Archiv der Kategorie: Dies und Das

Belgische Initiative für nachhaltigeres Bier

Bierbrauen ist eine ressourcenfressende Angelegenheit. Vor allem werden viel Energie und Wasser benötigt. Deshalb schloss im Jahr 2018 eine Gruppe von 16 belgischen Brauereien eine freiwillige Vereinbarung mit der flämischen Regierung, in der sie sich verpflichteten, gemeinsam auf eine nachhaltigere Wassernutzung hinzuarbeiten.

Im Jahr 2023 lief diese Vereinbarung aus. Ein Bericht aus dem Jahr 2024 über den flämischen Green Deal für Brauereien lieferte die Ergebnisse: Die teilnehmenden Brauereien hatten gemeinsam 2,29 Millionen Kubikmeter Wasser eingespart und zusätzlich hatten sie ihren Verbrauch an tiefem Grundwasser um 1,19 Millionen Kubikmeter reduziert und so dazu beigetragen, die durch übermäßige Entnahme belasteten Grundwasserleiter zu schonen.

Dafür waren nicht einmal spektakuläre Änderungen erforderlich, aber einiges an Hirnschmalz. Die Brauereien investierten in die Optimierung von CIP-Systemen (Clean-in-Place), Regenwassernutzung und Umkehrosmosefiltration. Einige verwendeten Wasser für Reinigungs- oder Kühlzwecke wieder, während andere Ineffizienzen in Abfüllanlagen und bei der Gärung beseitigten. Einige gingen sogar noch weiter und automatisierten die Umschaltung der Wasserquelle oder verwendeten zurückgewonnenes Prozesswasser, wo immer dies aus hygienischen Gründen möglich und zulässig war.

Wichtiger ist aber vermutlich, dass der flämische Green Deal für Brauereien auch eine Kultur des Lernens und des Austauschs in Bezug auf die Nachhaltigkeit geschaffen hat. Die Brauereien tauschten in regelmäßigen Rundtischgesprächen ihre Daten und Strategien aus. Das Projekt zeigte, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Marketing-Gag sein muss. Sie kann Energie sparen, langfristige Kosten senken, Beziehungen verbessern und dazu beitragen, „saubereres” belgisches Bier herzustellen.

Das Brauen von Bier ist ein ressourcenintensiver Vorgang. Es verbraucht große Mengen an Wasser, verbraucht Energie und produziert bei jeder Charge Abfall. In einer Zeit, die von Klimainstabilität, Ressourcenknappheit und sich wandelnden Verbraucherwerten geprägt ist, können es sich selbst die bekanntesten Brauereien Belgiens nicht mehr leisten, die Umweltkosten ihres Handwerks zu ignorieren. Die Frage ist nicht mehr, ob belgisches Bier nachhaltiger werden muss, sondern wie. Und ob die Branche dies tun kann, ohne die Authentizität und den Charakter zu beeinträchtigen, die es so besonders machen.

In den letzten Jahren haben sich in der belgischen Bierindustrie mehrere Kernstrategien zur Verringerung der Umweltbelastung herauskristallisiert.

Wassereinsparung

Wassereinsparung ist, wie im flämischen Green Deal für Brauereien dargelegt, ein zentraler Punkt. Wasser ist einer der Hauptbestandteile von Bier, aber auch einer der am meisten verschwendeten. Einige Brauereien recyceln mittlerweile das Wasser zwischen Reinigungs- und Brauprozessen, während andere in fortschrittliche Aufbereitungssysteme investieren, um den Abwasserausstoß zu reduzieren und Abwasser wiederzuverwenden.

Die Brauerei Omer Vander Ghinste in Bellegem ist nicht nur einer der Teilnehmer am flämischen Green Deal für Brauereien, sondern hat sich auch durch eine Partnerschaft mit einem Wassertechnologie-Experten und den umfangreichen Ausbau seiner Abwasseraufbereitungsanlage noch stärker für den Wasserschutz engagiert.

Mit fortschrittlichen Membranfiltrations- und anaeroben Vergärungssystemen gewinnt die Brauerei Vander Ghinste 70 % ihres Wassers zurück, um es für die Reinigung, Kühlung und Flaschenwäsche wiederzuverwenden. Gleichzeitig gewinnt die Brauerei aus ihrem Abwasser hochwertiges Biogas, das sie zur Beheizung des Betriebs vor Ort nutzt, wodurch ein geschlossener Energiekreislauf entsteht.

Zusammen sparen diese Innovationen so viel Wasser, wie 3000 belgische Einwohner benötigen und verhindern den Ausstoß von 548 Tonnen CO₂ pro Jahr.  Vander Ghinste sagt, dass es sich dabei um die Sicherung der Zukunft der Brauerei handelt.

Erneuerbare Energien

Energieeffizienzmaßnahmen sind ein weiterer Bestandteil des Weges belgischer Bierhersteller zur Nachhaltigkeit. Sonnenkollektoren sind auf den Dächern von Brauereien mittlerweile ein alltäglicher Anblick. Andere nutzen Biogas, das aus Fermentationsnebenprodukten gewonnen wird, um ihren Betrieb mit Energie zu versorgen. Auch Wärmerückgewinnungssysteme, die Energie aus dem Brauprozess auffangen und wiederverwenden, werden immer beliebter. Diese Maßnahmen reduzieren nicht nur Emissionen, sondern senken auch die langfristigen Kosten.

AB InBev, der größte Bierhersteller der Welt, hat erheblich in erneuerbare Energien investiert. In ihrer Stella Artois-Brauerei in Leuven wurden auf einer Fläche von 3.800 m² 2.117 Solarzellen installiert, die jährlich 576.000 kWh produzieren – genug, um etwa 150 Haushalte mit Strom zu versorgen. In der Jupiler-Brauerei in Jupille wurden 2021 zusätzliche 2.111 Solarmodule installiert, die die bestehenden 6.000 Module ergänzen, um die Produktion erneuerbarer Energie zu steigern. Und in der Hoegaarden-Brauerei wurden 2019 2.100 Solarmodule installiert, die zum Ziel des Unternehmens beitragen, bis Ende dieses Jahres 100 % erneuerbare Energie zu nutzen.

Auch unabhängige Brauereien investieren in Energieeffizienz. Die Brauerei Huyghe hat Solarmodule installiert (kürzlich eine Investition von 700.000 €) sowie ein Kraft-Wärme-Kopplungssystem (KWK), das Biogas aus der anaeroben Wasseraufbereitung nutzt. Durch diese Veränderungen ist die Brauerei auf dem besten Weg, etwa 90 % ihres Energiebedarfs selbst und auf umweltfreundliche Weise zu decken. Darüber hinaus hat sie 600.000 € in neue nachhaltige Kühlaggregate und 250.000 € in Druckluftanlagen investiert, um den Energieverbrauch weiter zu senken.

Als die Brasserie de la Senne eine neue Produktionsstätte auf dem Tour & Taxi-Gelände in Brüssel errichtete, wurde das gesamte Dach des Gebäudes mit Photovoltaikmodulen bedeckt – 1.219 Canadian Solar-Module (371.695 Watt Peak) und sechs SMA-Wechselrichter auf einem PVC-Dach. Dadurch wird ein großer Teil des für den Betrieb erforderlichen Stroms nun aus erneuerbaren Energien gewonnen.

Kreislaufwirtschaft

Es gibt auch konzertierte Bemühungen, die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Biertreber – die Malzreste aus dem Brauprozess – werden zunehmend als Tierfutter, Kompost oder sogar als Backzutaten wiederverwendet. Einige Brauereien arbeiten mit lokalen Landwirten zusammen, um sicherzustellen, dass diese Nebenprodukte nicht verschwendet werden. Von Hopfenbauern in Poperinge bis hin zu Bio-Getreidefarmen in Wallonien – die lokale Beschaffung hat Vorteile für die Umwelt. Und immer mehr Brauer setzen auf Bio-Zutaten, um sowohl den Einsatz von Chemikalien zu reduzieren als auch ihre Biere an umweltbewusste Verbraucher zu vermarkten.

