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Salonsozialist 2017

Die kleine Craft Bier-Brauerei aus Hamburg-Altona, ehemals Hoppe-Bräu, setzt ihre Leidenschaft auf außergewöhnliche Biere, die durchaus Ecken und Kanten haben dürfen. Ihre kreativen Rezepte setzt das Team zwar in kleinen Sudmengen um, aber dafür sind die Zutaten von besonderer Qualität. So hat Braumeister Sascha für das Brauen dieses Bieres eine Champagnerhefe verwendet.

Schon die Farbe dieses Weizen-Doppelbockbiers ist etwas Besonderes. Orangerot strahlt es mir entgegen, wenn auch leider mit wenig gemischtporigem Schaum, der auch schnell in sich zusammenfällt.

Malz und Röstaromen dominieren den Duft. Dazu verwöhnen komplexe Aromen nach getrockneten Bananen, Waldhonig, Birne und Nelke meine Nase. Aber auch die 9,3 Volumenprozent Alkohol finden sich im Aroma wieder. Der alkoholische Duft passt aber gut zu den anderen Aromen.

Der Antrunk ist kräftig und recht süß, wobei aber einige säuerliche Noten verhindern, dass das Bier klebrig wirkt. Jetzt würde ich mir aber wünschen, dass die sehr feinperlige Kohlensäure etwas großzügiger dosiert worden wäre. Schnell gesellt sich noch eine ordentliche Fruchtigkeit dazu, wobei der typische Weizengeschmack erhalten bleibt bzw. sich auf der Zunge weiter ausbildet. Vollmundig und mit wenigen Bitterstoffen wird der Salon-Sozialist beinahe zum Aperitif. Die Aromen werden im Mund immer intensiver bis zum milden Abgang, der allerdings nur kurz nachklingt.

Dieses Bier ist echt der Wahnsinn und eignet sich durchaus, um bei einem Empfang dem Sekt den Rang abzulaufen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen (Bramling Cross, East Kent Golding), Hefe

Alkoholgehalt:

9,3 % Vol.

Bittereinheiten:

15 IBU

Stammwürze:

19° Plato

Brauerei:

Landgang Brauerei
Beerenweg 12
22761 Hamburg
www.landgang-brauerei.de

Riegele – Augustus 8

Und wieder steht eine Brauspezialität aus Franken vor mir, der Weizenbock Augustus 8 aus der Biermanufaktur Riegele in Augsburg. Schon das Etikett macht neugierig, wirbt es doch mit einem „fruchtigen Aromenspiel“ und der Empfehlung des Weltmeisters der Biersommeliers Sebastian B. Priller. Ungewöhnlich sind auch die Flaschengröße von 0,66 l und der hohe Alkoholgehalt von 8 %. Interessanter ist aber das Rückenetikett, auf dem das Bier genau beschrieben wird. Sogar die beiden verwendeten Hopfensorten werden genannt. Die Sorte Hallertauer Perle ist sowohl bei den Brauern als auch bei den Hopfenbauern beliebt (so schreibt zumindest ein Hopfenhändler im Internet). Sie verbindet einen ordentlichen Alphasäuregehalt mit gutem Aroma und gibt dem Bier einen vollen und fruchtigen Geschmack. Die Aromen sind würzig und enthalten Zeder und Orange. Die Sorte ist eine relativ neue Aromasorte mit einem guten Aroma, würzig und mit feiner Zitrusnote. Würzige und Zitrusaromen sind hervorstechend. Diese Hopfensorte empfiehlt der Handel für Lagerbiere, Ales, Weizen und Kölsch. Dann noch zwei unterschiedliche Malzsorten, das Pilsener Malz (der Name sagt wohl bereits alles über die Verwendung dieses Malzes) und das Münchner Malz, ein Gerstenmalz, das eine stärker färbt als Pilsener Malz. Es wird für malzige dunklere Biere verwendet. Zusätzlich bringt das Münchner Malz ein ausgeprägteres Aroma mit und sorgt auf diese Weise für einen intensiveren Geschmack. Aber genug der Theorie, schenken wir das Bier ein.

