Schlagwort-Archive: Brotbier

wildwuchs – Broid

Wildwuchs ist eine Bioland-Brauerei aus dem Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Für das Broid, das ich jetzt verkosten will, haben die Brauer einen Teil des Malzes durch Demeter-Brot vom Vortag ersetzt, das sie von der Bio-Bäckerei Bahde erhalten. Die Idee ist nicht neu und ich habe auch in diesem Blog schon verschiedene Brotbiere beschrieben. Allerdings waren die meisten anderen Brotbiere eher dunkle und malzbetonte Biere, während es sich beim Broid um ein New England IPA, kurz NEIPA, handelt.

Hell und mit leichter Hefetrübung strahlt mir das Bier aus dem Glas entgegen. Die feinporige Schaumkrone ist ziemlich voluminös und bleibt lange erhalten. Optisch macht das Bier eine gute Figur.

Bereits beim Einschenken ist mir der Duft nach Grapefruit in die Nase gestiegen. Auch jetzt ist dieser Duft dominant, aber langsam kommt auch der Duft nach Honig, Ananas und Mango zum Tragen, später kommt noch der Duft des verbrauten Brotes dazu, während die fruchtigen Aromen langsam etwas schwächer werden.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte Süße aus. Mich stört dabei die geringe Karbonisierung, was aber eine reine Geschmacksfrage ist. Auf der Zunge ist die Fruchtigkeit weniger präsent als ich erwartet habe. Dafür kommt eine leichte Säure zum Tragen, die an Sauerteig erinnert. Außerdem gesellt sich eine freundliche Bittere dazu, die aber nicht allzu kräftig ist. Gemeinsam führen sie zu einem schlanken Körper. In der Kehle ist das NEIPA überraschend mild; Bittere und Säure klingen kurz nach.

Neben dem ökologischen Aspekt, dass nicht verkauftes Brot verwertet wird, gefällt mir der Geschmack des Broid recht gut. Es ist ein relativ zurückhaltende NEIPA, das sich auch für Einsteiger in die Craft Beer-Szene gut eignet.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Brot (Roggenvollkorn), Haferflocken, Hopfen (Ariana, Cascade, Hüll Melon, Mandarina Bavaria), Hefe

Alkoholgehalt:

6,3 % Vol.

Stammwürze:

16° Plato

Empfohlene Genusstemperatur:

6° – 8° Celsius

Brauerei:

wildwuchs Brauwerk Hamburg KG
Jaffestraße 8
Puhsthof
21109 Hamburg
www.wildwuchs-brauwerk.de

Knärzje

Die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden, sollte eigentlich für uns alle selbstverständlich sein. Die Idee des Knärzje wie auch aller anderen Brotbiere schließt sich daran an. Es bleiben immer einige Brote beim Bäcker liegen, die nicht verkauft werden konnten. Daraus Bier zu brauen ist naheliegend, denn die Rohstoffe beider Produkte sind weitgehend identisch. Wasser, Getreide, Hefe – mehr braucht es nicht, um handwerklich ein gutes Brot zu backen. Beim Bier sind es Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Und wenn sich noch ein Sonnenblumenkern oder ein Sesamkörnchen aus dem Brot in den Sud verirren macht das das Bier auch nicht schlechter. Knärzje wird in Deutschland aus überschüssigem Brot gebraut. Es ist das erste ökologisch zertifizierte Zero-Waste-Bier Deutschlands. Es ist auch als „Most Sustainable Brand 2023“ ausgezeichnet worden. Dass das Bier auch über Kaufland vertrieben wird, sichert ihm vermutlich recht große Absatzmengen, so dass dieser Bierstil hoffentlich bekannter wird und sich in Zukunft auch Mitbewerber in diesem Segment ansiedeln werden.

Orangefarben und mit leichter Hefetrübung präsentiert sich das Bier im Glas. Die feinporige schneeweiße Schaumkrone ist relativ klein und fällt auch anfangs recht flott in sich zusammen, aber ein Rest bleibt lange erhalten.

Brotkrume steht im Aroma im Mittelpunkt, abgerundet durch den Duft nach Karamell sowie einige blumige Noten. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine angenehme Süße sowie eine sehr feinperlige Kohlensäure aus. Wie erwartet kommt auf der Zunge der Geschmack nach Karamell in den Vordergrund, begleitet durch eine leichte Hopfenbittere. Das Mundgefühl ist nicht so ganz rund, aber durchaus angenehm, so dass ich ein wirklich süffiges Bier vor mir stehen habe. Auch in der Kehle steht der Karamellgeschmack im Vordergrund. Trotzdem klingt der Geschmack lange nach.