Die Brasserie Brunehaut in Rongy-Brunehaut in der wallonischen Provinz Hennegau wurde im Februar 2021 nach Abschluss eines zweijährigen Zertifizierungsprozesses als erste Brauerei der Europäischen Union B Corp-zertifiziert. Alle Brunehaut-Biere sind biologisch, die Zutaten werden so lokal wie möglich bezogen und die Landwirte werden zu fairen Preisen bezahlt. Die Partner und Lieferanten von Brunehaut – Sturm, Houblonde, La Miche usw. – sind Unternehmen, die ihre Prinzipien der Kreislaufwirtschaft teilen. Brunehaut gibt an, der erste Brauer weltweit zu sein, der recycelbare Exportfässer vertreibt (und seine 350 Solarzellen auf dem Dach produzieren 75 % des für den Brauprozess benötigten Stroms).

Verlegung der Brügger „Bierpipeline” für De Halve Maan

Im Jahr 2016 baute De Halve Maan eine komplexe unterirdische Bierpipeline zwischen seiner Brauerei im historischen Zentrum von Brügge und einer nachhaltigeren Abfüllanlage am Rande der Stadt. Es war die weltweit erste unterirdische Bierpipeline mit einer Gesamtlänge von 3,3 km. Die Pipeline hat nicht nur zu einer umweltfreundlicheren Abfüllung geführt, sondern auch die CO₂-Emissionen von Halve Maan drastisch gesenkt, da weniger Schwerlastverkehr zur und von der Brauerei im Stadtzentrum erforderlich ist. „Seit der Inbetriebnahme konnten wir unseren ökologischen Fußabdruck drastisch reduzieren“, sagt Eigentümer Xavier Vanneste.

Das Brussels Beer Project unterstützt die Kreislaufwirtschaft, indem es 2,3 Tonnen unverkauftes Brot für die Herstellung seines Babylone-Biers verwendet und auf diese Weise Lebensmittelabfälle und den Bedarf an gemälzter Gerste reduziert. Darüber hinaus werden die Biertreber aus der Bierherstellung zur Herstellung von Brot verwendet, wodurch ein geschlossenes System entsteht, das Abfall minimiert und Nachhaltigkeit fördert. Es ist nicht das einzige Bier, das sie im Sinne der Kreislaufwirtschaft herstellen. Yeti Bang wird aus Äpfeln aus Brüsseler Gärten hergestellt, während Low CO₂ Pale Ale aus ungemälzter Gerste und Weizen sowie Hopfen aus dem Delta IPA Dry-Hopping hergestellt wird.

In ihrem Impact Report 2024 stellte Brussels Beer Project ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten vor, aus denen hervorgeht, dass 25 % ihres Malzes von Pure Local stammt, einem Projekt, das von einem belgischen Programm für regenerative Landwirtschaft geleitet wird. Das Unternehmen hat vollständig von Einweg-Plastikkegs auf wiederverwendbare Edelstahlkegs umgestellt und ist damit zu einem plastikfreien Unternehmen geworden. Etwa 91 % ihrer Flaschen sind wiederverwendbar. Sie haben sogar einen Teil ihrer Flotte auf Elektro- oder Hybridautos umgestellt. „Es ist eine spannende, schwierige und unvollkommene Reise“, lautet das Fazit des BBP-Berichts. „Aber es ist die einzige, die Sinn macht.“

Das Team von Brussels Beer Project auf den Feldern.

Es gibt selbstverständlich bestimmte Biersorten, bei denen Nachhaltigkeit schon immer zum Ethos gehörte. Die Hersteller von Lambic-Bieren beispielsweise – der „natürlichsten“ Biersorte Belgiens – sind seit Jahren offen für die Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten, verwenden biologische Zutaten und setzen auf Kreislaufwirtschaft.

Die Lambic-Brauerei 3 Fonteinen hat Jahre damit verbracht, die lokale Getreidewirtschaft in der Region Pajottenland, in der sie ansässig ist, wieder aufzubauen. Frustriert darüber, dass die traditionellen Getreidesorten aus Brabant nach dem Krieg verschwanden, tat sich die Brauerei mit Landwirten und Agrarökologen zusammen, um auf fast 100 Hektar regionaler Ackerfläche traditionelle Weizen- und Gerstensorten anzubauen. Gemeinsam gründeten sie das Cereal Collective, ein langfristiges Fair-Trade-Netzwerk, das nicht nur sicherstellt, dass die Brauer hochwertiges Getreide erhalten, sondern auch, dass die Landwirte ein existenzsicherndes Einkommen erzielen. Mehr als 25 Gersten- und 50 Weizensorten werden nun wieder angebaut – sorgfältig auf Boden, Klima und Braubedürfnisse abgestimmt – und dabei werden Nachhaltigkeit, Biodiversität und lokale Traditionen berücksichtigt.

Seit 1999 verwendet die Brauerei Cantillon ausschließlich zertifizierte Bio-Zutaten für ihren Brauprozess. Sie verzichtet auf künstliche Kühlung und setzt stattdessen auf natürliche Kühlverfahren, die den Energieverbrauch minimieren. Und bei Oud Beersel landen Kirschen nicht nur in ihrem Fruchtbier. Im Jahr 2022 ging sie eine Partnerschaft mit Belgian Beer Jams ein, um Obstgartenerträge und Brauerei-Nebenprodukte in lokal hergestellte, nachhaltige Kirsch-Apfel- und Rhabarbermarmeladen zu verwandeln.

Verpackungsinnovationen

Glasflaschen sind nach wie vor ein fester Bestandteil des belgischen Bieres, aber die Verpackung steht im Fokus derjenigen, die sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen. Brauereien investieren in leichtere Flaschen, recycelbare Materialien und Rückgabesysteme. Einige experimentieren mit wiederverwendbaren Fässern und nachhaltigen Etiketten, um den Gesamtabfall zu reduzieren.

Ein wichtiges Gesetz, das derzeit in ganz Europa für Aufsehen sorgt, ist die Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR), eine umfassende EU-Maßnahme, die im vergangenen Jahr in Kraft getreten ist und darauf abzielt, Verpackungsabfälle zu reduzieren, die Recyclingfähigkeit zu verbessern und Wiederverwendungssysteme zu beschleunigen.

Für Brauereien steht viel auf dem Spiel. Bier ist eines der wenigen alkoholischen Getränke, das bereits weit verbreitet in wiederverwendbaren Formaten verkauft wird, insbesondere in Belgien, wo Mehrwegglasflaschen und Mehrwegfässer die Norm sind. Im Vergleich zu den schwereren Glasflaschen, die für Wein und Spirituosen verwendet werden, hat die Verpackung von Bier oft einen geringeren CO2-Fußabdruck, insbesondere wenn sie in Kreislaufpfandsysteme integriert ist.

Es überrascht nicht, dass Brauereien sich gerne als umweltfreundlichere Alkoholproduzenten positionieren und mit ihrer geschlossenen Logistik und leichten Verpackungen werben. Die Verordnung könnte jedoch Multi-Pack-Formate betreffen und strengere Kennzeichnungs- und Rückverfolgungsanforderungen auferlegen, was für kleinere Bierproduzenten einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand mit sich bringt.

Es gibt bereits mehrere Brauereien, die stark in nachhaltigere Verpackungsinitiativen investieren. In Zusammenarbeit mit Carrefour Belgium und DW Reusables hat die Brauerei De Hoorn (mit Sitz in Steenhuffel und Teil der Brauereigruppe Royal Swinkels) eine rückgabefähige, regalfertige Minikiste für ihre Marke Cornet eingeführt. Ziel war es, Einwegverpackungsabfälle durch die Einführung eines Pfandsystems zu reduzieren, das die Verbraucher dazu ermutigt, die Kisten zur Wiederverwendung zurückzugeben. Die Kisten bestehen zu 100 % aus recyceltem Kunststoff aus Verbraucherabfällen.

