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Rut Wieß Kölsch

Das Etikett ist diagonal geteilt; die obere linke Hälfte hat einen weißen, die andere Hälfte einen roten Hintergrund, wie die Farben des 1. FC Köln.Rut Wieß-Kölsch ist eine relativ neue Kölsch-Marke, die im März 2023 gebraut wurde und seit Ende April 2023 im Handel erhältlich ist. Wo das Bier gebraut wird und wo sich die verantwortliche Firma befindet verrät die Flasche nicht. Tatsächlich ist auf dem Rückenetikett des Rut Wieß nur eine Postfachadresse abgedruckt und auch eine Website des Unternehmens konnte ich nicht finden. Bislang habe ich das Bier auch nur bei Trinkgut gesehen, so dass ich vermute, dass es sich um eine Eigenmarke von Edeka handelt.

Der Name „Rut Wieß“ bedeutet auf Kölsch „Rot Weiß“, was sich auf die Farben des 1. FC Köln bezieht und auf diese Weise wohl Heimatverbundenheit demonstrieren soll. Schließlich darf Kölsch ja auch nur innerhalb der Ortsgrenzen von Köln gebraut werden, was bei mindestens einer Brauerei zu einer recht absurden Situation geführt hat. Die Brauerei hat gut verkauft und kam mit ihrem Platz innerhalb der kölschen Stadtmauern nicht mehr aus. So wurde das Bier in Köln gebraut, in Tankwagen gefüllt, aus Köln herausgefahren und anderswo in Flaschen und Fässer abgefüllt. Da kann ich wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln. Aber jetzt will ich mich mit dem Rut Wieß Kölsch beschäftigen.

Intensiv goldfarben und glanzfein fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine durchschnittlich große schneeweiße und feinporige Schaumkrone, die lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet nach Brotkrume und Honig, abgerundet durch einige blumige Noten.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine angenehme Malzsüße sowie eine feinperlige Kohlensäure aus. Auf der Zunge gesellt sich eine zur Süße passende Bittere dazu. Das Mundgefühl ist für ein Kölsch überraschend vollmundig. Der Agbang ist mild und die leichte Bittere klingt nur kurz nach.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Farbe:

10 EBC

Brauerei:

Rut Wieß Brau- und Vertriebsgesellschaft mbH
Postfach 103219
50472 Köln

Gaffel Kölsch Frei 0.0 %

Die Kölner Brauer sind stolz auf ihr Kölsch, ein obergäriges Bier, das in den Stadtgrenzen von Köln gebraut werden muss, um sich Kölsch nennen zu dürfen. Weshalb so ein Gewese um das Kölsch gemacht wird, kann ich nicht wirklich verstehen, muss dabei allerdings auch zugeben, dass ich bislang nur industriell hergestelltes Bier getrunken habe. Sollte es mich wirklich einmal nach Köln verschlagen, werden ich mit Sicherheit versuchen, eine Gaststätte zu besuchen, die selber braut. Dort wird mir das Kölsch sicher besser gefallen.

Heute steht aber erst einmal ein Kölsch aus der Brauerei Gaffel Becker vor mir. Diese Brauerei stellt nach eigenen Angaben das meistverkaufte Kölsch im Fass her. Und das heutige Kölsch stellt für mich noch eine Premiere dar, denn es ist erste alkoholfreie Kölsch, das ich verkoste.

Intensiv goldfarben und gefiltert fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine durchschnittlich voluminöse feste Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. Die Optik ist einwandfrei.

Das Bier duftet getreidig mit einigen würzigen Hopfennoten. Bei diesem Aroma beginnt meine Begeisterung für dieses Bier zu schwinden.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine diskrete Süße aus. Leider ist die feinperlende Kohlensäure sehr knapp dosiert; eine andere Dosierung hätte sicherlich für einen frischeren Geschmack gesorgt. Auf der Zunge wirkt das Bier eher wässerig und dünn. Auch der Abgang ist schlank ohne angenehmen Nachklang.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfenextrakt, Gärungskohlensäure

Alkoholgehalt:

0,0 % Vol.

