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Rodenbach Grand Cru

Rodenbach Grand Cru – ein Name, der mich sofort ein hervorragendes Bier erwarten lässt. Auch dass dieses Bier bei den Beer World Awards 2014 und 2015 die Goldmedaille und 2016 immerhin die Bronzemedaille gewonnen hat, steigert meine Erwartungen noch.

Rodenbach Grand Cru ist eine Mischung von jungem und gereiftem Bier, das in Eichenfässern gelagert wurde. Diese Herstellungsart kenne ich auch von anderen belgischen Brauereien, beispielsweise von Cantillon. Dort entstehen durch diese Arbeitsweise fantastische Aromen voller Frucht, Holz und Vanille. Nun hoffe ich, dass dies auch bei diesem Bier der Fall ist.

Rotbraun fließt das Bier ins Glas. Bereits an der Färbung ist zu erkennen, dass dieses Bier einen intensiven Geschmack haben wird, denn die Brauerei hat an den Zutaten nicht gespart, so dass das Bier fast blickdicht ist. Auch das weinähnliche Aroma steigt mir bereits beim Einschenken in die Nase. Der Schaum ist nicht ausgeprägt und er fällt auch schnell in sich zusammen.

Das Aroma ist fruchtig-sauer, aber auch deutliche süße Töne steigen mir in die Nase, so dass das Bier likörartig duftet. Auch dass das Bier im Eichenholzfass gereift ist, spiegelt sich im Aroma wider, dazu einige würzige und harzige Noten. Zusammen mit der bereits erwähnten deutlichen Säure ergibt sich ein weinartiges Bouquet.

Der Antrunk ist für ein Sauerbier überraschend frisch und spritzig. Aber erst auf der Zunge kommt die Komplexität dieses Biers richtig zum Ausdruck. Fruchtige Säure, die an Sauerkirschen erinnert trifft auf Vanille. Die Süße, die im Aroma recht dominant war, tritt vollständig in den Hintergrund, so dass das Bier plötzlich recht trocken wirkt. Dabei ist das Mundgefühl weich und voll. Im Abgang lässt die Säure nach, er ist überraschend mild mit kurzem Nachklang.

Alkoholgehalt:

6,0 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij Rodenbach
Spanjestraat 133 – 141
8800 Roeselare
Belgien
www.rodenbach.be

Duvel – Tripel Hop Cashmere

Die Brauerei Duvel Moortgat ist in Breendok beheimatet, einem Ortsteil der Gemeinde Puurs-Sint-Amands in der belgischen Provinz Antwerpen. Die Brauer sind immer auf der Suche nach Innovationen um originelle Geschmacksmischungen mit exklusiven Hopfensorten zu kreieren. Im letzten Jahr haben sie die Hopfensorte „Cashmere“ entdeckt. Dabei handelt es sich um das Ergebnis der Kreuzung einer weiblichen „Cascade“-Hopfenpflanze mit einer männlichen „Northern Brewer“-Hopfenpflanze. Jetzt will ich das Ergebnis verkosten.

Strohblond und leicht hefetrüb mit sehr viel feinporigem Schaum fließt das Bier ins Glas. Optisch macht das Bier schon mal eine gute Figur.

Aromen nach Zitronenschalen, Melonen und Kräutern steigen mir in die Nase. Da haben die Brauer am Cashmere wirklich nicht gespart.

Beim ersten Kontakt mit dem Bier meldet mir meine Zunge eine leichte Süße, aber nur recht wenig Kohlensäure. Aber dann kommt die Fruchtigkeit zum Tragen. Die Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider und sie werden durch ein ordentliches Bitter begleitet, das die Fruchtaromen aber nicht überdeckt. Das Mundgefühl ist samtig und frisch. Der Abgang wird durch ein freundliches Bitter geprägt, das anfangs schnell nachlässt, aber ein Rest klingt lange nach.

Zutaten:

Eine Zutatenliste stellt die Brauerei nicht zur Verfügung; lediglich die Hopfensorten (Saaz, Styrian Golding, Cashmere) wurden veröffentlicht.

Alkoholgehalt:

9,5 % Vol.