Es gibt bereits mehrere Brauereien, die stark in nachhaltigere Verpackungsinitiativen investieren. In Zusammenarbeit mit Carrefour Belgien und DW Reusables hat die Brauerei De Hoorn (mit Sitz in Steenhuffel und Teil der Royal Swinkels-Brauereigruppe) eine wiederverwendbare, verkaufsfertige Minikiste für ihre Marke Cornet eingeführt. Ziel war es, Einwegverpackungsabfälle durch die Einführung eines Pfandsystems zu reduzieren, das die Verbraucher dazu anregt, die Kisten zur Wiederverwendung zurückzugeben. Die Kisten bestehen zu 100 % aus recyceltem Kunststoff und entsprechen damit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft.

Herausforderungen

Obwohl die Dynamik zunimmt, ist der Weg zur Nachhaltigkeit in der belgischen Brauindustrie alles andere als einfach. Brauereien stehen vor einer Reihe von Herausforderungen – einige praktischer, andere philosophischer Natur –, wenn sie versuchen, ihre Betriebe zu modernisieren, ohne dabei ihre Seele zu verlieren.

Die vielleicht größte Herausforderung ist das knappe Geld. Viele der wirkungsvollsten Nachhaltigkeitsmaßnahmen – wie Wasseraufbereitungssysteme, Wärmerückgewinnungsanlagen oder Solarenergieinfrastruktur – erfordern erhebliche Kapitalinvestitionen. Für kleine, unabhängige Brauereien können diese Ausgaben unerschwinglich sein und erfordern eine langfristige Finanzplanung in einem Markt mit immer knapperen Margen – und es gibt nur sehr wenige staatliche Subventionen, um Anreize für diese Investitionen zu schaffen.

Eine weitere große Herausforderung sind die Infrastruktur und die Größe. Ältere Brauereien, insbesondere solche, die in historischen Gebäuden oder dicht bebauten städtischen Gebieten betrieben werden, verfügen möglicherweise nicht über den Platz oder die Flexibilität, um moderne Nachhaltigkeitssysteme zu installieren. Für Produzenten wie Brouwerij Roman, mit einem der ältesten Brauereigebäude Belgiens, oder De Dolle Brouwers, mit einem archaischen Anwesen, das nur mit Leitern zu begehen ist, ist es schwieriger, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen, um umweltfreundlicher zu werden. Die Skalierung von Nachhaltigkeit ist für Neubauten oder expandierende Betriebe oft einfacher als für diejenigen, die innerhalb der Grenzen einer historischen Infrastruktur arbeiten.

Hinzu kommt die inhärente Spannung, die entsteht, wenn Tradition und nachhaltige Innovationen in Einklang gebracht werden sollen. Der Ruf Belgiens als Bierland basiert auf einer jahrhundertealten Tradition – spontane Gärung, offene Kühlung, langsame Reifung. Einige dieser Verfahren sind von Natur aus weniger energieeffizient. Eine Modernisierung birgt das Risiko, das Geschmacksprofil oder die traditionellen Herstellungsverfahren von Bieren wie Lambic, Oud Bruin, Witbier oder Abteibieren zu verändern. Leidenschaftliche Brauer sind verständlicherweise vorsichtig, wenn es darum geht, Veränderungen zu übernehmen, die den Geschmack oder Charakter dessen beeinträchtigen könnten, was ihnen ihre Väter und Großväter hinterlassen haben.

Die Volatilität der Zutaten erschwert die Sache zusätzlich. Der Klimawandel ist ein Teil dieser Herausforderung. Temperatur- und Niederschlagsschwankungen wirken sich bereits auf die Gersten- und Hopfenernte aus, sowohl in Belgien als auch im Ausland. Die Beschaffung von Bio- und lokalen Produkten ist zwar nachhaltiger, aber auch weniger vorhersehbar und teurer als groß angelegte industrielle Lieferketten.

Ausblick

Trotz dieser Hindernisse erkennen belgische Brauer zunehmend, dass Untätigkeit keine Option ist. Der Weg zu einer nachhaltigeren Bierkultur in Belgien ist noch in der Entwicklung, aber es gibt bereits Anzeichen für eine grünere Zukunft.

Vorausschauende Brauereien beginnen, Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu übernehmen. Das bedeutet, Systeme zu entwickeln, in denen jeder Output – Biertreber, Abwasser, CO₂ – an anderer Stelle zu einem potenziellen Input wird. Von geschlossenen Wasserkreisläufen bis hin zur Zusammenarbeit mit lokalen Bäckereien und Landwirten ist es das Ziel, dass nichts verschwendet wird.

Globale Umbrüche und Umweltbelange veranlassen immer mehr Brauer, ihre Rohstoffe näher an ihrem Standort zu beziehen. Dies fördert die Artenvielfalt, reduziert Transportemissionen und stärkt die lokalen Landwirtschaftsgemeinden.

Partnerschaften zwischen Brauereien, Technologieanbietern, Forschern und politischen Entscheidungsträgern werden immer häufiger. Initiativen wie der Flämische Green Deal für Brauereien schaffen gemeinsame Ziele und Anreize und helfen Brauereien jeder Größe, gemeinsam voranzukommen.

Globale Umbrüche und Umweltbelange veranlassen immer mehr Brauereien dazu, ihre Rohstoffe aus der näheren Umgebung zu beziehen. Dies fördert die Artenvielfalt, reduziert Transportemissionen und stärkt lokale Landwirtschaftsgemeinschaften.

Die vielleicht stärkste Triebkraft für Veränderungen liegt bei den Konsumenten selbst. Da immer mehr Verbraucher Transparenz, ethische Beschaffung und geringere Umweltbelastung fordern, wird Nachhaltigkeit nicht nur zu einem Unterscheidungsmerkmal, sondern zu einer Erwartung. Aufklärung, Kennzeichnung und Storytelling werden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Kluft zwischen den Bemühungen der Brauereien und dem Verständnis der Verbraucher zu schließen.

Wenn die belgischen Brauer diese Entwicklungen als Chance und nicht als Bedrohung für ihre Tradition betrachten, könnte Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor dafür sein, dass diese Tradition fortbesteht.

Diesen Artikel habe ich mit Hilfe von Material aus „The Brussels Time“ erstellt. Jetzt bleibt mir nur noch zu hoffen, dass eine solche Initiative auch in Deutschland Fuß fasst, und zwar auf breiter Front.

Statement Dr. Michael MöllerVizepräsident des Bayerischen Brauerbundes auf der Pressekonferenz des Bayerischen Brauerbundes

Bereits im Februar 2025 fand die Pressekonferenz des Bayerischen Brauerbundes e.V. statt. Leider ist diese Veranstaltung an mir vorbeigegangen, weshalb ich diesen Beitrag erst jetzt veröffentlichen kann. Es handelt sich um das Statement von Dr. Michael Möller, Vizepräsident des Bayerischen Brauerbundes.

Zum Beginn eines neuen Jahres fühlt der Bayerische Brauerbund traditionell der heimischen Brauwirtschaft den Puls. Wir schauen, wie es den Brauern im Freistaat geht und stellen einen Vergleich zur Lage in Deutschland insgesamt an. 

Auf den ersten Blick geben die Zahlen für das hinter uns liegende Kalenderjahr, die das Statistische Bundesamt erst vor wenigen Tagen vorgelegt hat, es durchaus her, „die Backen aufzublasen“. 

Zwar ist die Entwicklung in Deutschland insgesamt weiterhin unbefriedigend, der Bierabsatz der deutschen Brauereien rückläufig, aber Bayern hebt sich wohltuend ab, unser Bierabsatz ist gewachsen. Wir sind, was Bayern gerne ist, besser als der Rest der Republik. Man darf der bayerischen Brauwirtschaft in einem schwierigen Umfeld also ein ordentliches Maß an Resilienz attestieren. 

Nur weil der Absatz steigt, darf man jedoch die Augen vor den Problemen auch der bayerischen Brauwirtschaft nicht verschließen: Die allgemeine Konsumzurückhaltung im Inland macht ebenso wenig einen Bogen um Bayerisches Bier wie die ungebrochen hohe Kostenbelastung vor Bayerns Brauern haltmacht. Die Zeiten sind herausfordernd!