Rotbraun und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Die Farbe wird vermutlich nicht meine Lieblingsfarbe werden, aber wichtiger als die Farbe sind beim Bier bekanntlich Duft und Geschmack. Über zeigt sich eine feinporige und üppige Schaumkrone, die ihresgleichen sucht. Der Duft ist einfach umwerfend. Das war aber auch nicht anders zu erwarten, da sich hier gleich zwei Aromahopfen die Ehre geben. Aus der üppigen Fruchtigkeit des Duftes stechen vor allem die Zitrusaromen heraus, unterstützt vom Duft reifer Bananen und der Malzaromen. Dass mir die Farbe des Bieres nicht ganz so gefallen hat, ist an dieser Stelle bereits vergessen.

Jetzt ist es aber Zeit, dass auch die Zunge ihre Eindrücke mitteilen kann. Nehme ich also den ersten Schluck. Der Antrunk überzeugt mit einer feinen Süße, die eine ungeahnte Fruchtigkeit mit sich bringt. Es ist kaum vorstellbar, dass dies ein Bier ist, das den Beschränkungen des deutschen Reinheitsgebots unterliegt. Bereits der erste Gechmackseindruck weist darauf hin, dass ich es hier mit einem der ganz großen deutschen Biere zu tun habe. Der Körper ist von reichhaltigen Aromen geprägt, dabei sehr vollmundig. Die Süße, eine leichte Bitterkeit und der Geschmack der 8.0 % Alkohol sind hervorragend aufeinander abgestimmt.

Das Bier ist seinen Preis auf jeden Fall wert; es ist zu schade, um einfach „hinter die Binde gekippt“ zu werden, sondern es muss wirklich Schluck für Schluck genossen werden.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,0 %

Brauerei:

Riegele BierManufaktur
S. Riegele KG
Augsburg
http://www.riegele-biermanufaktur.de

Erdinger – Pikantus

Nachdem ich vor einigen Tagen einen Weizenbock von Schneider verkostet habe und er mir ausnehmend gut gefallen hat, will ich jetzt gleich ein weiteres Bier diesen Stils testen, wenn auch eines mit einem deutlich niedrigeren Preis. Vor mir steht ein Erdinger Pikantus. Auffällig ist bereits das Rückenetikett, auf dem die Zutatenliste in immerhin sechs Sprachen abgedruckt ist, was darauf hinweist, dass ein recht großer Anteil dieses Biers exportiert wird. Die Zutatenliste enthält auch Röstmalzbier. Das ist eine Zutat, bei der ich immer misstrauisch werde. Nun ist Röstmalzbier (auch Farbebier genannt) nichts per se schlechtes. Schließlich handelt es sich um ein sehr starkes und sehr konzentriertes Bier, so stark, dass es in der Form, in der es an die Brauereien verkauft wird, nicht trinkbar ist. Röstmalzbier ist auch nichts grundsätzlich Schlechtes. Aber da es dazu dient, aus einem Bierstil (in diesem Falle heller Weizenbock) zwei zu machen (in diesem Fall wird aus dem hellen Weizenbock durch eine relativ geringe Menge Röstmalzbier ein dunkler Weizenbock). Röstmalzbier gilt aber Bier, und da ein Verschnitt mehrerer Biere in Deutschland nicht gekennzeichnet werden muss, rechne ich es der Brauerei Erdinger durchaus positiv an, dass sie diesen Trick angibt. Überhaupt die Transparenz. Hier ist Erdinger vorbildlich, ich meine sogar, dass an diesem Punkt übertrieben wird. Dass 100 ml dieses Weizenbiers 0,32 Broteinheiten enthalten ist für Diabetiker noch eine wichtige Information, aber dass in der gleichen Menge Bier 2,0 mg Salz enthalten sind, dürfte für niemanden interessant sein. Aber gut, lieber etwas zu viel als zu wenig. Kommen wir nun zum Bier.

Sehr dunkel Rotbraun und fast blickdicht präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber relativ wenig feinporiger hellbrauner Schaum, der sich recht schnell auflöst.

Das Aroma wird durch Karamellnoten geprägt, dazu meine ich, den Duft von Trockenpflaumen sowie einige würzige Noten festzustellen.

Beim Antrunk zeigt sich, dass das Bier reichlich feinperlige Kohlensäure enthält, die dem Bier eine angenehme Spritzigkeit verleiht. Außerdem ist das Bier nur wenig süß und enthält deutlich weniger Zucker als ich erwartet hätte. Der Körper präsentiert viele Röststoffe und nur wenig Bitter. Mir fehlt hier etwas Säure. Der Abgang ist dann überraschend mild und der Geschmack bleibt nicht allzu lange enthalten.

