Statement Adolf Schapfl auf der BrauBeviale 2024

Die Hopfenernte 2024 ist in Deutschland leicht überdurchschnittlich ausgefallen.
Damit ist 2024 kein ausgesprochen gutes Jahr, es ist aber besser als die zwei
zurückliegenden, die durch große Hitze und Trockenheit die Hopfenernten gering
ausfallen ließen.
Nach Abschluss der Hopfenzertifizierung am 15. November liegen die offiziellen
Abwaagezahlen vor.
Im Jahr 2024 wurden in ganz Deutschland 46.536 t Hopfen produziert. Das sind
etwa 13% mehr als im Vorjahr 2023 und liegt etwa 3% über einer
Durchschnittsernte.
Die Zahlen aus den einzelnen Anbaugebieten in Deutschland stellen sich wie folgt
dar:

Ernte 2024
in t
Veränderung zu 2023
in %
Ernte 2023
in t
Hallertau40.30215 %34.949
Elbe-Saale2.569-16 %3.056
Spalt7177 %672
Tettnang2.90815 %2.533
Bitburg4074 %23
Bundesgebiet46.53613 %41.234

Das zufriedenstellende Wachstum der deutschen Hopfen in 2024 und die
entsprechende Erntemenge ist stark von der im wesentlichen günstigen Witterung
beeinflusst worden. Zwar war das Frühjahr zu nass, insbesondere die anhaltenden
Regenfälle bis in den Juni hinein machten oftmals ein Befahren der Hopfengärten
unmöglich, allerdings waren dadurch die Bodenwasser-Vorräte hoch und halfen
meist über die Trockenperiode im Juli und August hinweg ohne wieder – wie in den
Vorjahren – große Ernteverluste hinnehmen zu müssen.
In einigen Hopfengärten waren die Niederschläge aber so stark, dass es dort zu
erheblichen Überflutungen kam. Das Wasser stand zum Teil mehrere Tage mehrere
Meter hoch im Hopfengarten, was zu kompletten Ertragsausfällen dort führte und in
einigen Hopfengärten auch zu einer vollständigen Zerstörung der Hopfenpflanzen.
Allein in der Hallertau waren ca. 175 ha Hopfen auf 39 Betrieben überflutet. Die
bayerische Staatsregierung hat ein Hilfsprogramm für entstandene Schäden
aufgelegt, nachdem solche Schäden wenigstens zum Teil ausgeglichen werden.
Dafür danken wir der bayerischen Staatsregierung und der zuständigen
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ausdrücklich.
Die bis in den Sommer hinein feuchte Witterung führte leider auch dazu, dass der
Druck von Pilzkrankheiten auf die Hopfenbestände sehr groß war. Wir
Hopfenpflanzer mussten wieder feststellen, dass unser Werkzeugkasten zur
Gesunderhaltung der Hopfen in Deutschland schlecht bestückt ist. Die weiterhin
abnehmende Anzahl verfügbarer Pflanzenschutzmittel zeigt vor allem in einem Jahr
wie 2024 auf, dass immer weniger Einsatz zwar grundsätzlich wünschenswert ist,
aber auch dazu führen kann und in 2024 in Einzelfällen auch tatsächlich dazu
geführt hat, dass Hopfen erhebliche Ernte- und Qualitätsverluste erleiden müssen.
Das gleiche gilt in Einzelfällen auch für Schädigungen durch die Blattlaus im Hopfen
in 2024.
Aus dem Hopfenjahr 2024 kann man mindestens zwei Lehren ziehen:
Zum einen ist festzustellen, dass der Pflanzenschutz im deutschen Hopfen bis an
die Grenze des Praktikablen bereits heruntergefahren wurde. In Jahren wie 2024
reichen die regulär zugelassenen Wirkstoffe nicht mehr aus. Ohne
Notfallzulassungen wäre ein breitflächiger wettbewerbsfähiger Hopfenanbau nicht
mehr möglich.
Zum anderen zeigt ein Jahr mit ausreichend Regenfällen genauso wie die
vergangenen beiden Trockenjahre, dass der Erhalt und die zukünftige Absicherung