In einer frühen Analyse der Lage – noch vor Vorliegen der abschließenden Zahlen für das Jahr 2024 – hat der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes zum Jahreswechsel auf „nasses und unbeständiges Wetter“ verwiesen, auf erhoffte, aber letztlich ausgebliebene Impulse durch die Fußball EM im eigenen Land und betont, die Brauwirtschaft sei „leider noch immer weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt“.

Das klingt so, als hätten wir dieses Niveau immer noch als Zielgröße im Blick. Bitte seien wir realistisch: Der Abstand ist zwischenzeitlich unerreichbar groß geworden! 

Und es wäre auch erheblich zu kurz gesprungen, die Absatzentwicklung im deutschen Biermarkt des Jahres 2024 als eine Art „Ausrutscher“ darzustellen, der dem Wetter und dem frühen Ausscheiden der Fußballnationalmannschaft bei der Heim-EM geschuldet ist.

Der deutsche Biermarkt befindet sich in einem fundamentalen Umbruch – nicht erst seit gestern übrigens. Seine Probleme sind struktureller Art. Die Gesellschaft um uns herum erlebt einen rasanten Wandel, der auch uns trifft und mit dem auch wir umzugehen lernen müssen. 

Bier ist in der Gesellschaft grundsätzlich unverändert positiv besetzt. Es steht für Begegnung, Genuss, Sinnlichkeit, Charakter, Vielfalt, Reinheit, Handwerk und Tradition. Aber die Rolle unseres Bieres in einer Gesellschaft, die auf Selbstoptimierung, auf Flexibilität und Erlebnis setzt, ist eine gänzlich andere als vor 25 Jahren.

Hierauf müssen wir mit unserem Angebot reagieren. Aber eine Anpassung der Brauwirtschaft selbst an ihr im Wandel begriffenes Umfeld allein wird nicht ausreichen. Wir erwarten auch von der Politik Rahmenbedingungen, die unseren Betrieben – immerhin in Bayern unverändert über 600 – die insbesondere dem brauwirtschaftlichen Mittelstand, der das Braugewerbe gerade in Bayern weiterhin prägt, ein wirtschaftliches Überleben sichern – Voraussetzung dafür, dass diese Unternehmen auch zukünftig ihrer „genusskulturellen“ Rolle in und für Bayern entsprechen können. 

Der Gesamtbierabsatz: Deutschland schrumpft, Bayern wächst

Der bayerische Gesamtbierabsatz hat 2024 entgegen dem Bundestrend zulegen können. Er erreichte 23,76 Mio. hl – ohne alkoholfreies Bier. Dies entspricht einem Wachstum um 1,6 % oder knapp 370.000 hl.

Der Gesamtbierabsatz der deutschen Brauereien ist in 2024 hingegen insgesamt um 1,2 Mio. hl oder 1,4 % auf 82,57 Mio. hl zurückgegangen. 

Nicht enthalten ist in diesen Zahlen alkoholfreies Bier. Rechnet man es hinzu, erreicht Bayern sogar einen Gesamtbierabsatz von rund 26 Mio. hl. Nach den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 – 2022 und einem schwierigen Jahr 2023 blickt Bayerns Brauwirtschaft auf ein Jahr 2024 zurück, das von Herausforderungen geprägt war, das sie aber erfolgreich gemeistert hat. 

Ihr kommt dabei zugute, dass die bayerische Brauwirtschaft und das Bayerische Bier für eine authentisch gelebte Tradition steht, für positiv besetzte Werte, aber auch für Braukompetenz: Eine Mischung, die letztlich dafür verantwortlich ist, dass die bayerische Brauwirtschaft sich vom negativen Bundestrend etwas hat abkoppeln können. 

Gerade aus der bayerischen Perspektive ist die statistische Gesamtabsatzentwicklung aber allein nicht aussagekräftig. Um die Lage der bayerischen Brauwirtschaft besser einordnen zu können, gilt es, drei unterschiedliche Dimensionen zu beleuchten: Zunächst den Absatz im Inland, den volumenmäßig natürlich mit Abstand größten Block, dann den Bierexport und schließlich die Entwicklung alkoholfreier Biere, die aufgrund ihrer Biersteuerfreiheit unter dem Radar der amtlichen Statistik fliegen, die sich nur für das steuerpflichtige, also alkoholhaltige Bier interessiert.

Der inländische Biermarkt – Bayern gewinnt Marktanteile

Der größte Teil des in Bayern produzierten Bieres wird im eigenen Land getrunken, erfasst im „steuerpflichtigen Bierabsatz“. Auch der konnte entgegen dem Bundestrend den Angaben des statistischen Bundesamtes zufolge um 1,3 % oder 235.000 hl zulegen.

Nach einem starken Rückgang des Inlandsbierabsatzes in den 1990er- und 2000er-Jahren hat dieser sich seither damit stabilisiert.

Hauptgrund für den in Deutschland rückläufigen Inlandsmarkt ist ein anhaltend sinkender Bier-Pro-Kopf-Konsum in Deutschland, der in 2023 (jüngste verfügbare Daten) noch bei gerade einmal 88 Litern lag.

Diese Konsumzurückhaltung macht der Branche zu schaffen, zumal sich eine absehbare Besserung der Lage nicht abzeichnet: Der Pro-Kopf-Konsum wird weiter sinken, weil die Generation der regelmäßigen Bierkonsumenten am oberen Ende der Alterspyramide allmählich ausstirbt und die nachrückende Konsumentengenera on sich in Enthaltung übt. 

Ein kleiner Trost: Wenn der Inlandsabsatz der deutschen Brauwirtschaft sinkt, der der bayerischen indes steigt, so deutet das darauf hin, dass die bayerischen Brauereien innerhalb des deutschen Biermarktes Boden haben gutmachen können, dass sie Marktanteile zu gewinnen vermochten.

Größe allein, hier gemessen am Bierabsatz, ist aber kein gesichertes Indiz für wirtschaftliche Stärke, Ausstoßwachstum kein Garant für ökonomischen Erfolg. Wie für jedes andere Unternehmen ist auch für eine Brauerei entscheidend, was „hinten rauskommt“, wie sich also die Erlöse im Verhältnis zu den Kosten entwickelt haben.

Und hier liegt das eigentliche Problem der bayerischen Brauwirtschaft. Der Kostendruck ist unverändert hoch: 

Bierbrauen ist energieintensiv. Unter den hohen Kosten für Strom und Brennstoffe leidet auch unsere Branche. Die Personalkosten sind in den zurückliegenden Jahren stark gestiegen, was insbesondere den brauwirtschaftlichen Mittelstand trifft, der eine im Vergleich zu großen Brauereien erheblich höhere Personalkostenquote an seinen Gesamtkosten aufweist. 

Hinzu kommen höhere Transportkosten, höhere Kosten für Gebinde, für die Produktausstattung – die Reihe ließe sich fortsetzen.

Das wäre verkraftbar, würden die Erlöse mit den Kosten schritthalten. Tun sie aber nicht. Die Erlösentwicklung fällt schon seit Jahrzehnten hinter der Kostenentwicklung zurück. 

Manche vermeintliche außerbayerische Renommiermarke steht heute zum (umgerechnet) selben Preis im Regal des Einzelhandels, für den sie schon vor 25 Jahren angeboten wurde. Als Lockvogel wird Bier Woche für Woche verramscht – Ausdruck eines scharf geführten Verdrängungswettbewerbs im Biermarkt. Leidtragende sind die mittelständischen Brauereien, die in diesem Preiskampf nicht mithalten können.

Weiterhin erfolgreich: Exportschlager Bayerisches Bier

Eine Möglichkeit für bayerische Brauereien, sich dem erheblichen Druck des schwierigen Inlandsmarktes zu entziehen, ist der Bierexport.

Knapp ein Viertel des in Bayern produzierten Bieres wurde 2024 exportiert – insgesamt 5,86 Mio. hl, so viel wie nie! Vier von zehn aus Deutschland exportierte Biere stammen aus bayerischen Sudkesseln. 

