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Brasserie van den Bossche – Kerst Pater

Ungefähr auf halber Strecke zwischen Brüssel und Gent ist im flämischen Teil von Belgien die Brasserie van den Bossche beheimatet, von der ich jetzt das Kerstpater Christmas Beer vor mir stehen habe. Die Brauerei beschreibt das Bier als charaktervolles süß-bitteres Winterbier. Das klingt doch schon mal gut. Dieses Winter Ale kommt in jedem Jahr am 1. November auf den Markt und wie bei saisonalen Bieren üblich wird es erst im Folgejahr neu gebraut.

Schwarz ist das Kerstpater Christmas Beer, nur wenn ich das Glas gegen das Licht halte, schimmert ein leichtes Rubinrot durch. Darüber bildet sich eine große Krone aus hellbraunem Schaum, die sich nur langsam auflöst.

Das Aroma ist süßlich. Offensichtlich hat die Brauerei in ihrer Beschreibung nicht übertrieben. Ich rieche Trockenfrüchte, Vanille, dunkle Schokolade und Nelken. Dieses komplexe Aroma macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist süß und schwer, im Geschmack fast sirupartig. An den Zutaten hat die Brauerei auf keinen Fall gespart. Im Körper kommt zur kräftigen Süße eine gut austarierte Fruchtigkeit dazu, gepaart mit würzigen Anklängen. Jetzt erinnert das Bier an Elisen-Lebkuchen und kandierte Früchte. Der wärmende Abgang ist fruchtig mit nur leichtem Bitter und er klingt sehr lange nach.

Das Kerstpater trägt seinen Namen zu Recht und es passt hervorragend zu Weihnachtsgebäck wie auch zu Gänse- oder Entraten mit Klößen und Rotkohl.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Nachgärungszucker

Alkoholgehalt:

9 % Vol.

Brauerei:

Brasserie van den Bossche
St. Lievensplein 16
9550 Herzele
Belgien
www.paterlieven.be

Huyghe – La Mère Noël

Die Brauerei Huyghe im ostflämischen Melle ist meines Wissens die einzige Brauerei, die zwei unterschiedliche Weihnachtsbiere braut. Neben dem bekannteren Delirium Christmas gibt es seit einigen Jahren auch regelmäßig das La Mère Noël. La Mère Noël ist die Frau des Weihnachtsmanns. Während es den Weihnachtsmann bereits länger gibt, wurde seine Frau wird erstmals im Jahr 1849 in einer Weihnachts-Legende von James Rees erwähnt und nun gibt es sie auch im Bierregal.

Altgolden präsentiert sich die Frau des Weihnachtsmanns im Glas. Darüber bildet sich eine überdurchschnittlich voluminöse Schaumkrone, die aber leider recht schnell in sich zusammenfällt. Auffällig ist die sehr agile Kohlensäure.

Das Aroma ist malzig mit grasigen und blumigen Noten. Die Aromen des Hopfens treten leider sehr in den Hintergrund, so dass das Aroma bei weitem nicht so komplex ist wie ich es gehofft und erwartet hätte.

Der überraschend schlanke Antrunk ist wenig süß, aber recht moussierend. Schnell kommt eine kräftige Süße, die auf ein nicht ganz ausgewogenes Bitter trifft. Eine Fruchtigkeit ist eher zu erahnen.Der Alkoholgeschmack tritt in den Vordergrund und er bleibt auch beim Abgang vorherrschend. Das milde Bitter kommt gegen den Alkohol nicht an.

Ich habe bereits einige Biere der Brauerei Huyghe getrunken. Die anderen Biere haben mir besser gefallen als das La Mère Noël, das einen eher unausgewogenen Eindruck macht. Ich muss sagen, dass ich recht enttäuscht bin.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Brauerei:

