Traditionell laden auf der BrauBeviale der Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V., der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband e.V., der Bayerische Brauerbund e.V. sowie die Privaten Brauereien Bayern e.V. zu einer gemeinsamen Pressekonferenz ein. Hier das Statement von Dipl.-Ing. Walter König vom Bayerischen Brauerbund e.V. Ich veröffentliche es sowohl schriftlich als auch als Podcast zum Anhören. Hier also das Statement:
Sehr verehrte Damen und Herren,
auch im Namen des Bayerischen Brauerbundes begrüße ich Sie sehr herzlich zu unserer heutigen gemeinsamen Pressekonferenz. Hopfen wird zu 99% zur Bierherstellung verwendet. Es ist deshalb seit vielen Jahren Tradition und gelebtes Miteinander, dass bei der Pressekonferenz zur Hopfenernte und zum Hopfenmarkt anlässlich der Fachmesse BrauBeviale auch Vertreter der brauwirtschaftlichen Verbände zur aktuellen Situation berichten. In Absprache mit meinem Kollegen Mario Schäfer wird er auf die aktuelle Entwicklung des Bierausstoßes sowie auf die wirtschaftliche Situation und die Herausforderungen in den Brauereien näher eingehen.
Lassen Sie mich einen Blick auf die Versorgungssituation der heimischen Brauwirtschaft mit hochwertigen Rohstoffen werfen.
Trotz der durch den klimatischen und politischen Wandel hervorgerufenen enormen Herausforderungen in der Hopfenproduktion und der zwei unterdurchschnittlichen Ernten im vergangenen, sowie im laufenden Jahr, war es der Hopfenwirtschaft wichtig, direkt zum Start der Ernte das Signal der Versorgungssicherheit in die Brauwirtschaft zu senden: „Die Deckung des Bedarfs an Hopfen für das Braujahr 2023 ist trotz des schwachen Ergebnisses gesichert, da im Markt immer noch erhebliche Vorräte, die sich vorwiegend in den Händen der Brauereien befinden, vorhanden sind!“ lautete das Statement zur Hopfenrundfahrt 2023.
Diese, für die Brauwirtschaft beruhigende und komfortable Situation ist mehreren Faktoren zu verdanken:
Vertragswesen stützt Planungssicherheit
Die Hopfenproduktion reagiert träge und Veränderungen brauchen Zeit. Jeder Hopfenkauf wird über den Hopfenhandel in der Landwirtschaft langjährig durch Verträge abgebildet. Im Gegensatz zu den USA laufen Hopfenkauf- und somit auch Hopfenlieferverträge in Deutschland über viele Jahre. Das Vorvertragswesen ist ein Garant dafür, dass trotz kurzfristig auftretender Schwankungen eine hohe Grundversorgung und Vorratshaltung gewährleistet ist. So tragen langfristig eingekaufte Hopfenmengen, die während des stark eingebrochenen Bierausstoßes während der Corona Pandemie nicht benötigt wurden, heute zur Versorgungssicherung bei.
Einschneidende Ereignisse, wie beispielsweise die Corona-Pandemie, die durch den Russland-Ukraine-Krieg verursachte Logistik- und Energiekrise und auch eine Missernte wie 2022 verlangen zukünftig jedoch flexiblere Handlungsmechanismen von uns. Zusätzlich zum Vorvertragswesen brauchen wir deshalb eine bedarfsgerechtere Mengenplanung, die auf gesicherten Informationen beruht und schnellere Anpassungen in der Hopfenlogistik ermöglicht. Beispielsweise könnten so über den tatsächlichen Bedarf hinaus gekaufte Hopfen der Brauereien, die in der Regel in den Kühlhäusern des Hopfenhandels liegen, schneller identifiziert und anderweitig im Markt verwendet werden. Lagerhaltung und Logistik werden optimiert und sowohl Brauerei als auch Hopfenhandel erhalten höhere Wirtschaftlichkeit und mehr Planungssicherheit.
Kostendruck erzwingt höherer Wirtschaftlichkeit
Nicht nur bei der Hopfenproduktion und Verarbeitung haben die vergangenen zwei Jahre zu erheblichen Kostensteigerungen in der Produktion geführt. Auch der energieintensive Brauprozess sowie immens steigende Lohn-, Verpackungs- und Logistikkosten belasten die Brauwirtschaft. Natürlich wird in diesem Zusammenhang auch beim Hopfeneinsatz wieder mehr Augenmerk auf die Wirtschaftlichkeit gelegt. Beim weltweiten Hopfeneinsatz ist sogar eine Trendwende weg vom Aromahopfen hin zu mehr Hochalphahopfen beim Brauen zu beobachten. Dies verursacht einen Flächenüberhang, der uns unter anderem in den letzten beiden knappen Erntejahren die komfortable Versorgungssituation gewährleistet hat.