Es liegt in der Natur der Sache, dass jeder Sud einzigartig ist und sich mehr oder weniger von den anderen Suden unterscheidet. Schließlich bleiben nicht jeden Tag die gleichen Brotsorten im Regal liegen. Aber genau diese feinen Unterschiede machen den Reiz dieses Bierstils aus. Ich würde mir nur noch wünschen, dass die Brauerei den Sud auch auf dem Etikett kennzeichnen würde, damit ich als Konsument sofort sehe, dass wieder ein etwas anderes Bier im Regal steht.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, getrocknetes Brot (Dinkelbrot, Weizenvollkornbrot), Roggenvollkornmehl, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Farbe:

10 EBC

Brauerei:

Knärzje GmbH
Gwinnerstraße 36
60388 Frankfurt

BRLO – Zero.5

Ursprünglich wurde das Zero von BRLO exklusiv für das Greentech Festival 2021 klimaneutral gebraut. Eine Besonderheit dieses Bieres ist es, dass ein Teil des Malzes durch übriggebliebenes Brot ersetzt wurde. Das Brot stammt aus einer Bio-Bäckerei in Berlin, so wie auch alle anderen Zutaten außer dem Wasser und der Hefe aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Dass Brot einen Teil des Malzes ersetzt, ist inzwischen kein ungewöhnliches Vorgehen mehr. Auch dass das Brot biozertifiziert ist, dürfte mittlerweile eher Standard sein. Die Besonderheit des BRLO Zero.5 ist, dass es sich um ein alkoholfreies Bier handelt, meines Wissens das erste alkoholfreie Brotbier auf dem Markt. Mal sehen, wie es sich so macht.

Hell und opalisierend präsentiert sich das Bier im Glas. Die anfangs durchschnittlich hohe feinporige Schaumkrone fällt leider recht schnell in sich zusammen.

Das Aroma ist fruchtig-frisch. Ich rieche Aromen nach Zitrusfrüchten, Ananas und Mango.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte frische Süße sowie eine sehr feinperlige Kohlensäure aus. Auf der Zunge ist eine leichte fruchtige Säure dominant, die durch einen Hauch blumige Noten abgerundet wird. Das Mundgefühl ist schlank. Auch der Abgang ist schlank und praktisch ohne Bitterstoffe. Stattdessen zeigt sich in meiner Kehle eine angenehme Fruchtigkeit, die aber nur kurz nachklingt.

Das BRLO Zero.5 ist sicher durststillend, erinnert aber leider nur wenig an Bier, sondern mehr an Limonade. Als solche ist sie aber spitze.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen, Hefe, Brot

Alkoholgehalt:

< 0,5 % Vol.

Farbe:

6 EBC

Brauerei:

BRLO Braukunst Berlin GmbH
Schönbergerstr. 16
10963 Berlin
www.brlo.de

Brewdog – Lost Lager

Über die berliner Brauerei Brewdog habe ich bereits häufiger geschrieben. Die dort gebrauten Biere haben mir gut gefallen, lediglich dass Brewdog so viele Biere in Dosen abfüllt, lehne ich aus ökologischen Gründen ab.

Beim Lost Lager, das jetzt vor mir steht, ist einiges anders als bei allen anderen Bieren. Die Brauerei spricht vom ersten CO2-negativen Bier der Welt. Gebraut mit Ökostrom und überschüssigem Brot soll das Bier doppelt so viel CO2 aus der Atmosphäre holen wie für das Brauen benötigt wird. Löblich, insbesondere bei einer so energieintensiven Tätigkeit wie dem Brauen von Bier, auch wenn diese Aussage mir eher wie ein Werbeslogan vorkommt. Ich hoffe, dass Brewdog beim Bemühen, möglichst umweltfreundlich zu sein, die Qualität des Bieres trotzdem im Blick behalten hat.

Kupferfarben und opalisierend präsentiert sich das Bier im Glas. Die durchschnittlich voluminöse feinporige Schaumkrone bleibt sehr lange erhalten.