Brasserie L. Huyghe
Brusselse stw 282
9090 Melle
Belgien
www.delirium.be

Corsendonk – Pater-Dubbel

Nun steht ein Abteibier vor mir, das Corsendonk Pater-Dubbel. Im Gegensatz zu den Trappistenbieren werden Abteibiere in der Regel nicht von den Mönchen im Kloster gebraut, sondern die Biere werden von externen Brauereien in Lizenz gebraut. Das Rezept, das in vielen Fällen seit langer Zeit überliefert wurde, bleibt dabei im Besitz der Mönche, die Lizenzzahlungen von den externen Brauereien erhalten. Normalerweise handelt es sich bei den Abteibieren um komplexe Biere, die einen besonderen Genuss versprechen. Mal sehen, ob das auch für dieses Bier zutrifft. Eine Besonderheit hat die Brauerei. Sie stellt kein Bier mehr selbst her, sondern der Brauvorgang wird in allen Fällen extern an Dienstleister vergeben,

Schwarz und blickdicht steht das obergärige Bier im Glas, darüber recht viel cremiger beiger Schaum, der lange erhalten bleibt. Doch, dieses Bier macht optisch schon mal einen richtig guten Eindruck.

Das Aroma überrascht mich. Bei der Optik hätte ich erwartet, dass es durch Röststoffe dominiert wird. Tatsächlich halten sich die Röststoffe mit ihrem Duft nach Karamell und dunkler Schokolade diskret im Hintergrund. Stattdessen duftet das Bier eher nach reifen Früchten, ich meine Kirsche zu erkennen.

Der Antrunk ist wie erwartet recht süß und ich bemerke, dass dieses Bier recht viel Kohlensäure enthält. Der Körper ist intensiv und so komplex, wie ich es bei einem Abteibier erwarte. Süße und Bitterstoffe halten sich perfekt die Waage, dazu kommt eine dezente Säure. Kaffee, Schokolade und Karamell dominieren den Geschmack, dazu kommen Noten nach roten Früchten und Weinbrand. Dabei sorgt etwas Hefe, die sich im Bier befindet, für einen milden Geschmack. Der Abgang ist bitter-säuerlich mit mittlerem Nachklang.

Noch besser schmeckt dieses Bier, wenn man zwischen den Schlucken noch ein Stück dunkler Schokolade isst.

Zutaten:

Wasser, Gerste, Hopfen. Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Bittereinheiten:

25 IBU

Brauerei:

Brouwerij Cosendonk NV/SA
Slachthuisstraat 27
2300 Turnhout
Belgien
www.corsendonk.com

Floris – Fraise

Nun steht mal wieder ein belgisches Fruchtbier vor mir, das Floris Fraise aus der Brauerei Br. L. Huyghe in Melle. Aus dieser Brauerei stammen einige bekannte Biermarken, darunter Delirium, La Guillotine und Mongozo. Die Biere wurden vielfach ausgezeichnet, auf der Website der Brauerei sind insgesamt 40 Auszeichnungen vermerkt, die über die gesamte Welt verteilt vergeben wurden. Da sollte das Floris, das ich jetzt verkosten möchte, vermutlich auch etwas Besonderes sein.

Rot in der Farbe von Erdbeernektar und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Leider bildet sich nur wenig gemischtporiger Schaum, der sich auch schnell auflöst. Aber OK, es kommt ja weniger auf die Optik an, sondern mehr auf den Geschmack.

Das Bier duftet intensiv nach Erdbeeren. Dazu kommt noch ein säuerlicher Nebenton, der mich an rote Johannisbeeren erinnert. Aromen von Malz und Hopfen gehen darin unter.

Der Antrunk ist süß und fruchtig, so wie ich es erwarte. Leider muss ich hier auch feststellen, dass das Bier nur wenig Kohlensäure enthält. Auch beim Körper sticht der Geschmack nach Erdbeeren alle anderen Geschmäcker aus, lediglich eine leichte Herbe des Hopfens klingt noch mit. Wenn ich beim Abgang auf die Bitterstoffe des Hopfens achte, kann sie eher ahnen als schmecken. Aber auch die Ahnung von Bitter geht schnell vorbei. Der Abgang ist weitgehend neutral.

Richtig kalt am Abend eines heißen Sommertags getrunken ist dieses Bier sicher OK, aber nach meiner Meinung ist es kein Highlight belgischer Braukunst.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Erdbeerkonzentrat, Hopfen, Aroma

Alkoholgehalt:

3,6 % Vol.