Mit dem Blick nach vorne möchte ich aber auch gerade das Thema Planungssicherheit in den Mittelpunkt meiner Betrachtung stellen. Das klare Statement zur Versorgungssicherheit mit Hopfen aus deutschen Anbaugebieten hat nämlich noch eine weit größere Bedeutung als die der aktuellen Ernteeinschätzung. Das Statement soll uns Brauern sagen: „Auf die deutsche Hopfenwirtschaft ist Verlass!“ Es gibt also keinen Grund, sich auch wegen einer Missernte, wegen des Klimawandels oder wegen veränderter Rahmenbedingungen im Hopfeneinkauf anderweitig zu orientieren.
Investitionen in die Zukunft der heimischen Rohstoffversorgung
Die Bauwirtschaft begrüßt die Bemühungen des Hopfenpflanzerverbandes außerordentlich, weitere und vor allem nachhaltige Bewässerungsmöglichkeiten für große Teile der Hopfenanbaugebiete in der Hallertau und in Spalt zu realisieren. Diese Konzepte fordern von den Hopfenpflanzern hohe Investitionskosten und ein Bekenntnis für die Hopfenproduktion in den nächsten Jahrzehnten. Ein für uns sehr wichtiges und vor dem Hintergrund der vergangenen Ernten notwendiges Signal zur Versorgungssicherung.
Auch wurde erst im vergangenen Jahr mit der Eröffnung des weltweit größten und modernsten Hopfenverarbeitungswerks in der Hallertau eine enorme Investition in die Zukunft des Hopfenproduktionsstandorts Deutschland getätigt. Neben der Versorgungssicherheit gewährleistet uns dieser Meilenstein auch höchste Produktqualität mit allen bei uns gängigen Hopfenveredelungs- und Verarbeitungsprodukten.
Große Anstrengungen in Resourcenschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Ebenfalls begrüßten wir die großen Anstrengungen sowie die Weitsicht der Hopfenpflanzer und der Hopfenwirtschaft, mit Neuzüchtungen in den Bereichen Aromasorten, Bittersorten und Hopfensorten mit besonderen Eigenschaften einen aktiven Beitrag zum Resourcenschutz, zur nachhaltigeren Produktion und auch zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit zu leisten. In diesem Zusammenhang richte ich jedoch auch einen Appell in die Brauwirtschaft, diese Anstrengungen mit Offenheit gegenüber neuen Sorten auch in bestehenden Rezepturen und mit einem klaren Bekenntnis zur heimischen Brauwirtschaft zu honorieren.
Nur gemeinsam können wir die Wettbewerbsfähigkeit und die Qualitätsführerschaft der deutschen Hopfenproduktion zum Wohle unserer Versorgungssicherheit mit qualitativ hochwertigem Hopfen in die Zukunft tragen. Auch wenn US-Hopfen womöglich durch bessere Rahmenbedingungen und Sondereffekte kurzfristig günstiger am Markt zu haben sein werden, müssen wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Rohstoffversorgung stärken. Die Abhängigkeit in der Rohstoffversorgung von Drittstaaten darf, kann und wird nicht die Versorgungsstrategie der deutschen Brauwirtschaft sein.
Wir setzen auf Nachhaltigkeit im Rohstoffbezug, auf Partnerschaft und Planungssicherheit. Wir haben erfahren, was es bedeutet, wenn Lieferketten kurzfristig wegbrechen, wenn Rückstandshöchstmengen in Drittstaaten mit unseren Qualitätsvorstellungen nicht übereinstimmen und vor allem, wenn die Produktionsplanung im Sudhaus nach der Verfügbarkeit der Rohstofflieferung ausgerichtet werden muss. Trotz und gerade wegen aller Herausforderungen, die jeder von uns in seinem Bereich aktuell tragen muss, sind die Kommunikation, der Dialog und das Verständnis füreinander wichtig. Jeder Einzelne, Braumeister, Rohstoffeinkäufer oder Logistiker ist ein Entscheider, der die Zukunft mit seiner individuellen persönlichen Entscheidung mit prägt. Lassen Sie uns die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die wir in den vergangenen Jahren gelebt haben, gerade jetzt, wenn die Zeiten wieder schwieriger werden, fortsetzen und so gut es geht die Herausforderungen der Zukunft weiterhin zusammen anpacken.