Die Brauerei preist das Bier als Aperitif an. Ich meine, dass es dafür noch etwas mehr Aromenvielfalt bieten müsste. Es ist aber sicher kein schlechter Begleiter für einen Grillabend.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Röstmalzbier, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,3 % Vol.

Stammwürze:

16,7° Plato

Brauerei:

Erdinger Weissbräu
Werner Brombach GmbH
85435 Erding
www.erdinger.de

Schneider – Marie’s Rendevous

Ist das schon Tradition? Seit 2012 braut die Brauerei Schneider Weisse in jedem Jahr einen Weizenbock mit deutlich mehr Stammwürze und Alkohol als üblich. Diese besonderen Kreationen werden einmal gebraut und wenn sie verkauft sind, gibt es sie nicht mehr. Und es handelt sich nicht nur um ein besonderes Bier, sondern es hat auch besondere Namen, die irgendwie romantisch sind und direkt neugierig auf den jeweiligen Sud machen. Da gab es bereits Mein Nelson Sauvin, Meine Sommer Weisse, Mein Aventinus Barrique, Meine Porter Weisse, Mathilda Soleil und in diesem Jahr Marie’s Rendevous. Die Herkunft dieses Namens beschreibt die Brauerei auf ihrer Website wie folgt: „Gewidmet der Ahnherrin Anna-Maria Schneider, deren Liebe zu Georg I. Schneider letztendlich der Beginn von sechs Generationen Weissbierleidenschaft war. ‚Der limitierte Sondersud zum Fest beweist, was innerhalb des Reinheitsgebotes mit Herzblut und Können an Fülle und Komplexität mit regionalen Rohstoffen möglich ist‘, so der überzeugte Genussbrauer und Verfechter der Reinheitsgebotes Georg VI. Schneider.“

Bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich relativ wenig feinporiger Schaum, der sich aber auch recht schnell auflöst.

Dafür das Aroma. Ich muss gar nicht mit der Nase zum Glas gehen, um es festzustellen. Bereits während das Glas noch auf dem Tisch steht, rieche ich die fruchtigen Düfte. Sie sind so komplex, dass es mir gar nicht möglich ist, alle Aromen zu identifizieren. Ananas, Orangenschale, Mango… das alles und noch viel mehr vereint sich in diesem Bouquet. Jetzt bin ich mir schon sicher, dass ich ein ganz besonderes Bier vor mir stehen habe. Jetzt bin ich neugierig auf den ersten Schluck, habe aber auch die Befürchtung, dass das Bier mit seinen vielen Fruchtaromen mir zu süß sein könnte.

Diese Sorge erwies sich aber als unbegründet. Nur eine leichte Süße kommt auf der Zungenspitze an. Dafür bemerke ich jetzt die ungewöhnlich feinperlige Kohlensäure, die diesem Bier eine unwahrscheinliche Frische verleiht. Der Körper besticht zunächst durch eine ungeheure Fruchtigkeit, wobei zunächst die sauren Noten dominieren, die aber schnell durch einen Hauch Honig ergänzt werden. Ich möchte nicht wissen, wie viele Versuche erforderlich waren, um zu so einem perfekten Ergebnis zu kommen.

An dieser Stelle habe ich überlegt, ob ich aus diesem Bier nicht ein Gelee kochen sollte, in das ich Erdbeeren einlege. Das wäre sicher eine gute Idee gewesen, aber da ich nur eine Flasche von Marie’s Rendezvous habe, habe ich dann doch von diesem Versuch Abstand genommen.

Nach diesem opulenten Körper hätte ich eigentlich auch einen kräftigen Abgang erwartet. Als dieser dann zwar fruchtig, aber doch überraschend mild ausfiel, war ich im ersten Moment etwas enttäuscht, bis ich dann merkte, dass dieser milde Geschmack überraschend lange erhalten blieb, eine halbe Stunde war es sicher.