Brauerei:

Brasserie Duvel Moortgat
NV-Breendonkdorp 58
2870 Puurs
www.duvel.be

Mongozo – Mango

Als 2003 der afrikanische Ideengeber Henrique bei einem Unfall stirbt, setzt Mongozo den von ihm eingeschlagenen Weg fort, neue Biere nach Rezepturen aus Afrika zu brauen. Der Niederländer Jan Fleurkens entwickelt eigene Rezepte und bringt im Frühling 2005 Mongozo Coconut auf den Markt. Mongozo Mango ist biozertifiziert: die Mangos sind aus biologischem Anbau. Mongozo gelingt der Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Kulturen: zwischen alt und neu, zwischen nah und fern. Anhand bewährter Biertraditionen und neuer Brauverfahren bietet Mongozo fünf exotische Biersorten an. Jetzt steht das Mongozo Mango vor mir. Dieses obergärige Bier wird in guter belgischer Brautradition einer zweiten Gärung in der Flasche unterzogen.

Golden präsentiert sich das Bier im Glas und kleine Fruchtstücke machen zusammen mit der Hefe das Bier naturtrüb. Der wenige feinporige Schaum löst sich schnell auf. Schade. Mit einer schönen Schaumkrone wäre an der Optik nichts auszusetzen.

Der Duft nach Biskuitteig steigt mir in die Nase. Mich überrascht, dass das fruchtige Aroma nach Mango und Banane eher verhalten ist.

Der Antrunk ist fruchtig und frisch. Recht flott übernimmt der Geschmack nach Mango und Banane das Kommando. Die Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider und sie werden durch eine angenehme Säure begleitet, die gut auf die Süße dieses Bieres abgestimmt ist. Das Mundgefühl ist voll und das Mongozo Mango ist ungeheuer süffig. Auch der Abgang ist mild und fruchtbetont.

Anfangs konnte mich das Bier mit seiner Optik und den Aromen wirklich nicht begeistern, aber im Mund konnte es viel Boden gutmachen, so dass ich in der Gesamtansicht doch meine, dass es sich um ein schönes erfrischendes Sommerbier handelt.

Zutaten:

Wasser, Malz, Bio-Mango, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

3,6 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij Huyghe
Geraardsbergsesteenweg 4/B
9090 Melle
Belgien
www.mongoso.com

Chapeau Mirabelle

Jetzt steht ein Lambic aus Belgien vor mir, gebraut mit Mirabellen, einer Pflaumenart mit dem wissenschaftlichen Namen Prunus domestica subsp. Syriaca. Das Bier stammt aus der Brouwerij De Troch im flandrischen Wambeek. Seit mehr als 100 Jahren kreiert die Brauerei fruchtige belgische Craft-Biere, was sie zu einem Pionier des Lambic macht.

Golden und nur ganz leicht hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Die grobporige Schaumkrone ist klein und löst sich augenblicklich wieder auf.

Das Aroma ist für Brettanomyces typisch fein säuerlich und fruchtig. Die Fruchtigkeit wird durch die 20 % Mirabellen unterstützt, die mit den Brettanomyces- und Malzaromen um meine Aufmerksamkeit buhlen.

Für ein Lambic enthält das Chapeau Mirabelle recht viel Kohlensäure. Von Anfang an ist das Bier vollmundig, wobei sich die Fruchtigkeit und die überraschende Süße gut ergänzen. Der Geschmack ist voll und fruchtig. Im Abgang kommt die Säure stärker in den Vordergrund und erstmals schmecke ich auch eine leichte Bitterkeit. Der Nachklang ist leider recht kurz.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Hopfen, Hefe, Zucker, Aromen, Pflaumen

Alkoholgehalt:

3,5 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij De Troch
Langestraat 20
1741 Wambeek (Ternat)
Belgien
www.detroch.be

Gruut Bruin

Wieder einmal steht ein Bier aus der Gentse Stadsbrouwerij vor mir, die alle anderen Biere aus dem belgischen Gent ein Gruut. Dieses Bier hat aber auch eine weitere Besonderheit: in ihm wurden auch Nüsse verbraut. Ich bin mal gespannt, wie sich die Nüsse im Bier so machen.

Dunkel mahagonifarben präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber steht eine feste hellbraune Schaumkrone, die lange erhalten bleibt. Optisch gibt es an diesem Grutbier nichts auszusetzen.

Das Bier duftet nach Sirup, Karamell, Rosinen, weißem Pfeffer und Nüssen. Auch der Alkohol kommt leicht durch.

Wie zu erwarten ist der Antrunk recht süß, aber die reichlich dosierte feinperlige Kohlensäure sorgt für eine angenehme Frische. Das Mundgefühl dieses süßen runden Grutbiers ist vollmundig. Der Geschmack nach Trockenfrüchten dominiert, unterstützt durch den Geschmack der Nüsse und auch die deutliche Alkoholnote unterstützt den Geschmack. Der Abgang lässt zunächst das Bitter vermissen, denn der Geschmack nach Trockenfrüchten und der Nüsse dominiert. Erst etwas später kommt ein leichtes Bitter durch, später der Geschmack nach Rübensirup. Der Nachklang ist sehr lang.