Der anhaltende Erfolg des Bierexportes aus Bayern ist also maßgeblich dafür, dass der bayerische Gesamtbierabsatz sich seit der Wiedervereinigung auf relativ stabilem Niveau bewegt.

Wir profitieren vom ausgezeichneten Ruf bayerischen Bieres weltweit, vom unseren Produkten zugestandenen höchsten Qualitätsstandard. Das Reinheitsgebot mag dem einen oder anderen als „alter Zopf“ erscheinen, im Biermarkt steht es für höchste handwerkliche Braukunst unter ausschließlicher Verwendung natürlicher Zutaten und ist für uns im Weltmarkt ein Wettbewerbsvorteil, weil es dem Zeitgeist entspricht.

Als Teil des kulinarischen Erbes Europas, für jedermann leicht erkennbar am EU-Signet „geschützte geografische Angabe“, genießen unsere Biere bevorzugte Behandlung in Handelsabkommen der EU mit Drittstaaten und sind wir Teil einer großen Spezialitätenfamilie, der längst auch herausragende Erzeugnisse außereuropäischen Ursprungs angehören. Das hilft uns!

Wir werden der Hervorhebung dieses besonderen Status noch größere Aufmerksamkeit schenken und sind dankbar für die Unterstützung, die wir hierbei durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung Landwirtschaft, Forsten und Tourismus erfahren. 

Wir profitieren hier von der Überführung der Verantwortung für das Tourismusresort vom Wirtschafts- auf das Landwirtschaftsministerium. 

Der Bayerische Brauerbund ist, was wenige wissen, einer der größten Gesellschafter der Bayern-Tourismus Marketing GmbH.

Mit unserem Engagement verbinden wir natürlich zunächst das Ziel, die touristische Destination Bayern auch als Land der Bierkultur und der Brauereien zu präsentieren. 

Wer aber in Bayern Urlaub gemacht hat und sich dieses Urlaubsgefühl daheim „zurückholen“ möchte, den möchten wir natürlich inspirieren, dies auch bei einem guten Glas Bayerisches Bier zu tun und so dem Export wiederum Impulse zu verleihen. 

Auch der Export ist aber kein Selbstläufer: Wir leiden unter dem teilweisen Wegfall des russischen Marktes. Auch den chinesischen Markt zu bedienen, wird schwieriger. Sorge machen uns zudem die neoprotektionistischen Ansätze der Trump-Regierung in den USA – ein weiterer für den Bierexport bedeutender Zielmarkt für Bayerns Brauer.

Neue Produkte für neue Zielgruppen

Neben dem Ziel, den Spezialitätencharakter des Bayerischen Bieres im In- wie im Ausland stärker herauszustellen und Begehrlichkeit zu wecken, müssen wir uns aber auch einer sich verändernden Konsumgesellschaft durch das Angebot gerade solcher Produkte stellen, die dem derzeitigen Zeitgeist entsprechen.

Das Segment alkoholfreier Biere hat sich aus der ursprünglichen Nische längst zu einem selbstbewussten Teil unseres Bierangebotes gemausert. Auch kleinere Brauereien bieten unterdessen eigene alkoholfreie Biere an. Insgesamt wurden in Bayern 2024 2,25 Mio. hl alkoholfreies Bier produziert, immerhin mittlerweile 8,7 % des bayerischen Gesamtbierabsatzes. 

Diese Produkte entsprechen damit einem Zeitgeist, der zu alkoholhaltigen Getränken zusehends auf Distanz geht. 

Diese Distanz ist zum Teil politisch gewollt und medial getrieben – durch Kampagnen, die die Betrachtung des Alkoholkonsums auf zwei extreme Pole reduzieren: Auf Abstinenz auf der einen Seite als geradezu sakrosankter Idealzustand und auf den exzessiven Suff. 

Ausgeblendet wird in dieser Diskussion jedoch das bewusste und vorteilhafte Genusserleben, das Bier als tradiertes, gesellschaftlich tief verwurzeltes Kulturgetränk seit Jahrhunderten auszeichnet. Bier ist und bleibt ein sozialer Kitt unserer Gesellschaft, ein Symbol für Begegnung, Austausch und Zusammenhalt – mit, aber verstärkt eben auch ohne Alkohol.

Das eine ist aber eben nicht per se besser oder schlechter als das andere. Beide sprechen bestimmte Zielgruppen, bestimmte Konsumanlässe an, haben und behalten ihre Berechtigung. Die weitaus meisten Konsumenten gehen auch mit alkoholhaltigen Bieren gegenüber der eigenen Gesundheit und Dritten verantwortungsvoll um. 

Für einen zwischenzeitlich weit verbreiteten Alarmismus, der schon den Konsum geringer Alkoholmengen grundsätzlich zur Gefahr für Leib und Leben aufbauscht, gibt es keinen, schon gar keinen wissenschaftlich fundiert belegten Anlass.

Mit der zunehmenden Vielfalt qualitativ hochwertiger alkoholfreier Biere gelingt es der bayerischen Brauwirtschaft, neue Kundenkreise auch dort zu erschließen, wo Menschen dem Alkoholgenuss distanziert gegenüberstehen. Auch alkoholfreies Bier steht heute für bierauthentischen Geschmack und Qualität; es macht Bier auch dort wieder alltagstauglich und attraktiv, wo in einem gewandelten gesellschaftlichen Rahmen Alkohol eben nicht (mehr) angesagt ist. So verbindet es traditionelles Brauhandwerk mit modernen Konsumansprüchen und genießt breite gesellschaftliche Akzeptanz und Wertschätzung. 

Die Struktur der bayerische Brauwirtschaft

Der Wandel im Biermarkt, insbesondere dessen schrumpfendes Volumen kann nicht spurlos an der Struktur unserer Branche vorübergehen. Sie ist im Wandel.

Die Zahl der Braustätten nimmt in Deutschland wie in Bayern langsam wieder ab, nachdem sie im Rahmen des Craftbeer-Booms ein paar Jahre lang angestiegen war. 

Mit jeder Brauerei, die schließt, geht ein Stück Bierkultur, verliert Bayern ein Stück Heimat. Rund 1.600 Braustätten gab es in Bayern nach dem Krieg. Gute 600 sind es heute. 

Viele kleine Brauereien gibt es unterdessen auch in anderen Ländern. Heute haben England und Frankreich mehr Braustätten als Deutschland, selbst Länder wie Italien oder die Schweiz weisen eine höhere Zahl von Braustätten auf als Bayern.

Aber die Struktur ist eine gänzlich andere!

Der Mittelstand macht die bayerische Brauwirtschaft so besonders

Während es sich in den ausländischen Biermärkten in der Regel um zwar sehr viele, auch gewerblich tätige, aber sehr kleine in den letzten rund zwei Jahrzehnten gegründete „Craft-Breweries“ handelt, die zahlenmäßig (!) den Biermarkt dominieren, ist es in Bayern immer noch der traditionsreiche brauwirtschaftliche Mittelstand, der unseren Biermarkt prägt – weitaus stärker übrigens als im Rest der Republik.

Wir wünschen uns, dass diese Einzigartigkeit des Bierlandes Bayern möglichst erhalten bleibt! 

Wir sind unseren Kunden sehr dankbar, dass sie durch ihren Bierkauf jenseits der Dauerniedrigpreis-Supersonderangebote, durch ihre Entscheidung für bayerische Bierspezialitäten Sinn für wahre Bierkultur beweisen und zum Erhalt der einzigartigen Vielfalt unserer Bier- und Brauereilandschaft beitragen. Sie haben erhebliche Anteil daran, dass wir allen dargestellten Schwierigkeiten zum Trotz als bayerische Brauwirtschaft recht ordentlich dastehen. 

Wir brauchen aber auch ein Umfeld, das den Fortbestand unserer Betriebe nicht behindert, sondern fördert. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unseren Brauereien die Freiheit der Vermarktung und der Bewerbung ihrer Produkte erhalten und unseren mittelständisch geprägten Brauereien eine nachhaltige Zukunft ermöglichen. Bayerische Brauereien sind nicht nur wirtschaftliche Motoren in ihrer jeweiligen Heimat als Arbeitgeber und Steuerzahler, sie sind auch kulturelle Ankerpunkte und Botschafter bayerischer Genusskultur.