Und dieses Bier hielt noch eine Überraschung für mich bereit. Ich habe die Flasche nicht an einem Tag ausgetrunken, sondern sie wieder verschlossen und erst etwa 48 Stunden später wieder geöffnet. Zeit ist das Bier selbstverständlich mit Sauerstoff in Berührung gekommen und wie ein guter Rotwein erst durch das Lüften beim Dekantieren sein vollständiges Aroma entfaltet, so hat auch dieses Bier reagiert und wurde noch fruchtiger.

Welche Speisen passen zu diesem Bier? Die Brauerei empfiehlt auf ihrer Website Schmorbraten, helle Mousse mit frischen Früchten oder duftende Apfelkücherl mit Vanilleeis. Ich habe das Bier aber als dermaßen nuancenreich und komplex empfunden, dass dieser Reichtum der Eindrücke nach meiner Meinung nicht durch ein Essen gestört werden sollte. Na gut, einige Erdbeeren oder Himbeeren passen dann schon.

Ich habe in meinem Leben schon viele Biere verkostet und war eigentlich der Meinung, dass mich so schnell nichts mehr überraschen kann. Dieses Bier hat mich eines Besseren belehrt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen (Tradition und Cascade), Hefe

Alkoholgehalt:

10 % Vol.

Stammwürze:

24 %

Bittereinheiten:

27 IBU

Brauerei:

Schneider Weisse
G. Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
www.schneider-weisse.de

Schneider Weisse – TAP 5 – Meine Hopfenweisse

Die Brauerei aus dem bayrischen Kelheim verspricht viel, wenn das Bier beschrieben wird, das jetzt vor mir steht, Meine Hopfenweisse genannt: „Gehen Sie auf Entdeckung: „Meine Hopfenweisse“ – das unvergleichliche Genusserlebnis, das alle Vorstellungen übertrifft… hopfig, aber blumig, herb vollmundig, und doch mit malzaromatischer Süße – so facettenreich kann Weissbier schmecken. Ein Hochgenuss speziell nach Schneider-Art! Und zu würzigen Gerichten und raffinierten Schokoladen ein wahres Feuerwerk der Sinne!“ Na, dann wollen wir mal sehen.

Golden wie ein Weizenfeld und hefetrüb präsentiert sich Meine Hopfenweisse im Glas. Die Kohlensäure dieses Weizen-Doppelbocks ist sehr aktiv und es bildet sich stiltypisch viel sahniger Schaum, der lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist betörend. Düfte nach Zitrone, Orangenschale, Kandis und Toffee steigen mir neben einem intensiven Bananenduft in die Nase, unterstützt durch einige blumige Noten. Ein so komplexes Aroma macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist recht süß, dabei aber frisch. Auf der Zunge lässt Meine Hopfenweisse die Muskeln spielen. Das Malz prägt neben blumigen Noten den Geschmack. Er lässt sich durchaus als wuchtig beschreiben. Der Abgang ist freundlich bitter und er klingt lange nach.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer Tradition, Hallertauer Saphir), Hefe

Alkoholgehalt:

8,2 % Vol.

Stammwürze:

18,5° Plato

Bittereinheiten:

40 IBU

Brauerei:

G. Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
www.scheider-weisse.de

Bajuwarus

Nun will ich mich einem Bier aus Oberfranken zuwenden, dem Bajuwarus Weizenbock aus der Brauerei Maisel’s Weisse in Bayreuth. Ich sehe mir zunächst die Etiketten an. Auf dem Rückenetikett dieses limitierten Biers steht die Zutatenliste, in der mir auffällt, dass der Hopfen noch hinter der Hefe steht, dass also sehr wenig Hopfen verwendet wurde. Ich kann also ein sehr mildes Bier erwarten, das seinen Geschmack aus den verwendeten Malzsorten bezieht. Das finde ich schon mal spannend.

Auch der Name des Bieres wird auf dem Rückenetikett erklärt: „BAJUWARUS leitet sich ab von Bajuwaren, dem ursprünglichen Namen der Einwohner Bayerns. Zusammen der der für Weizenbockbiere so typischen Endsilbe „-us“ ergibt sich eine neue Wortschöpfung, die einprägsam für die Herkunft sowie den starken Charakter dieses Weizenbocks Pate steht.“ Damit wäre auch das geklärt und wir können endlich zum Bier kommen.

