Weißbier hat eine erstaunliche Reise hinter sich: Einst ein regionales Phänomen, ist es heute vielleicht das international bekannteste Aushängeschild deutscher Bierkultur. Gebraut mit mindestens 50 % Weizenmalz und charakteristischen obergärigen Hefestämmen, bietet es ein komplexes Aromenspiel aus Gewürzen, reifen Früchten und spritziger Frische.
Geschichte kurz und knackig
Die ersten Weizenbiere gab es vor über 500 Jahren in Bayern. Interessanterweise bezeichnete man die frühen „weißen Biere“ zunächst nur nach ihrer hellen Farbe, nicht nach dem verwendeten Getreide – das heutige Weißbier war also damals noch nicht geboren. Herzog Wilhelm IV. und sein Sohn Albrecht V. legten mit cleveren Brauverboten und Privilegien den Grundstein für die Weißbier-Dynastie. Später, unter Herzog Maximilian I., wurde das Weißbiermonopol eingeführt: Weiße Brauhäuser entstanden, braunes Bier wurde mit strengen Sommerverboten belegt – ein geschickter Schachzug, der die Nachfrage auf Weißbier lenkte. Mit diesen Erlösen finanzierte Bayern sogar die Verteidigung gegen Angriffe im Dreißigjährigen Krieg.
Im 18. Jahrhundert geriet Weißbier in eine Rezession: Verbesserte Brautechnik für untergäriges Bier machte braunes Bier wieder attraktiv, und das Weißbierprivileg wurde 1798 aufgehoben. Erst in den 1960er-Jahren erlebte Weißbier eine Renaissance, nicht zuletzt dank breitangelegter Werbekampagnen von Erdinger, die den Stil über Bayern hinaus populär machten.
Stile und Geschmack
Bayerisches Weizenbier ist durch seine Hefe geprägt: Nelken- und Gewürznoten treffen auf fruchtige Ester wie Banane oder Birne. Dunkle Malze können Nuss- oder Karamellaromen beitragen, ohne die Hefearomen zu überdecken. Spritzige Kohlensäure, cremige Viskosität und ein vollmundiger Körper machen das Weißbier besonders süffig.
Wer einmal die Balance zwischen süßlicher Malzigkeit, spritziger Frische und feiner Hefearomatik gekostet hat, versteht, warum Weißbier heute international so beliebt ist.