der deutschen Hopfenproduktion in großem Maße von der ausreichenden
Versorgung der Pflanzen mit Wasser abhängen wird. Angesichts des
fortschreitenden Klimawandels haben vereinzelt Hopfenpflanzer bereits vor
mehreren Jahren mit der Hopfenbewässerung begonnen. In den kommenden
Jahren müssen wir aber einer Vielzahl von Hopfenpflanzern die Möglichkeit geben,
ihre Hopfen zu bewässern. Deshalb wurden in den Anbaugebieten Spalt und
Hallertau bereits Bewässerungsverbände für Hopfen gegründet. Mit Hilfe dieser
Verbände sollen nachhaltige Bewässerungssysteme geplant, gebaut und betrieben
werden, die nicht auf Grundwasser setzen, sondern überschüssiges
Oberflächenwasser speichern und im Sommer zur Hopfenbewässerung nutzen
werden. Es handelt sich hier um große Vorhaben, um „Generationen-Projekte“, die
uns Hopfenpflanzer viel Anstrengungen und hohe Kosten abverlangen werden. Wir
werden bei der Verwirklichung dieser Vorhaben auf die Unterstützung von Staat und
Behörden angewiesen sein und danken den entsprechenden Stellen bereits jetzt
für ihre konstruktive Begleitung in den vergangenen Monaten.
Große Sorgen bereitet uns aktuell der Hopfenmarkt. Aufgrund hoher Vorräte sind
die Freihopfenpreise bei wichtigen und großen deutschen Hopfensorten bereits im
letzten Jahr gesunken und nach der Ernte 2024 nochmal. Zum Teil fielen die Preise
in den letzten zwei Jahren um 90%!
Der Großteil der Ernte 2024 ist von den Hopfenpflanzern bereits über Vorverträge
verkauft gewesen und deshalb noch nicht von den tiefen Freihopfenpreisen
betroffen. Auch 2025 sind die Preise für viele Hopfen fixiert. Dann aber enden viele
dieser Verträge und wir Hopfenpflanzer müssen befürchten, dass keine oder nur
Verträge mit zu niedrigen Preisen angeboten werden. Ein wirtschaftlicher
Hopfenbau ist so auf keinen Fall möglich. Ein Aufgeben vieler Hopfenpflanzer
Familien wird die Folge sein.
Wozu das führen wird, sehen wir in den USA. Dort geht in einem atemberaubenden
Tempo Hopfenflächen verloren, ganze Hopfen-Farmen werden verschwinden. Die
US Hopfenindustrie schrumpft gewaltig zusammen. Aus einer notwendigen
Anpassung zum Abbau der Überproduktion könnte ein Kahlschlag werden!
Es liegt jetzt an der Brauindustrie und am Hopfenhandel durch vernünftige
Anschlussverträge eine massive Schädigung im deutschen Hopfenbau zu
verhindern. Gemeinsam können wir die derzeitige Krise meistern!
Die deutschen Hopfenpflanzer und die Hopfenindustrie haben in der Geschichte
schon oftmals bewiesen, dass sie Krisen am Hopfenmarkt durchstehen können. Die
Unterstützung der Abnehmerseite ist dazu aber notwendig.
Die deutschen Hopfenpflanzer und deutsche Hopfenindustrie genießen weltweit
einen hervorragenden Ruf für ihre große Innovationskraft, ihren Zusammenhalt und
ihren Hopfen in bester Qualität. Mit unseren Anstrengungen von heute legen wir das
Fundament für unseren Erfolg von morgen. In diesem Sinne werden wir fortfahren
in der ständigen Weiterentwicklung des deutschen Hopfenbaus, um auch in Zukunft
besten Hopfen für die Brauwirtschaft weltweit zur Verfügung stellen zu können.
In diesem Sinne bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit und schließe mit dem
Motto:
Hopfen & Malz, Gott erhalt‘s!

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