Das Aroma ist hopfenbetont, angenehm würzig nach Kräutern, so dass die Aromen des Brotes und Malzes kaum durchkommen.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine leichte Süße sowie eine reichlich dosierte Kohlensäure aus. Auf der Zunge gesellt sich ein freundliches Bitter dazu und sorgt für ein weiches Mundgefühl. Das Lost Lager ist angenehm und einfach zu trinken, obwohl es eher unsprektakulär ist, vielleicht auch gerade deshalb. Der Abgang ist schlank und ich schmecke in der Kehle ein leichtes Bitter, das erstaunlich lange nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener), Brot (Weizen, Roggen, Dinkel, Gerstenmalz, Hartweizengrieß, Hefe, Salz), Hopfen (Select, Spalter, Saphir), Hefe

Alkoholgehalt:

4,5 % Vol.

Farbe:

20 EBC

Brauerei:

Brewdog
Im Marienpark 23
12107 Berlin
www.brewdog.com

Brauhaus Gusswerk – Brotbier

Bier und Brot gehören in vielerlei Hinsicht zusammen:

  • Kulinarisch: eine bayrische Brotzeit ohne ein ordentliches Helles ist ja nun doch eine recht dröge Angelegenheit.
  • Im Volksmund: Wer kennt nicht Aussprüche wie „Bier ist flüssiges Brot“ oder ähnliches?
  • In der Welt der Mythologie und Märchen: vermutlich kennt jeder Rumpelstilzchen und den Spruch „Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich…“

Da auch die wichtigsten Zutaten identisch sind – Getreide, Wasser, Hefe – scheint es nur logisch, aus zu viel gebackenem Brot ein Bier zu brauen. Diesen Weg sind in der letzten Zeit einige Brauereien gegangen und jetzt habe ich erstmals ein aus altem Brot gebrautes Bier vor mir stehen. Ich danke Sandra Trautmann, Assistentin der Geschäftsführung beim Brauhaus Gusswerk, für die Zusendung des Biers.

Auffällig ist bereits das Etikett. Der Schriftzug Brotbier ist von der Rückseite geprägt, so dass er nicht nur edel glänzt, sondern auch leicht hervorsteht. Ein so aufwändiges Design habe ich bislang bei noch keinem Bier erlebt.

Bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Die Schaumkrone ist feinporig, durchschnittlich voluminös und bleibt lange erhalten.

Das Bier duftet nach Karamell und Brotkruste, unterstützt durch einige blumige Noten des Hopfens. Später kommt noch eine leichte saure Nuance dazu. Vermutlich wurde das Brot im Bier mit Sauerteig gebacken. Abgerundet wird der Duft durch einen Hauch Hefe.

Der Antrunk ist leicht süß und die sehr feinperlige Kohlensäure verleiht dem Bier eine angenehme Eleganz. Das Mundgefühl ist vollmundig und cremig, fast dickflüssig. Passend dazu ist der Geschmack sehr komplex. Das Malz steht im Vordergrund und bringt seine Noten nach Toast und Brotrinde ein. Dazu noch einige fruchtige Noten, die im Hintergrund bleiben und sich nicht aufdrängen. Ich meine, Birne und Aprikose zu schmecken. Dazu kommt die leichte Salznote, die das Brot mit sich bringt. Das alles passt gut zur feinen Rezenz. Der Abgang ist sehr gering bitter, aber er klingt trotzdem lange nach, wobei die Fruchtigkeit noch etwas stärker zum Vorschein kommt.

Auf jeden Fall ist das Brotbier ungewöhnlich, sowohl vom Geschmack her als auch von der Verwendung überzähliger Brote. Zu einer Speiseempfehlung zu diesem Bier kann ich mich nicht so richtig durchringen. Was passt dazu? Eventuell ein nicht zu süßes Dessert? Oder sollte da Brotbier einfach solo getrunken werden? Entscheiden Sie es selbst.

Erhältlich ist das Bier in Österreich bei Interspar. Die Interspar Backstube liefert auch das Brot für diese Brauspezialität.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Backwaren (16 %, enthalten Roggen, Weizen, Soja, Sesam), Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,5 % Vol.

Stammwürze:

12,8° Plato

Brauerei

Gusswerk GmbH
Römerstraße 3
5322 Hof bei Salzburg
Österreich
www.brauhaus-gusswerk.at