine feste weiße Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet nach Brotkrume, abgerundet durch Kräuternoten, die an Melisse erinnern. Kurz gesagt, das Bier duftet wie ein typisches belgisches Strong Golden Ale.

Der Antrunk ist süßer als ich es erwartet habe, aber die Karbonisierung passt dazu und sorgt für eine angenehme Spritzigkeit. Auf der Zunge halten sich die Süße und die Bittere die Waage. Die Kräuteraromen unterstützen dabei. Insgesamt ergibt sich ein volles und weiches Mundgefühl und das Bier ist sehr süffig, was bei einem Alkoholgehalt von 8,5 Volumenprozent recht gefährlich ist. In der Kehle tritt die Bittere in den Vordergrund, sie bleibt dabei aber freundlich und klingt sehr lange nach.

Victoria kann mich wirklich begeistern. Dabei stellt sich mir die Frage, weshalb AB InBev es in Deutschland nicht schafft, ein solches Bier zu brauen. Victoria beweist doch, dass dies im größten Brauereikonzern der Welt möglich ist.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Mais, Zucker, Hopfen (u.a. Saaz und Fuggle)

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Bittereinheiten:

33 IBU

Farbe:

8 EBC

Brauerei:

InBev Belgium
Industrielaan 21
Bd Industriel
1010 Brüssel
Belgien
www.victoriabeer.be

Das erfrischend würzige Hopfenaroma, das für ein klassisches starkes belgisches Blondbier typisch ist, wird durch fruchtige Noten der drei Hopfensorten, darunter die Edelhopfen Saaz und Fuggle, perfekt ausgeglichen.