Kastanienbraun und hefetrüb präsentiert sich die Bierspezialität im Glas. Darüber bildet sich recht viel feinporiger Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt. Optisch gibt es an diesem Bier schon mal nichts auszusetzen.

Das sehr komplexe Aroma enthält Noten überreifer Bananen, von Feigen, Vanille, Waldhonig sowie einige herbere würzige Noten, die auf dem Etikett als Nelke genannt werden, die ich aber nicht näher bezeichnen kann. Auf jeden Fall ist dieses Feuerwerk der Aromen schon mal für sich eine reine Freude.

Der Antrunk ist relativ süß, dabei wird mir der Süße allerdings nicht übertrieben. Die Süße können wir aber auch erwarten, schließlich haben wir hier kein einfaches Weizenbier vor uns, sondern einen Weizenbock. Ich würde mir an dieser Stelle lediglich noch etwas mehr Kohlensäure wünschen, die dem Bier noch mehr Spritzigkeit verleihen würde. Im Körper spiegeln sich die gesamten Aromen, die die Nase bereits wahrgenommen hat. Der Bajuwarus ist ein vollmundiges und ausgewogenes Bier. Der Weizenanteil ist deutlich zu schmecken, ergänzt durch Süße, eine leichte Säure und einige wenige Röststoffe. Der Abgang ist sehr mild, praktisch ohne Bitterstoffe, dafür aber mit leichter Whiskynote.

Der Bajuwarus ist ein nahezu perfektes Bier, an dem es außer der nach meinem Geschmack etwas zu geringen Kohlensäure wirklich nichts auszusetzen gibt. Aber auch mein einziger Kritikpunkt ist meinem individuellen Geschmack geschuldet.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hefe, Hopfen

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Stammwürze:

17,2° Plato

Brauerei:

Gebr. Maisel KG
95445 Bayreuth
www.maisel.com

Riedenburger – Doldenbock

Nun steht mal wieder ein Bier aus Riedenburg im Altmühltal vor mir, ein Weizenbock namens Doldenbock mit 7,9 % Volumenprozent Alkohol. Das Rückenetikett verspricht viel: Ein Doppelbock, doppelt mit Hopfen gestopft. Dazu noch ein Weizenbock und das Ganze unfiltriert und aus Bioland-Anbau. Irgendwie habe ich den Eindruck, das Team des Riedenburger Brauhauses, das im letzten Jahr sein 150jähriges Jubiläum feierte, wollten mit diesem Bier das deutsche Reinheitsgebot mal so richtig ausreizen. Mal sehen, was dabei rausgekommen ist.

Den Doldenbock dürfen wir auch nicht mit dem Doldensud verwechseln, der aus der gleichen Brauerei stammt. Hier noch kurz die Prosa, mit der die Brauerei uns den Doldenbock auf dem Rückenetikett der Flasche schmackhaft machen will: „Er ist stark. Er ist mächtig. Er ist kraftvoll. Ein Naturbursche. Bevor du diesen Bock herausforderst, sei ehrlich zu dir selbst und frag dich, ob du stark genug bist. Er ist kein einfacher Bock. Er ist doppelbockig. Er ist heimtückisch. Er kommt mit seiner Hopfennote und frisch und leicht daher. Blumige Noten steigen in die Nase. Und dann nimmt er dich auf die Hörner mit seinen potenten 7,9 % Volumen. Bezwing den Bock. Und wenn du ganz stark bist – auch zwei.

Mit diesen Worten hat die Brauerei mich überzeugt, die Flasche zu kaufen. Jetzt ist es aber endlich an der Zeit, sie zu öffnen und den Bock in die Freiheit zu entlassen.

Bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich der Bock im Glas. Darüber bildet sich recht viel feinporiger weißer Schaum, der lange erhalten bleibt. Gegen die Optik ist jedenfalls nichts zu sagen.

Das Aroma ist fruchtig. Ich rieche Banane, Zitrusfrüchte, Karamell und auch etwas Würziges. Ich kann es nicht genau identifizieren, es könnten aber Düfte von Pfeffer und Nelken dabei sein.