Zu diesem Bier passen deftige Wildgerichte.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Gewürze, Nüsse, Hefe

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Brauerei:

Gentse Stadsbrouwerij Gruut
R. Dodoensdreef 1
8000 Gent
Belgien
www.gruut.be

Timmermans Pêche Lambicus

Jetzt steht ein Lambic aus dem flämischen Itterbeek vor mir. Dieser Bierstil ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt und wird bis heute ausschließlich im Zenne-Tal, insbesondere in der Region Brüssel, gebraut. Es ist die einzige belgische Biersorte mit eingetragener Herkunftsbezeichnung (gemäß dem belgischen Königlichen Erlass vom 20. Mai 1965) und muss nach den gesetzlichen Vorschriften gebraut werden.

Lambic wird mit 70% Malz, 30% Weizen und gealtertem Hopfen hergestellt. Es ist schon erstaunlich. Alle anderen Brauer meiden alten Hopfen wie der Teufel das Weihwasser und dort in Flandern können sich die Brauer nichts schöneres vorstellen. Lambic wurde von Anfang an durch Spontangärung hergestellt, d.h. durch Kontakt der Würze mit den in der Luft vorhandenen Wildhefen. Lambic erhält seinen spezifischen Geschmack durch das im Brauprozess verwendete Getreide (Weizen und Gerste) sowie die im Zenne-Tal vorkommenden Mikroorganismen (darunter Brettanomyces lambicus und Brettanomyces bruxellensis), die die Fermentation bewirken. Aus diesem Grund kann dieses Lambic nur im Umkreis von 15 km um das Stadtzentrum gebraut werden. Um 1900 gab es etwa 300 Lambic-Brauereien. Heute existieren nur noch etwa 10 traditionelle Lambic-Brauereien. Die älteste dieser Brauereien ist nach eigenen Angaben die im Jahr 1702 gegründete Brasserie Timmermans.

Das Timmermans Pêche, das jetzt vor mir steht, ist ein Lambic, das in Eichenfässern vergoren wurde und dem konzentrierter Pfirsichsaft sowie natürliche Pfirsicharomen hinzugefügt wurden.

Schön intensiv bernsteinfarben präsentiert sich das Timmermans Pêche im Glas, mit einer durchschnittlich großen feinporigen Schaumkrone, die lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet intensiv fruchtig nach Pfirsich. Was im ersten Moment durchaus angenehm ist, wirkt beim zweiten Atemzug eher künstlich, die Brauerei hat hier zu wenig Saft verwendet, dafür aber zu viel Aroma.

Der Antrunk ist süß-fruchtig mit viel Kohlensäure. Im ersten Moment kann ich ausschließlich den Pfirsich schmecken. Erst als sich das Bier auf der Zunge verteilt kommt auch das Malz zur Geltung, auch wenn weiterhin die Fruchtigkeit im Vordergrund bleibt. Bitterstoffe kann ich nicht feststellen. Das Bier wirkt jetzt eher wie ein Fruchtnektar, wenn auch ohne die übertriebene Süße, die viele Nektare mitbringen. Im Abgang wird das Bier etwas trockener und es bleibt fruchtig ohne Bitterstoffe und auch ohne Nachklang.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Weizen, Pfirsichsaftkonzentrat, Aroma, Hopfen, E300, E330

Alkoholgehalt:

4,0 % Vol.

Brauerei:

Brasserie Anthony R. Martin
Rue du Cerf 191
1332 Genval
Belgien
www.brtimmermans.be

Roman – Sloeber

Die Geschichte der Brouwerij Roman beginnt 1545 mit einem Mann namens Joos Roman. Er besaß ein Gasthaus namens „De Clocke“ in Mater, einem Ortsteil von Oudenaarde. Dieses Bed and Breakfast lag verkehrsgünstig an der deutsch-französischen Handelsroute. Roman besaß ein Gasthaus, einen Bauernhof, eine Mühle, eine Mälzerei und natürlich auch eine Brauerei. Damals war das Bierbrauen nur eine der vielen Tätigkeiten, die dort ausgeführt wurden. Im Laufe der Zeit, als die nächsten Generationen das Ruder übernahmen, wurde Bier zur Haupttätigkeit der Familie.