Brauerei:

Br. L. Huyghe
Brusselsestw. 282
9090 Melle
Belgien
www.delirium.be

Kasteel – Tripel

Die Schlossbrauerei Van Honsebrouck verbindet neueste Technologie mit der Vertrautheit einer inhabergeführten Brauerei. Tradition und Innovation gehen hier Hand in Hand. In den letzten Jahren verzeichnete die Brauerei ein starkes Exportwachstum. Neben dem belgischen Markt bedient die Brauerei nun auch Frankreich, die Niederlande, die USA, Russland, China und Südamerika.

In der Schlossbrauerei Van Honsebrouck werden drei Biermarken gebraut: obergärige Biere vom Typ Kasteel, Mischgärbiere wie Bacchus und spontan fermentierte Biere der Sorte St-Louis. Darüber hinaus ist Van Honsebrouck wie eine Kleinbrauerei in der Lage, kleine Mengen ab 50 Hektolitern zu brauen. Neben der Herstellung des Standardsortiments kann die Brauerei eine Vielzahl von limitierten Suden in eigenen Marken- oder Sonderverpackungen anbieten.

Eine warme Goldfarbe zeichnet dieses Bier aus. Die feinporige Schaumkrone ist überdurchschnittlich groß und sie bleibt sehr lange erhalten. Außerdem sehe ich recht viel Kohlensäure.

Im Aroma mischen sich teigige Noten mit Zitrone, Kandis und Banane. Auch der Alkohol ist deutlich zu riechen, wobei er sich gut ins das restliche Aromaprofil einpasst.

Der Antrunk ist recht süß, dabei aber sehr vollmundig. Der Geschmack von Hefeteig mischt sich mit dem von Vanille und von hellen Trockenfrüchten. So vollmundig und geschmacksstark das Bier auch ist, macht es doch einen frischen Eindruck. Malz und Hopfen halten sich die Waage, wobei sich das Bitter nie in den Vordergrund drängt. Der Abgang ist wenig bitter und leicht säuerlich. Gleichzeitig wärmt der Alkohol Körper und Seele. Der Geschmack klingt durchschnittlich lang nach.

Zutaten:

Wasser, Malz, Zucker, Hopfen, Hefe, Ascorbinsäure

Alkoholgehalt:

11 % Vol.

Stammwürze:

20° Plato

Brauerei:

Brouwerij Van Honsebrouck
Ingelmunstersestraat 46
8870 Izegem
Belgien
www.vanhonsebrouck.be

Bink Bloesem

Bink Bloesem heißt das Honigbier aus Sint-Truiden in Belgien, das jetzt vor mir steht, auf Deutsch „blütenrosa“. Die Besonderheit dieses Bieres ist, dass es mit Honig und Birnensirup gebraut wird. Erstmals wurde es im Jahr 2000 aus Anlass des 50. Blütenfestes hergestellt. Es wird nur saisonal gebraut und steht nur von April bis Oktober jeden Jahres zum Verkauf.

Dunkel kupferfarben ist das Bier mit einer durchschnittlichen hellbraunen Schaumkrone. Sie ist größtenteils feinporig und bleibt lange erhalten.

Das Aroma wird durch das Malz dominiert. Düfte nach Toffee steigen mir in die Nase, unterstützt durch Honig und getrockneten Birnen.

Wie erwartet fällt der erste Kontakt mit der Zunge recht süß aus. Bei dieser Süße würde ich mir mehr Kohlensäure wünschen, die das Bier frischer machen würde. Zur Süße kommt eine ausgewogene Bitterkeit, die zusammen mit dem Birnensirup einen runden Geschmack ergibt. Das Mundgefühl ist sirupartig. Der Abgang ist sehr mild und die Süße dominiert auch hier. Der Nachklang ist sehr kurz.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Honig, Birnensirup

Alkoholgehalt:

7,1 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij Kerkom
Aamsesteenweg 469
3800 Sint-Truiden
Belgien
www.brouwerijkerkom.be