Der Antrunk ist so süß, wie ich es von einem Bockbier erwarte, dabei aber prickelnd und frisch wie ein gutes Weizenbier. Bis hierhin ist das Bier einfach perfekt. Der Körper ist vollmundig mit Geschmäckern nach Melone und überreifen Bananen. Dazu kommt die Süße des Malzes, abgerundet mit Trockenfrüchten. Der Abgang ist nur wenig bitter, da hätte ich mehr erwartet. Aber zumindest klingt er einige Zeit nach.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich dieses Bier bewerten soll. Einerseits ist es gut ausgewogen, aber es hat so viele Geschmacksnuancen, so dass ich den Eindruck habe, dass es irgendwie überladen ist. Aber auf jeden Fall ist es ein spannendes Bier.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,9 % Vol.

Brauerei:

Riedenburger Brauhaus
93339 Riedenburg
www.riedenburger.de

BierSelect

Schneider Weisse – Mein Aventinus

Im Dezember 2015 hatte ich schon einmal ein Aventinus aus dem Haus Schneider Weiße verkostet. Damals hieß es „Unser Aventinus“, war drei Jahre im Keller der Brauerei gelagert worden und hatte ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das etwa acht Jahre in der Zukunft lag. Jetzt habe ich „Mein Aventinus“ vor mir stehen, ebenfalls mit der Bezeichnung TAP6 und mit den gleichen Zutaten gebraut. Ich kann also davon ausgehen, dass es sich um das gleiche Bier handelt, nur dass diesmal das Aventinus nicht mehrere Jahre in der Flasche gereift ist. Jedenfalls bin ich jetzt gespannt, wie das Bier frisch schmeckt.

Der Aventinus ist ein Weizendoppelbock, lt. der Brauerei handelte es sich um den ersten Weizendoppelbock als er im Jahr 1907 seine Premiere auf dem Markt feierte. Ob er schon damals seine 8,2 Volumenprozente Alkohol hatte? Nur mal so ganz nebenbei bemerkt: vom Aventinus gibt es verschiedene Sondereditionen – neben dem oben bereits erwähnten Vintage und dem ebenfalls von mir bereits verkosteten Eisbock gibt es auch einen Aventinus, der im Barrique gereift ist. Wenn ich einmal darankomme, werde ich ihn sicher auch verkosten.

Dann bleibt nur noch die Herkunft des Namens zu klären. „Mein Aventinus“ klingt ja doch etwas ungewöhnlich. Nach Auskunft der Brauerei gab es Anfang des 20. Jahrhunderts die Vorschrift, dass jedes Starkbier nach einem Heiligen benannt werden muss. Anfang des 6. Jahrhunderts war der Heilige Aventin Bischof des Bistums Chartres in Frankreich. Bei Wikipedia wird er als Adventinus bezeichnet. Nachdem wir auch das jetzt wissen, können wir endlich zum Bier kommen.

In dunklem Rubin präsentiert sich das hochdekorierte Bier (unter anderem Gold im Australian International Beer Award 2013, Gold im World Beer Cup 2014, Silber im European Beer Star 2015, Silber im Australian International Beer Award 216) im Glas. Ich sehe viel Kohlensäure und es bildet sich für ein Weizenbier vergleichsweise wenig elfenbeinfarbener sahniger Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt. Optisch macht das Bier also auf jeden Fall einen hervorragenden Eindruck.

Das Aroma ist so gut wie die Optik. Malztöne steigen mir in die Nase, dazu Fruchtigkeit, bei der sich Banane mit dem Duft roter Beeren mischt, dazu Röstaromen mit einem leichten Hauch von Kaffee. Das Aromaprofil ist wirklich sehr komplex.

Der Antrunk ist wie einem Bockbier zu erwarten recht süß, wobei die Röststoffe von Anfang an für einen ausgewogenen Eindruck sorgen. Trotz der Süße und der Röststoffe macht das Bier aber einen frischen Eindruck. Im kräftigen und runden Körper mischt sich die Süße von Südfrüchten mit Kaffeenoten. Dieses wirklich süffige Bier sollte in wirklich kleinen Schlucken getrunken werden, wobei jeder einzelne Schluck genossen werden kann und sollte. Der Abgang ist mild, klingt aber lange nach. Dies ist genau das richtige Bier für die langen Winterabende, die wir jetzt haben.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer, Herkules), Hefe

Alkoholgehalt:

8,2 % Vol.