Auf dem Etikett befindet sich eine anthropomorphe Flasche. Weshalb der Name gewählt wurde, ist mir nicht bekannt. Sloeber ist niederländisch und bedeutet Schuft, Lump oder auch armer Schlucker. Vermutlich ist das der flämische Humor.

Strohgelb präsentiert sich das Bier im Glas. Beim Einschenken bildet sich sehr viel fester Schaum, der lange erhalten bleibt. Es ist also empfehlenswert, das Sloeber vorsichtig einzugießen.

Das Bier duftet nach Limone, Honig und weißem Pfeffer. Für ein Strong Golden Ale ist das Aroma etwas ungewohnt, aber sehr angenehm.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte Süße aus mit einer sanften feinperligen Kohlensäure. Auf der Zunge zeigt sich ein ordentliches und nicht zu kräftiges Bitter, das sich mit dem Geschmack nach Waldhonig mischt. Jetzt fehlt mir etwas die Fruchtigkeit, die ich im Aroma festgestellt habe. Der Geschmack der 7,5 Volumenprozent Alkohol kommt leicht durch und unterstreicht die anderen Geschmackseindrücke. Das Mundgefühl ist leicht sirupartig. Dabei ist das Bier recht süffig. Im Abgang wird das Bitter etwas schwächer und der Geschmack klingt lange nach.

Das Bier passt gut zu Fischgerichten, Steak mit Pommes Frites oder einigen Käsesorten

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Brauerei:

Brewery Roman
Hauwaart 105
9700 Oudenaarde
Belgien
www.roman.be

Huyghe – Delirium Nocturnum

Die Brauerei Huyghe braut schon lange ihr bekanntes Bier Delirium Tremens. 1999 wurde erstmals diese dunkle Version des dieses weltbekannten Bieres gebraut. Wie das helle Original kommt auch das Delirium Nocturnum mit 8,5 Volumenprozent Alkohol daher, wird aber mit anderem Malz gebraut, unter anderem mit Röst- und Schokoladenmalz. Daher erwarte ich von diesem Dark Strong Ale einen noch reichhaltigeren Geschmack. Im Internet habe ich Hinweise gefunden, dass während des Brauprozesses auch verschiedene Kräuter und Gewürze zum Einsatz kommen. Für diese Behauptung habe ich aber weder in der Zutatenliste auf der Flasche noch auf der Website der Brauerei eine Bestätigung gefunden. Aus diesem Grund vermute ich, dass es sich dabei um eine Fehlinformation handelt.

Im Jahr 2016 hat das Delirium Nocturnum Bronze als Best Dark Ale beim Australien International Beer Awards errungen.

Aber kommen wir jetzt endlich zum Bier.

Dunkel-rubinrot präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber steht eine feste hellbraune Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. Ja, das ist ein Bier wie gemalt.

Röststoffe dominieren das Aroma mit dem Duft nach Karamell, Espresso und dunkler Schokolade. Dazu kommt das Aroma nach Trockenpflaumen, unterstützt durch den Duft des Alkohols. Aus dem Hintergrund kommen noch einige fruchtige und würzige Akzente dazu, ich rieche Spuren von Zitrusfrüchten, Lakritz und Koriander.

Der Antrunk ist recht süß, dabei aber auch frisch, wozu die reichlich vorhandene Kohlensäure ihren Teil beiträgt. Auf der Zunge lässt die Süße langsam nach, die Trockenpflaumen treten mehr in den Vordergrund, unterstützt durch ein leichtes Bitter. Das Mundgefühl ist voll, kräftig und wärmend. Dabei schmeckt der Alkohol deutlich durch, passt sich aber in das gesamte Geschmacksmuster ein. Der Abgang ist dann überraschend trocken, die Würzigkeit kommt stärker hervor und klingt sehr lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Röstmalze, Münchner Malz, Schokoladenmalz), Hopfen (u.a. Target), Hefe

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Stammwürze:

17° Plato

Bittereinheiten:

24 IBU

Farbe:

80 EBC

Brauerei:

Brouwerij Huyghe
Geraardsbergsesteenweg 4/B
9090 Melle
Belgien
www.delirium.be

Leute Bokbier

Nun steht ein Bier aus Entvelde im östlichen Teil von Flandern vor mir. Das Etikett erfordert einige Erklärungen, denn es lädt zu einigen Missverständnissen geradezu ein. Zunächst einmal handelt es sich nicht um ein Bockbier. Der Name könnte zwar darauf hinweisen, aber er bezieht sich nicht auf den Bierstil, sondern auf den im Etikett abgebildeten Ziegenbock. Das Bokbier ist ein Belgian Strong Ale, es könnte sich auch um ein Strong Dark Ale handeln. Und dann steht da noch etwas von „Anno 1927“. In diesem Jahr wurde erstmals ein Bier mit dem Namen Leute Bokbier gebraut. Es hat aber mit dem heutigen Bier gleichen Namens nichts gemeinsam. 1927 wurde unter diesem Namen ein Lagerbier gebraut, das aber nicht sonderlich gut angenommen wurde, weshalb die Produktion nach einigen Namen eingestellt wurde. Erst seit 1997 gibt es wieder ein Bier dieses Namens. Und genau dieses Bier möchte ich jetzt verkosten.