Am 23. Februar wählt Deutschland einen neuen Bundestag. 

Wie jeder Wirtscha szweig haben auch wir konkrete Erwartungen an die Politik.

  • Wir erwarten eine Alkoholpolitik, die dem Missbrauch begegnet und nicht den Genuss bekämpft. Wir fordern eine differenzierte politische Debatte, die die kulturelle Bedeutung des Bieres als Genussmittel anerkennt und die zwischen verantwortungsvollem Konsum und gefährlichem Missbrauch unterscheidet. Wir bekennen uns zu verhaltenspräventiven Ansätzen der Missbrauchsbekämpfung, erteilen weitergehenden verhältnispräventiven Maßnahmen jedoch eine klare Absage.
  • Wir brauchen bezahlbare Energie und Planungssicherheit. Die enormen Energiepreise belasten unsere Brauereien nachhaltig. Der vorgegebene energetische Transformationsprozess stellt unsere Betriebe vor enorme Herausforderungen. Alle energiepolitischen Maßnahmen müssen auf ihre Mittelstandverträglichkeit überprüft und erforderlichenfalls durch Förder- oder Entlastungsprogramme begleitet werden.
  • Wir erwarten endlich wirksamen Bürokratieabbau. Die bayerischen Brauereien sind von einer Vielzahl administrativer Auflagen betroffen, die unnötig Zeit und Ressourcen binden. Konkret fordern wir eine Vereinfachung der Meldepflichten, digitale Prozesse statt papierbasierter Abläufe und eine klare Reduktion von überbordenden Dokumentationspflichten.
  • Wir erwarten eine konsequente Förderung und den Schutz des bewährten Mehrwegsystems. Das deutsche Mehrwegsystem ist ein Vorbild für nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Es gilt, dieses System weiter zu fördern, den Marktanteil von Mehrwegverpackungen zu sichern und regulatorische Hindernisse abzubauen.
  • Wir erwarten die Wiederherstellung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von 7 % in der Gastronomie. Die Gastronomie ist ein wesentlicher Absatzmarkt für bayerische Biere und zugleich ein bedeutender Teil unserer Kultur. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz muss wieder eingeführt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Gastronomie zu sichern und sie als wich gen Partner der Brauwirtschaft zu stärken. 
  • Wir fordern endlich wirksamen Schutz der Hersteller vor der Macht der Handelsriesen. Sie ringen ihren Lieferanten aufgrund der zwischenzeitlich erreichten Marktmacht immer neue preisliche Zugeständnisse ab oder fluten den Markt mit ihren billigen Handelsmarken. Als Nebeneffekt dieses über den Bierpreis ausgetragenen Wettbewerbs bleibt die Wertanmutung unseres Bieres auf der Strecke. 

Gerade dem brauwirtschaftlichen Mittelstand bleibt keine Luft für nötige Investitionen. Es droht eine Verarmung des Bierlandes Bayern.

Zum Schluss …

Bayerns Brauereien haben es ungeachtet erfreulicher Absatzerfolge aktuell nicht leicht. 

Sie müssen sich mit einem im Wandel befindlichen gesellschaftlichen Umfeld arrangieren, in dem der Genuss alkoholhaltiger Getränke im Allgemeinen und des Bieres im Besonderen nicht mehr den Stellenwert hat, der ihm früher zukam. Wir sind uns bewusst, dass sich hieran auf Sicht nichts ändern wird. 

Bier generell, und ich beziehe dies ausdrücklich jetzt erst einmal auf das „normale“, alkoholhaltige, gebricht es nicht an grundsätzlicher Beliebtheit. Aber aufgrund geänderten Freizeitverhaltens, eines geänderten Arbeitsumfeldes, geschärften Gesundheitsbewusstseins und vieler anderer Motive sinkt die Zahl der Konsumanlässe, mit ihr der Pro-Kopf-Konsum und letztlich das Volumen des Inlandsmarktes. 

Bier aus Bayern hat dennoch Potential! Es genießt eine starke Stellung in Bayern, hohe Wertschätzung auch in anderen Bundesländern und erfreut sich auch im Ausland größter Beliebtheit. 

In Bayern müssen wir unseren Markt verteidigen. Jede Brauerei ist ein Stück Heimat, das es zu stärken gilt. Jenseits der bayerischen Landesgrenzen können wir mit unserem ausgezeichneten Ruf, der Vielfalt und Qualität unserer Bierspezialitäten punkten, aktuell besonders mit dem Hellen, immer noch stark mit Weißbier. Diesem Kompetenzvorsprung gepaart mit dem Verlangen der Verbraucher nach Abwechslung im Bierkeller verdanken wir das vergleichsweise gute Abschneiden der bayerischen Brauwirtschaft in den letzten Jahren. Hieran wollen wir anknüpfen.

Bayerns Brauer sind bei allem Traditionsbewusstsein jedoch auch innovatov und werden sich dem gewandelten Konsumverhalten durch das Angebot innovativer Getränke mit und (vor allem) ohne Alkohol stellen. 

Aber die Politik muss sie auch lassen und darf sie nicht durch ideologisch motivierte falsche Weichenstellungen ohne Not behindern. 

München, den 6. Februar 2025

Der bayerischen Brauwirtschaft den Puls gefühlt

Der Bayerische Brauerbund hat traditionell zum Jahresbeginn die Situation der heimischen Brauwirtschaft analysiert und in den Kontext der bundesweiten Entwicklung gestellt. Dabei zeigen die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass sich Bayern trotz schwieriger Rahmenbedingungen positiv vom Bundestrend abhebt.

Während der Gesamtbierabsatz in Deutschland 2024 um 1,4 % auf 82,57 Mio. Hektoliter zurückging, konnte die bayerische Brauwirtschaft ein Wachstum von 1,6 % auf 23,76 Mio. Hektoliter verzeichnen. Rechnet man alkoholfreies Bier hinzu, erreicht Bayern einen Gesamtbierabsatz von rund 26 Mio. Hektolitern. „Die bayerische Brauwirtschaft hat sich in einem herausfordernden Umfeld als widerstandsfähig erwiesen und konnte Marktanteile hinzugewinnen.“, betont Dr. Michael Möller, Vizepräsident des Bayerischen Brauerbundes. „Das zeigt, dass unser Bier für Qualität, Handwerk und gelebte Tradition steht – Werte, die von den Verbrauchern honoriert werden.“

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz dieser positiven Entwicklung darf nicht übersehen werden, dass die Branche weiterhin vor großen Herausforderungen steht. Die allgemeine Konsumzurückhaltung macht auch vor Bayerischem Bier nicht halt, und die hohen Kosten für Energie, Personal und Rohstoffe belasten die Betriebe massiv. Hinzu kommt ein hart umkämpfter Markt, in dem der Preisdruck durch den Handel stetig steigt. Im noch jungen Jahr 2025 haben bereits zwei mittelständische Traditionsbrauereien in Bayern ihre Stilllegung angekündigt. Dies ist ein schmerzhafter Verlust für die betroffene Region und allgemein für die bayerische Bierkultur. „Jede Brauerei, die schließt, bedeutet einen unwiederbringlichen Verlust an regionaler Identität, handwerklicher Brautradition und wirtschaftlicher Struktur.“, so Dr. Michael Möller.

Export als stabilisierender Faktor

Ein entscheidender Stabilisator für die bayerische Brauwirtschaft bleibt der Export. 2024 wurden 5,86 Mio. Hektoliter Bier ins Ausland geliefert – ein Rekordwert. Damit stammt fast jedes zweite aus Deutschland exportierte Bier aus Bayern. Die weltweit geschätzte Qualität und das Reinheitsgebot tragen dazu bei, dass Bayerisches Bier international gefragt bleibt. Allerdings erschweren geopolitische Unsicherheiten und protektionistische Tendenzen in wichtigen Absatzmärkten wie den USA und China den Export.