7 PK – Blond

„PferdeStärken in der Waldlandschaft“ ist ein Projekt des Sozialökonomieunternehmens De Winning. Das Ziel ist es die Kaltblutrasse und das zugehörige Handwerk zu erhalten und gleichzeitig Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Das arbeitende Kaltblut bietet Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Was hat das mit Bier zu tun? Stijn Pollaris erläutert: „Da die Arbeit mit Kaltblütern nicht mehr so rentabel ist wie früher, haben wir bei De Winning nach Mitteln gesucht, um dieses Projekt unterstützen zu können. Eines dieser Mittel war die Entwicklung eines eigenen lokalen Biers. Das erste 7PK kam im Jahr 2013 auf den Markt. Ein blondes, bitteres und kräftiges Bier, dass die Geschichte und die Leidenschaft des Projekts und von De Winning tragen wird.“

Momentan werden ungefähr 350 Hektoliter in Flaschen abgefüllt und ist 7PK bis über die Grenzen Belgiens erhältlich. Das Bier wird bei der Brauerei Anders gebraut. Gert Poelmans erzählt dazu: „Die Kaltblüter, mit denen alles begann, sind ein fester Wert innerhalb des Unternehmens und unterstützen die Arbeitsgruppen auf verschiedenen Gebieten. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch was die therapeutische Unterstützung betrifft. Es zeigt sich: soziale Ökonomie, Natur und Pferde sind eine Superkombination, die allen Beteiligten nützt. Unsere Kaltblüter werden erneut nützlich eingesetzt und sorgen für eine einzigartige Arbeitsstimmung. Eine Win-Win-Situation für Mensch, Tier und Natur.“

Eine Besonderheit des 7PK ist die Verwendung von Hafer während des Brauens. Bei der Brussels Beer Challenge 2015 wurde es mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet.

Golden und hefetrüb fließt das Bier ins Glas und bildet dabei viel feinporigen Schaum, der allerdings recht schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma ist malzbetont und neben dem Duft von Toffee rieche ich etwas Sauerteig sowie holzige Töne. Nicht schlecht, aber auch nicht so, dass mich das Aroma wirklich begeistern könnte.

Der Antrunk ist süß und voll. Auf der Zunge entwickelt sich ein weiches Mundgefühl und mit dem gut abgestimmten Bitter wirkt das Bier vollmundig und rund. Der Abgang ist eher säuerlich als bitter.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hafer, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,0 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij Anders
Stadsbeemd 1025
3545 Halen
Belgien
www.brouwerijanders.be

für

VZW De Winning Maatwerk
Sint-Ferdinandstraat 1
3560 Lummen
Belgien
www.pkbier.be

Wolf 7

Nun steht ein Blond aus der belgischen Brouwerij Wolf vor mir. Das Blonde ist ein typischer belgischer Bierstil, vergleichbar mit dem Lager. Häufig handelt es sich um Abteibiere. Der Alkoholgehalt liegt in der Regel bei etwa 8 Volumenprozenten. Für deutsche Verhältnisse handelt es sich also um ein recht starkes Bier, während für Belgien der Alkoholgehalt eher im Durchschnitt oder knapp darunterliegt.

Die Brauerei bietet sechs Biere an, von denen vier Biere einfach von 6 bis 9 durchnummeriert sind, während zwei weitere Biere „richtige“ Namen haben, Das Wolf Carte Blanche und das Wolf Trezart. Jetzt steht das Wolf 7 vor mir.

Der Wolf 7 macht seinem Bierstil zumindest optisch alle Ehre. Goldgelb und gefiltert ist es, dazu enorm viel Kohlensäure. Über dem Bier bildet sich sehr viel fester weißer Schaum, der auch lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet nach Karamell. Dieser Duft wird durch Noten von Vanille und weißem Pfeffer unterstützt sowie von einem Hauch Trockenfruchtaroma. Ich meine Rosinen wahrnehmen zu können.

Dementsprechend spritzig ist auch der Antrunk. Er ist leicht süß. Schnell kommt ein freundliches Bitter dazu, das durch die Süße von Trockenfrüchten ergänzt wird. Die Geschmacksrichtungen sind gut aufeinander abgestimmt, so dass sich die Aromen im Geschmack wiederspiegeln und das Bier einen runden und ausgewogenen Eindruck macht. Auch der Abgang zeichnet sich durch ein mildes Bitter aus, begleitet durch fruchtige Noten, die an Pfirsich und Trockenpflaumen erinnern. Während das Bitter recht schnell verschwindet, bleiben die fruchtigen Eindrücke noch einige Zeit in der Kehle erhalten.

