Hell, prickelnd, mit feiner Rauchnote und lebendigem Schaum – das Grodziskie ist ein Bier, das seine Wurzeln tief in der polnischen Brautradition hat. Über Jahrhunderte hinweg war es das Aushängeschild der Stadt Grodzisk Wielkopolski und wurde wegen seiner spritzigen Frische liebevoll als „polnischer Champagner“ bezeichnet. Nach Jahrzehnten des Vergessens erlebt dieser einzigartige Stil dank der Craftbeer-Bewegung nun eine beeindruckende Renaissance.
Sein besonderes Merkmal: Das dezente Aroma von Eichenrauch. Während andere Rauchbiere kräftige, fast speckige Noten aufweisen, bleibt das Grodziskie elegant und subtil – eher der Duft von glimmendem Holz als von Räucherschinken. Gebraut aus geräuchertem Weizenmalz, spritzig karbonisiert und mit feinwürzigem Hopfen aus Polen, Tschechien oder Deutschland veredelt, wirkt es frisch, leicht und erstaunlich durstlöschend. Die hohe Kohlensäure sorgt für ein lebendiges Prickeln und unterstreicht den feinen Charakter des Bieres.
Historisch gesehen war das Grodziskie ein echtes Lokalprodukt. Schon 1301 wird das Bier erstmals erwähnt, und ein Braustatut von 1601 regelte die Produktion streng. Nur in Grodzisk durfte es gebraut werden – eine geschützte Herkunftsbezeichnung lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Stil jedoch allmählich, bis in den 1990er Jahren die letzten Braukessel verstummten. Erst die neue Generation polnischer Haus- und Craftbrauer entdeckte ihn wieder – und mit ihr auch internationale Bierliebhaber, die den Namen „Grätzer“ aus früheren Zeiten kannten.
Optisch überzeugt das Grodziskie durch seine helle, goldene Farbe und den dichten, feinporigen Schaum, der lange im Glas stehen bleibt. Im Duft dominieren zarte Noten von Rauch, Getreide und Kräuterhopfen, manchmal begleitet von einem Hauch Apfel oder Birne. Am Gaumen ist es trocken, klar und lebendig – eine harmonische Balance zwischen Weizenfrische, milder Bittere und feinem Rauch.
Auch die Herstellung bleibt ihren Wurzeln treu: Eichenholz zum Räuchern, traditionelle Hopfensorten wie Tomyski, obergärige Hefe und sorgfältige Klärung sorgen für ein reines, transparentes Bier. Selbst bei modernen Interpretationen wird großer Wert auf Authentizität gelegt – ein respektvoller Umgang mit Geschichte und Handwerk.
Heute ist das Grodziskie wieder Symbol polnischer Braukunst und ein Beispiel dafür, wie regionale Tradition und modernes Craftbrewing Hand in Hand gehen können. Leicht, erfrischend, unverwechselbar – und definitiv ein Bier, das man probieren sollte, wenn man verstehen will, warum man es einst den „polnischen Champagner“ nannte.