Neue Produkte für neue Zielgruppen

Die bayerischen Brauereien reagieren auf den gesellschaftlichen Wandel auch mit Innovationen.

Besonders alkoholfreie Biere gewinnen weiter an Bedeutung. Mit einer Produktion von 2,25 Mio. Hektolitern machen sie inzwischen 8,7 % des bayerischen Gesamtbierabsatzes aus. Diese Entwicklung zeigt, dass Bier in Bayern nicht nur für Tradition steht, sondern auch moderne Konsumtrends aufgreift.

Politische Rahmenbedingungen entscheidend

Angesichts der anstehenden Bundestagswahl am 23. Februar formuliert der Bayerische Brauerbund klare Erwartungen an die Politik:

  • Eine differenzierte Alkoholpolitik, die zwischen Genuss und Missbrauch unterscheidet.
  • Bezahlbare Energie und Planungssicherheit für die Brauereien.
  • Wirksamen Bürokratieabbau zur Entlastung der Betriebe.
  • Förderung des Mehrwegsystems als nachhaltige Verpackungslösung.

„Unsere Brauereien sind wirtschaftliche Motoren und kulturelle Ankerpunkte in ihren Regionen.“, so Dr. Möller weiter. „Wir brauchen politische Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, diese Rolle auch in Zukunft auszufüllen.“

Trotz aller Herausforderungen blickt die bayerische Brauwirtschaft optimistisch in die Zukunft. Die hohe Qualität und Authentizität des Bayerischen Bieres bleiben ihre größten Stärken – sowohl in Bayern als auch auf den internationalen Märkten.

Quelle: Pressemitteilung Bayerischer Brauerbund

Alkoholfreies Bier und Pasteurisierung – Eine Pressemitteilung des italienischen Verbandes der handwerklichen Mikrobrauereien

Dieser Artikel ist die Übersetzung einer Pressemitteilung der Unionbirrai, der italienischen Vereinigung der handwerklichen Brauer. Ich kann mir vorstellen, dass das Thema der Pasteurisierung auch in Deutschland nicht nur Bedeutung hat, sondern auch ein Thema der Diskussion werden wird. Aus diesem Grund hat dieser Artikel auch für Deutschland seine Bedeutung.

Alkoholfreie Biere werden von den Verbrauchern zunehmend nachgefragt und stellen auch für kleine unabhängige Brauereien eine neue Grenze dar. Ihre Herstellung wirft jedoch komplexe technische Fragen auf, vor allem die der Pasteurisierung: eine nützliche Praxis, um die Sicherheit des Produkts zu gewährleisten, die sich jedoch direkt auf die Identität und Klassifizierung des Bieres auswirkt. Um diesen neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, hat die Mitgliederversammlung der Unionbirrai, der nationale Verband der handwerklichen Kleinbrauereien, eine Änderung der technischen Anforderungen für die Mitgliedschaft beschlossen: Brauereien werden in der Lage sein, alkoholfreie Biere zu pasteurisieren, sofern dies nicht der vorherrschenden Produktion entspricht.

„Die Herstellung von alkoholfreien Bieren erfordert heute in zunehmender Weise spezifische Behandlungen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten“, sagt Vittorio Ferraris, Generaldirektor von Unionbirrai. Unter diesen ist die Pasteurisierung oft unverzichtbar. Aus diesem Grund haben wir die technischen Kriterien für den Beitritt zum Verband aktualisiert: Diejenigen, die alkoholfreie Biere pasteurisieren, ohne sie zu ihrer Hauptproduktion zu machen, können weiterhin Teil von Unionbirrai sein.“ Ferraris präzisiert, dass es sich ausschließlich um eine interne Entscheidung des Verbandes handelt: „Unsere Entscheidung betrifft die Satzung des Verbandes und soll in keiner Weise die Gesetze des Staates oder die Klarstellungen der Zollagentur ersetzen.“

Unionbirrai erinnert daran, dass es nach italienischem Recht so etwas wie eine „Craft-Brauerei“ nicht gibt: Reguliert wird Craft Beer, verstanden als ein nicht pasteurisiertes und nicht mikrofiltriertes Produkt. Aus diesem Grund kann ein Bier, das einer Pasteurisierung unterzogen wird, weder als handwerklich definiert werden, noch kann es das von Unionbirrai ausgestellte Zeichen „Independent Artisanal“ tragen.

„Wir wurden gefragt, ob die Pasteurisierung eines einzelnen Bieres den Verlust des Craft-Status für die gesamte Brauerei bedeutet“, fährt Ferraris fort, „aber die Antwort ist nein. Regulatorisch gesehen gibt es keine „Craft-Brauerei“: Die Handwerkskunst bezieht sich auf das einzelne Produkt. Wenn ein Bier pasteurisiert ist, wird dieses Bier nicht hergestellt, Punkt. Aber das hat keine Auswirkungen auf andere Biere desselben Herstellers, die die Anforderungen des Gesetzes erfüllen.“

Die Pasteurisierung einer einzigen alkoholfreien Referenz beeinträchtigt daher nicht den handwerklichen Charakter anderer Biere, die nach gesetzlichen Kriterien hergestellt werden. Unionbirrai fordert die Hersteller auf, jedes einzelne Produkt korrekt und transparent zu kennzeichnen und klar zu unterscheiden, was handwerklich ist und was nicht.

Mit dem Sonderzug von Rom zum Oktoberfest

Zum Oktoberfest 2025 setzt die Untergruppe von FS (Ferrovie dello stato) „Treni Turistici Italiani“ erstmals Sondernachtzüge zwischen Rom und München ein. Die „Espresso Monaco“-Verbindung startet an zwei Terminen – am Freitag, 26. September, und am Freitag, 3. Oktober – jeweils um 19:57 Uhr ab Rom. Die Rückfahrten erfolgen sonntags, am 28. September und 5. Oktober, um 15:30 Uhr ab München. Das Besondere dabei: Bereits auf der Fahrt gibt es für die Reisenden Unterhaltungsangebote und eine Bierverkostung.

Der Zug hält unter anderem in Verona, Trient, Bozen, Brixen, Franzensfeste, Sterzing, Brenner und Innsbruck. Reisende können zwischen Schlafwagen, Einzel- und Doppelkabinen sowie Abteilen zur exklusiven Nutzung wählen.

Während der gesamten Fahrt gibt es Unterhaltung und Verkostungen von Craft-Bieren, um die Reisenden bereits unterwegs in Oktoberfest-Stimmung zu bringen, wirbt der Anbieter auf seiner Internetseite.  Tickets sind ab 99 Euro (Einzelfahrt) über die Plattform „Railbook“ erhältlich.

Am 1. August ist der Internationale Tag des Bieres

Am Freitag, den 1. August, wird in über 80 Ländern der Internationale Tag des Bieres gefeiert, der 2007 in Santa Cruz, Kalifornien, geboren wurde, um Brauern, Branchenprofis und Enthusiasten Tribut zu zollen. Auch in Italien wird das Bier zum Protagonisten von Veranstaltungen, Verkostungen und Momenten der Geselligkeit. Eine wichtige Gelegenheit, einen Sektor im Aufruhr zu stärken, der zunehmend im Zentrum der Dynamik des Lebensmittel- und Weintourismus und der Förderung der lokalen Produktion steht.

„Es ist nicht nur ein Getränk: Italienisches Craft-Bier ist Kultur, es ist die Geschichte des Territoriums, es ist Geselligkeit und Begegnung“, erklärt Vittorio Ferraris, Generaldirektor von Unionbirrai, dem Handelsverband der kleinen unabhängigen Craft-Brauereien. Es ist das Ergebnis der Arbeit von Hunderten von Mikrobrauereien, die in den letzten Jahren innovativ waren, investierten und Professionalität trainierten und die heute Anerkennung und konkrete Unterstützung verdienen“.

Im Zusammenhang mit dem Weltjubiläum erneuert Unionbirrai sein Engagement für die Förderung des Craft-Brauereisektors und des Biertourismus, ein Phänomen, das vom Weintourismus inspiriert wurde, aber noch auf die vollständige behördliche Anerkennung wartet.