Das Wolf 7 ist ein süffiges Bier, das sehr gut zu belgischem Essen passt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,4 %

Brauerei:

Brouwerij Wolf
Betekomsesteenweg 76
3200 Anschot
Belgien
www.wolfbelgium.com

Oscar – Blond

Die Brauerei Eutropius, eine kleine Brauerei in Westflandern, ist ein Projekt von 2 jungen Menschen. Ihr Ziel ist es, ihre Leidenschaft für handwerkliche Biere mit anderen Menschen zu teilen.

Die Geschichte beginnt 2004, als Wouter Vermeersch – im Alter von 16 Jahren – sein erstes Bier trinkt. Allerdings ist der Geschmack nicht genau das, was er erwartet hatte, ein zweites und ein drittes Bier folgt schnell. Am Ende fängt er sogar an, den Geschmack zu mögen. Es dauert nicht lange, bis Wouter merkt, dass er mehr tun will, als nur ein paar Biere zu probieren. Bald gründet er in der Garage seines Elternhauses eine kleine Brauerei als Hobby.

Mit viel Mühe und Rückschlägen beginnt er, seine ersten Biere zu brauen. Der Anfang war eine Katastrophe und viele Biere landeten in der Gosse. Bis….. Nach ein paar Monaten fließt ein Bier aus dem Braukessel mit einem Geschmack, der eigentlich gar nicht so schlecht ist. Um mehr über Biere zu erfahren, beginnt Wouter seine Ausbildung zum Brauereiexperten. Einen Titel, den er im Sommer 2010 erlangt. Ab diesem Moment erscheint die Idee, eine eigene Handwerksbrauerei zu gründen, gar nicht mehr abwegig.

Das einzige Problem ist, dass das Brauen von Bier eine Sache ist, das Aussehen des Bieres attraktiv zu gestalten, ist eine andere Sache… Durch Zufall lernt Wouter im Sommer 2012 Barbara Pratz kennen, eine junge Frau mit Marketinghintergrund. Allerdings ist der Beginn ihrer Beziehung rein amourös (und obwohl Barbara überhaupt kein Interesse an dem verrückten Projekt des Freundes hat), kann Wouter sie ein Jahr später überzeugen, mit an Bord zu kommen.

Im Mai 2014 beginnt Barbara, in der Brauerei zu arbeiten, überarbeitet das Konzept vollständig und gestaltet am Ende die Brauerei, wie wir sie heute kennen. Heute ist das Paar noch immer für die Brauerei verantwortlich und die beiden hoffen, dies auch weiterhin zu tun. Eine Brauerei, in der Freundschaft und Leidenschaft für Bier im Vordergrund stehen. Von dort kommt auch das Oscar Blond, das jetzt vor mir steht.

Oscar war anfangs ein Bier ohne Namen und das erste Bier von Wouter, das erfolgreich war. In Verkostungen mit Freunden, die auch zu Hause brauten, galt Oscar meist als das beste Bier. Testen wir einmal, wie gut es wirklich ist.

Hell-bernsteinfarben und hefetrüb ist das Oscar Blond. Es entwickelt beim Einschenken extrem viel festen Schaum, der sehr lange erhalten bleibt. Es empfiehlt sich also, das Bier vorsichtig ins Glas laufen zu lassen.

Das Aroma ist malzbetont. Düfte nach Brot, Hefe und Toffee steigen mir in die Nase, unterstützt durch einige fruchtige und blumige Noten.

Der Antrunk ist süß. Da das Bier nur wenig Kohlensäure enthält, wirkt es im ersten Moment fast etwas abgestanden. Schnell kommt aber ein passend zur Süße dosiertes Bitter dazu, so dass das Bier trotz der nur verhalten vorhandenen Fruchtigkeit rund und süffig ist. Der Abgang ist erstaunlich mild und er klingt nur kurz nach.