Dunkel kastanienbraun mit einer ordentlichen feinporigen hellbraunen Schaumkrone präsentiert sich das Bier im Glas. Die Schaumkrone bleibt recht lange erhalten, so dass die Optik schon mal keinen Anlass für Kritik gibt.

Das Aroma ist malzbetont, fast sirupartig. Düfte nach Trockenfrüchten mischen sich mit Sauerkirscharomen und dunkler Schokolade.

Der Antrunk ist relativ süß, was aber gut zur reichlich vorhandenen feinperligen Kohlensäure passt. Auf der Zunge erscheint das Bier zunächst sehr röststofflastig, aber dann spiegeln sich die Aromen auf der Zunge wider. Dabei wirkt das Bier erstaunlich frisch. Das Mundgefühl ist vollmundig und rund. Im Abgang kommt zunächst die Schokolade in den Vordergrund bevor ein leichtes freundliches Bitter lange nachklingt.

Zu einem gebratenen Steak oder auch zu Wildgerichten ist dieses Bier ein guter Begleiter.

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij van Steenberge
Lindenplaan 25
9940 Ertvelde
Belgien
www.vansteenberge.com

De Dochter van de Korenaar – Embrasse

Die Brauerei De Dochter van de Korenaar stellt feine belgische Biere her. Es handelt sich um eine Familienbrauerei im Herzen der belgischen Biergemeinde. Sie wurde 2007 vom niederländischen Ehepaar Monique und Roland Mengerink gegründet. Die beiden fanden in Flandern ein Grundstück, der ihnen genug Platz bot, um in ihrem Garten eine Brauerei zu bauen. Ihre Biere sind preisgekrönt und werden in ganz Europa geliebt.

So ist es auch wenig verwunderlich, dass jetzt eines ihrer Biere mit dem schönen Namen Embrasse vor mir steht. Schön nicht nur, weil Embrasse das französische Wort für Kuss ist, sondern auch, weil hier eine Brauerei in Flandern mit niederländischen Eigentümern ihrem Bier einen französischen Namen gegeben hat. Sollten in Belgien die Flandern und die Wallonen nach mehr als zweihundert Jahren staatlicher Einheit tatsächlich zueinander finden können? Beim Bier handelt sich um ein Strong Dark Belgian Ale.

Dunkelbraun, fast schwarz, fließt das Bier ins Glas. Die Farbe ist sehr intensiv, denn das Bier ist absolut blickdicht. Es bildet sich eine überdurchschnittliche sehr feste hellbraune Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt.

Wenn mir die Optik dieses Bieres schon gefällt, so ist das komplexe Aroma betörend. Dass die Röstaromen dominieren war zu erwarten. Auch die Duftnoten nach Kaffee und dunkler Schokolade überraschen nicht, genau wie die fast sirupartige Süße des Aromas. Aber die Aromen nach Sauerkirschen und getrockneten tropischen Früchten machen das Aroma erst rund. Da habe ich richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der erste Kontakt des Biers mit der Zunge enttäuscht etwas. Viel Süße und wenig Kohlensäure lassen zunächst etwas Langeweile aufkommen. Auf der Zunge kann das Bier dann mit einer überraschenden Schlankheit aufwarten. Die Süße tritt etwas zurück, auch wenn die Fruchtigkeit und die Bitterstoffe sich noch verstecken. Und noch etwas überrascht: die 9 Volumenprozent Alkohol sind so gut in die anderen Geschmäcker eingearbeitet, dass sie absolut nicht auffallen. Erst im Abgang kommen die Schoko- und Fruchtaromen wirklich zum Tragen. Obwohl die Bitterstoffe des Hopfens eher diskret bleiben, klingt der Geschmack doch lange nach. Jetzt kommt auch der Alkohol erstmals zum Tragen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

9,0 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij De Dochter von de Korenaar
Oordeelstraat 38
2387 Baarle-Hertog
Belgien
www.dedochtervandekorenaar.be