Stammwürze:

18,5 %

Bittereinheiten:

16 IBU

Brauerei:

Weißes Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
http://www.schneider-weisse.de

Schneider Weisse – TAP X Cuvèe Barrique

„TAP X“ heißen die Sondersude aus der Brauerei Schneider. Aus dieser Serie stammt das Cuvée Barrique, ein Cuvée-Bier aus „TAP6 Unser Aventinus“ und „Aventinus Eisbock“. Diese Biere wurden Monate in Weinfässern gereift. Die beiden ursprünglichen Biere sind Weizenstarkbiere, so dass ich ein kräftiges, süffiges und fruchtiges Aroma erwarte. Dementsprechend edel ist auch die Flasche. Wie die anderen Sondersude von Schneider handelt es sich um eine Champagnerflasche mit 0,75 Liter Inhalt. Nicht wirklich stilecht ist der Kronkorken, der die Flasche verschließt. Das Halsetikett, das die Flasche versiegelt, macht diesen kleinen Stilbruch aber wieder teilweise wett. Aber kommen wir endlich zum Bier.

Dunkelbraun und hefetrüb fließt das Bier ins Glas, fast blickdicht. Dabei bildet sich relativ wenig elfenbeinfarbener Schaum, feinporig mit mittel- bis grobporiger Auflage, der schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma ist in seiner Komplexität umwerfend. Fruchtig-säuerlich erinnert es eher an einen Wein als an ein Bier. Düfte nach Birnen und roten Beeren steigen mir in die Nase, abgerundet durch die Aromen dunkler Schokolade und Vanille.

Der erste Eindruck, den das Bier beim Kontakt mit der Zunge hinterlässt, ist Süße, die sich mit einer sehr feinperligen und sanften Kohlensäure verbindet. Ich schmecke Trockenpflaumen und Rosinen. Als sich das Bier auf der Zunge ausbreitet kommt eine angenehme Säure dazu, die an einen guten Apfelessig oder einen trockenen Apfelwein erinnert. Dies steht in einem ausgewogenen Gegensatz zur Süße. Das Mundgefühl ist voll und schwer. Der Abgang ist erfrischen sauer, ähnlich einem Rotwein. Bitterstoffe fehlen fast vollständig und der Geschmack bleibt noch lange in der Kehle erhalten.

Unser Fazit

Wow…was für eine tolle Bierspezialität, mit so ganz untypischen, extremen und doch ausgewogenen Aromen. Das „Mein Cuvée Barrique“ überzeugt auf der ganzen Länge und beweist erneut, das Bier längst einem guten Wein das Wasser reichen kann.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9,5 % Vol.

Stammwürze:

21,5 %

Empfohlene Genusstemperatur:

9° – 11° Celsius

Brauerei:

Schneider Weisse
G. Schneider & Sohn GmbH
Tal 7
80331 München
www.schneider-weisse.de

Hellers Weizenbock Winterbier

Für den Winter braut Hellers in Köln jedes Jahr einen Weizenbock. Das obergärige Bier wird bereits im Frühjahr eingebraut, so dass es viel Zeit zum Reifen hat. Das verspricht ein besonderes Trinkerlebnis.

Dunkel bernsteinfarben ist der Weizenbock mit einer durchschnittlichen beigen und feinporigen Schaumkrone, die aber recht flott in sich zusammenfällt.

Das Aroma ist sirupartig süß, unterstützt durch Trockenfeigen. Nicht so ganz mein Geschmack, aber sauber und ordentlich.

Der Antrunk ist wie erwartet süß, aber trotzdem durch die viele recht feinperlige Kohlensäure überraschend frisch. Auf der Zunge gesellt sich die Fruchtigkeit mit dem Geschmack nach Trockenfrüchten gemeinsam mit leichten Schokoladennoten dazu. Leider ist die Brauerei mit dem Hopfen etwas sparsam umgegangen, so dass das Bier kaum bitter ist und dadurch nicht ganz rund ist. Aber der Geschmack ist durchaus wärmend und passt zur Bezeichnung Winterbier. Der Abgang ist erstaunlich schlank und der Geschmack des Alkohols kommt erstmals durch.

Wüsste ich nicht, dass dieser Weizenbock aus dem Rheinland kommt, hätte ich es für ein belgisches Bier gehalten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Brauerei:

Brauerei Heller GmbH
Roonstr. 33
50674 Köln
www.hellers.koeln