Auch wenn das Oscar Blond sicher nicht mein Lieblingsbier wird, hat es einen intensiven Geschmack und passt gut zu gegrilltem Fleisch.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Cascade, Hallertau mittelfrüh), Hefe

Alkoholgehalt:

6,6 % Vol.

Brauerei:

Eutropius Brewery
Hogeweg 263
8930 Menen
www.brouwerij-eutropius.be

Proefbrouwerij – Gouden Pier Kloeffe

Pier Kloeffe war Fischer und wurde am 4. August 1853 geboren und hieß eigentlich Petrus Decreton. Der Name stammt aus dem Bauerndorf Creton im Eure-Tal in der Normandie (Frankreich). Die ganze Familie trug den Spitznamen Kloeffe, weil die Vorfahren noch die Herberge De Kloeffe auf dem Weg nach Veurne betrieben hatten.

Pier Kloeffe ging neunmal mit einer Galette auf Islandfahrt. Dann reichte es ihm und Pier ließ es etwas ruhiger angehen. Er entschied sich nach dem Ersten Weltkrieg für eine neue Wirkungsstätte: den Strand, wo er die „Stellnetzfischerei“ betrieb. Er tauchte jeden Tag in seiner typischen Fischerkleidung auf. Ab und an überkam es ihn und er stach für ein paar Stunden in See, und dies zumeist begleitet von seinem unzertrennlichen Freund, dem Maler Louis Van den Eynde.

Wie von jeher trägt Pier neben dem weißen Kinnbart, der typisch für die alten Islandfahrer ist, die Fischerkleidung der Westhoek: blaue Seemannskappe mit schwarzem Schirm, rotes Leintuchhemd (das ‚Kazuifel‘) und eine dicke dunkelblaue Hose.

Damit wurde Pier ein Original von De Panne, damals ein Fischerort an der belgischen Nordseeküste, unweit der Grenze zu Frankreich gelegen. Aus diesem Grund findet sich in De Panne auch eine Kupferstatue von ihm. Heute lebt De Panne vorwiegend vom Tourismus und verfügt neben dem breiten Sandstrand auch über den großen Freizeitpark Popsaland.

Pier Kloeffe gibt es aber nicht nur als Statue, sondern wie Sie bereits vermuten können Sie ein Pier Kloeffe auch als Bier genießen, am Besten in einem der Cafés an der Strandpromenade von De Panne. Aber da wir nicht alles haben können habe ich mir eine Flasche mit nach Hause ins heimatliche Essen genommen. Beim Betrachten des Etiketts fällt mir auf, dass weder eine Zutatenliste noch die Brauerei angegeben ist. Statt der Brauerei steht auf dem Rückenetikett lediglich deren Postleitzahl.

Honiggelb ist Pier Kloeffe, dabei leicht hefetrüb und mit einer ungeheuren Krone aus weißem sahnigem Schaum, der sehr lange erhalten bleibt. Sie sollten dieses Bier also sehr vorsichtig einschenken oder sich recht viel Zeit lassen, damit Sie dem Schaum seine Zeit geben können.

Das Aroma wird durch fruchtige Düfte bestimmt, besonders durch Grapefruit, unterstützt durch den Duft von Karamell.

Erstaunlich wenig Süße weist der Antrunk auf, wobei vom ersten Moment an bereits auf der Zungenspitze die Fruchtigkeit durchkommt. Schnell kommt die Fruchtigkeit noch weiter in den Vordergrund, wobei der Geschmack nach Grapefruit das Aroma widerspiegelt. Dazu kommt ein freundliches Bitter. Süße, Säure und Bitterstoffe sind gut ausgewogen und die 8,1 Volumenprozente Alkohol passen sich in die Geschmackskomposition ein. Auch im Abgang mischen sich eine milde Fruchtigkeit und ein leichtes Bitter. Trotzdem klingt der Geschmack sehr lange nach.

Alkoholgehalt:

8,1 % Vol.

Brauerei:

De Proefbrouwerij
Doornzelestraat 20
9080 Lochristi
Hijfte
Belgien
www.proefbrouwerij.com