Der Finnische Bierverband kommentierte den Vorschlag der Regierung an das Parlament für ein Gesetz zur Änderung des Alkoholgesetzes

Die aktuelle Diskussion über die finnische Alkoholpolitik zeigt deutlich, dass das Land vor einem weiteren Schritt in Richtung Liberalisierung steht. Der Finnische Bierverband sieht Finnland gut vorbereitet, seine Regelungen zu modernisieren, denn der Alkoholkonsum im Land ist seit Jahren rückläufig und liegt inzwischen unter dem EU-Durchschnitt. Seit 2007 sinkt der Konsum kontinuierlich, und auch die Anhebungen der erlaubten Verkaufsstärke im Einzelhandel in den Jahren 2018 und 2024 haben den Konsum nicht erhöht. Vielmehr zeigt sich ein klarer Trend weg von starken hin zu milderen alkoholischen Getränken – und hin zu bewussterem, genussorientiertem Trinken.

Anikó Lehtinen, Präsidentin des Finnischen Bierverbands, betont, dass viele der von der Regierung geplanten Gesetzesanpassungen positive Auswirkungen für finnische Bierkonsumenten hätten. Besonders begrüßt wird, dass nationale Händler und Brauereien künftig ihre Biere online verkaufen und im ganzen Land liefern dürfen – vorausgesetzt, die Alterskontrolle ist gewährleistet. Das würde den Wettbewerb fairer gestalten, vor allem gegenüber ausländischen Händlern, die bereits heute deutlich hochprozentigere Produkte nach Finnland liefern dürfen. Der Verband fordert daher gleiche Regeln für alle Anbieter und eine klare gesetzliche Gleichstellung.

Der Bierverband sieht in liberalisierten Binnen-Lieferverkäufen eine große Chance: Kleinere Brauereien könnten neue Einnahmen erzielen, und Bierliebhaber in entlegenen Regionen bekämen Zugang zu einer deutlich breiteren Auswahl heimischer Biere. Die technischen Voraussetzungen für Alterskontrollen seien bereits gegeben, denn Transportunternehmen prüfen die Identität vieler Empfänger ohnehin. Zusätzliche bürokratische Hürden lehnt der Verband ab und plädiert dafür, bestehende Alkoholpässe um die Anforderungen für Fernverkauf und Lieferung zu erweitern.

Kritisch äußert sich der Verband jedoch zu geplanten Verschärfungen im Marketingbereich. Der Gesetzesentwurf sieht vor, Influencer-Marketing für sowohl milde als auch starke alkoholische Getränke in sozialen Medien vollständig zu verbieten. Auch Werbezeiten im Fernsehen und Radio sollen weiter eingeschränkt werden. Der Bierverband hält diese Verschärfungen für unnötig und widersprüchlich, insbesondere da der Alkoholkonsum unter Minderjährigen seit über 15 Jahren sinkt und strenge Regeln bereits existieren. Zudem sei gerade Influencer-Marketing für Bier in Finnland überwiegend geschmacks- und wissensorientiert und richtet sich an erwachsene Zielgruppen.

Besonders problematisch sei die fehlende Definition des Begriffs Influencer. Dadurch könnten im schlimmsten Fall auch Bierexperten, Blogger oder sogar normale Konsumenten betroffen sein, die online über verkostete Biere berichten. Aus Sicht des Verbands würde das nicht nur ehrliche, verantwortungsbewusste Kommunikation unterbinden, sondern auch den nationalen Influencern schaden, während internationale Akteure weiterhin frei über Bier und Alkohol berichten könnten.

Während der Gesetzentwurf den Zugang zu Alkohol in anderen Bereichen liberalisiert – beispielsweise durch Lieferverkauf und grenzüberschreitenden Onlinehandel – würde gleichzeitig die Kommunikation rund um milde alkoholische Getränke stark eingeschränkt. Dies sieht der Verband als widersprüchlich und fordert daher, das geplante Influencer-Verbot aus dem Entwurf zu streichen. Aus seiner Sicht reguliert das bestehende Gesetz das Marketing bereits ausreichend und schützt Minderjährige effektiv.

Insgesamt zeigt die Stellungnahme des Finnischen Bierverbands deutlich, dass das Land vor einer komplexen Neuausrichtung seiner Alkoholpolitik steht. Einerseits soll der Zugang zu Alkohol moderner und kundenfreundlicher gestaltet werden, andererseits drohen Einschränkungen, die nach Ansicht des Verbands nicht in die Zeit passen und sogar kontraproduktiv sein könnten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die finnische Regierung dieses Spannungsfeld auflösen wird – und welche Auswirkungen die Neuerungen auf die finnische Bierlandschaft und die Konsumenten haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.