„Der Brautourismus hat das Potenzial, ein Motor der lokalen Entwicklung zu werden“, erklärt Ferraris. „Eine Brauerei zu besuchen, die Erzeuger kennenzulernen, die Rezepte zu entdecken, vor Ort zu probieren: Das sind Erlebnisse, nach denen die Touristen immer mehr suchen. Aus diesem Grund fordern wir, dass die Möglichkeit für Kleinbrauereien, das Bier aus eigener Produktion, vielleicht begleitet von lokalen Produkten, zu verkaufen und direkt zu verabreichen, auch auf regulatorischer Ebene anerkannt wird.“

Der Verein kehrt auch zurück, um die Entstehung der „Bierstraßen“ zu fordern, thematische Routen, die auf territorialer und institutioneller Ebene markiert und aufgewertet werden. „Die Bierstraßen nach dem Vorbild der Wein- und Ölstraßen würden eine außergewöhnliche Gelegenheit darstellen, unsere handwerkliche Exzellenz bekannt zu machen“, fährt der Generaldirektor von Unionbirrai fort. Sie wären territoriale und kulturelle Marketinginstrumente, die in der Lage wären, Brauereien, Landwirte, Gastronomen und Reiseveranstalter zu vernetzen.“

Der Internationale Tag des Bieres ist auch eine Gelegenheit, den Wert der handwerklichen Lieferkette auf nationaler Ebene zu bekräftigen: nachhaltig, verwurzelt, identitätsstiftend. „Hinter jedem Craft-Bier steckt eine Geschichte, ein Wissen, ein Territorium“, so Ferraris abschließend. „Bier zu feiern bedeutet für Unionbirrai vor allem, dieses weit verbreitete Erbe anzuerkennen und zu fördern, das zur Qualität unseres Lebens und unserer lokalen Wirtschaft beiträgt“.

Trainingslager der Bier-Sommeliers

Die deutsche Nationalmannschaft der Biersommeliers hat sich im Rahmen eines Pressegesprächs in Berlin erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Anlass ist die bevorstehende Weltmeisterschaft der Biersommeliers, die am 13. und 14. September 2025 auf dem Messegelände in München stattfindet. Bereits zum achten Mal treten dort Teams aus aller Welt gegeneinander an, um die neue Weltmeisterin oder den neuen Weltmeister zu küren.

Deutschland zählt zu den Favoriten

Deutschland gehört traditionell zu den erfolgreichsten Nationen im Wettbewerb: Bereits vier Weltmeistertitel gingen an deutsche Biersommelièren und Biersommeliers, zuletzt 2019 an Elisa Raus aus Stralsund. Auch in diesem Jahr zählt die deutsche Auswahl wieder zum engeren Favoritenkreis.

Das aktuelle Team besteht aus drei Frauen und 14 Männern, die sich seit Monaten intensiv auf das Event vorbereiten. Angeführt wird die Mannschaft von Teamkapitänin Jutta Knoll aus Bonn, der amtierenden Deutschen Meisterin. Sie betonte bei der Pressekonferenz in der Biermeisterei Lemke am Alexanderplatz gemeinsam mit Pressesprecher Martin Blickhan, wie vielseitig und anspruchsvoll die Vorbereitung ist.

Training mit Tiefgang: Blindverkostungen und Fehlaromen

„Das Team trifft sich seit zehn Monaten regelmäßig zu Online-Blindverkostungen, um die sensorischen Fähigkeiten auch über die Distanz gezielt zu trainieren“, so Jutta Knoll. Zusätzlich absolvierte das Nationalteam zwei mehrtägige Trainingslager mit Fehlaromentrainings, Präsentationsübungen und gezieltem Teambuilding. Auch öffentliche Auftritte – etwa auf der Messe BrauBeviale in Nürnberg, dem Deutschen Brauertag in Berlin oder als Jury bei der Frankfurt International Trophy – gehörten zum Vorbereitungsprogramm.

„Wir sind in den vergangenen Monaten eng zusammengewachsen und haben enorm viel voneinander gelernt“, sagte Martin Blickhan. „Wir fühlen uns fachlich bestens für die WM vorbereitet. Das Team Germany geht jetzt geschlossen in die heiße Phase.“

Biersommeliers schaffen Bühne für Bierkultur

Nicola Buchner, Geschäftsführerin des Verbandes der Diplom-Biersommeliers, unterstrich die Bedeutung der Weltmeisterschaft auch für die gesamte Branche: „Biersommelièren und Biersommeliers geben Bier eine Bühne. Sie schaffen Biergenussmomente, die im Gedächtnis bleiben – und zeigen, wie viel Bier bewegen kann, wenn Menschen mit echter Leidenschaft dahinterstehen. Bei der Weltmeisterschaft wird erlebbar, wie viel Wissen, Gefühl und Begeisterung in diesem Beruf steckt.“

Veranstaltet wurde der Pressetermin in Berlin gemeinsam vom Deutschen Brauer-Bund (DBB) und dem Verband der Diplom-Biersommeliers. Beide Verbände betonen die wachsende Bedeutung der Biersommelier-Ausbildung für die Genuss- und Bierkultur in Deutschland. „Bier ist weit mehr als nur ein Getränk – es ist ein Kulturgut mit einer faszinierenden Vielfalt an Aromen, Braustilen und Traditionen“, so DBB-Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. „Biersommeliers sind die Experten, die diese Welt für Genießer, Gastronomen und die gesamte Branche erschließen.“ Auf Initiative des DBB war das Handwerkliche Bierbrauen 2020 in die nationale Liste des Immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen worden, damit wurde auch die Sommelier-Bewegung gewürdigt. Die Weltmeisterschaft der Sommeliers wird alle zwei Jahre an wechselnden Orten ausgetragen – organisiert von der Doemens-Akademie aus Gräfelfing bei München, einer internationalen Bildungsstätte für Brauwesen, Getränketechnologie und Biersommelier-Ausbildung.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Brauer Bund

Änderung am Blog

Viele Leser dieses Blogs rufen die Veranstaltungshinweise auf. In letzter Zeit habe ich immer mehr Veranstaltungen gefunden oder sie wurden mir mitgeteilt. Dadurch wurden die Veranstaltungshinweise zunehmend unübersichtlich. Aus diesem Grund habe ich die Veranstaltungen jetzt aus dem normalen Ablauf des Blogs herausgenommen und platziere sie zukünftig unter einem eigenen Menüpunkt. Dadurch spare nicht nur ich mir viel Arbeit, sondern auch die Leser profitieren davon: sie können nicht nur die Veranstaltungen in chronologischer Reihenfolge betrachten, sondern es ist auch möglich, nach bestimmten Kriterien zu filtern. Ich bin überzeugt, dass diese neue Darstellungsweise Ihnen hilfreich ist.

Wasser ist nicht gleich Wasser

Wasser ist die wichtigste Zutat im Bier. Beim normalen Pils macht das Wasser immerhin 95 Prozent des Bieres aus. Aber – Wasser ist nicht gleich Wasser. Dort gibt es deutliche Unterschiede. Hier die wichtigsten drei:

  • Der Kohlendioxidgehalt im Wasser,
  • Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Sulfate oder Jod
  • und der Kalkgehalt, auch bekannt als Wasserhärte.

Während das Kohlendioxid vor allem relevant für die Ausschank vieler Biere ist, so sind es die Wasserhärte und die im Wasser gelösten Mineralstoffe, welche einen maßgeblichen Unterschied für den Brauprozess ausmachen. So müssen viele Brauereien ihr Wasser auch immer wieder anpassen, um eine gleichbleibende Geschmacksqualität garantieren zu können.

 Denn je nach Jahreszeit und Änderungen in unserem Klima, kommt es natürlich auch zu Änderungen in der Zusammensetzung von Wasser in Flüssen, Seen und auch dem Grundwasser.

Markus Raupach und Erik Leif von der Deutschen Bierakademie in Bamberg haben in einem kurzen Video die wichtigsten Punkte zum Thema Wasser zusammengefasst. Sie finden das Video auf Facebook.