Brauerei:

Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG
Welserstraße 16
51149 Köln
www.gaffel.de

Früh Kölsch

Die Brauerei Früh im Schatten des Kölner Doms wurde bereits 1895 von Peter Josef Früh gegründet und befindet sich seitdem im Besitz der Familie. Die Produktpalette der Brauerei ist bis heute überschaubar. So stellt sie neben dem Kölsch, das jetzt vor mir steht, nur ein alkoholfreies Kölsch, ein Radler sowie eine Fassbrause her. Jetzt steht das klassische Kölsch vor mir, ein obergäriges Bier mit 4,8 Volumenprozent Alkohol.

Leuchtend golden ist das Kölsch mit einer durchschnittlichen Schaumkrone, die lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist malzbetont, wobei im Hintergrund noch einige blumige Noten mitspielen.

Der Antrunk ist frisch und spritzig. Die leichte Süße schmeichelt meiner Zunge, insbesondere weil sie von einem passenden Bitter begleitet wird, was für ein volles Mundgefühl sorgt. Der Abgang zeichnet sich durch ein leichtes und freundliches Bitter aus, das durchschnittlich lange nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Brauerei:

Cölner Hofbräu P. Josef Früh KG
Robert-Bosch-Straße 15-17
50769 Köln
www.frueh.de

Mühlen Kölsch

Vermutlich ist kein anderer Bierstil so penibel definiert wie das Kölsch. Dass es unbedingt in Köln gebraut werden muss ist hinlänglich bekannt. Aber die Brauer in Köln müssen noch eine ganze Reihe weiterer Vorschriften beachten, wenn sie ihr Bier Kölsch nennen wollen. Immerhin 2255 Worte ist die Kölsch-Konvention lang, die der Kölner Brauerei-Verband e.V. beschlossen hat und die am 31. Mai 1985 vom Bundeskartellamt genehmigt wurde. Sie sehen, Kölsch ist wie Karneval – eine bitterernste Sache. Aber jetzt wollen wir uns einmal mit dem Kölsch befassen, das sich in der Flasche befindet, die jetzt vor mir steht.

Die Brauerei, aus der das Mühlen Kölsch stammt, wurde bereits im Jahr 1858 durch den Bierbrauer Hubert Koch am Heumarkt gegründet, damals wie heute im Zentrum von Köln. Na ja, nach so langer Zeit dürften die Brauer die Herstellung von Kölsch wohl aus dem ff beherrschen.

Weizengelb mit einer überdurchschnittlich voluminösen und festen Schaumkrone präsentiert sich das Bier im Glas. Bereits beim Einschenken steigen mir die Hopfenaromen in die Nase.

Das Bier duftet nach Biskuitteig, unterstützt durch einige blumige Noten sowie einem Hauch vom Duft gelber Früchte. Das macht durchaus Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist nur wenig süß und durch die feinperlige Kohlensäure wirklich frisch. Auf der Zunge wirkt es schlank und erfrischend mit überraschend wenigen Bitterstoffen. Aufgrund der recht kräftigen Hopfenaromen hätte ich wirklich mehr Bitter erwartet. Auch im Abgang bleiben die Bitterstoffe im Hintergrund und der Geschmack klingt nur kurz nach.

Insgesamt ist das Mühlen Kölsch ein erfrischendes und mit 4,8 Volumenprozent auch recht leichtes Bier, das unkompliziert daherkommt und ungeheuer süffig ist. Nichts zum bewusst genießen, aber als schnelles Bier für zwischendurch unschlagbar.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Brauerei:

Brauerei zur Malzmühle
Schwarz GmbH & Co. KG
Heumarkt 6
50667 Köln
https://brauereizurmalzmuehle.de

Schreckenskammer – Kölsch

Wenn ein Bier einen so auffälligen Namen wie in diesem Fall „Schreckenskammer“ hat, bin ich etwas kritisch, denn in vielen Fällen ersetzt der reißerische Name die Qualität des Bieres. Ob das auch in diesem Fall so ist will ich jetzt feststellen.

Eine Internet-Recherche ergab, dass der Name Schreckenskammer in diesem Fall wohl historisch gewachsen ist und nicht der ausschweifenden Phantasie eines Braumeisters. Tatsächlich gibt es drei mögliche Erklärungen für den ungewöhnlichen Namen des Brauhauses gegenüber von St. Ursula in der Nähe des Kölner Doms. Ach ja, es ist auch eines der ältesten Brauhäuser in der größten Stadt von NRW. Die Braustätte wurde im Jahr 1442 erstmals urkundlich erwähnt. Aber kommen wir zu den möglichen Erklärungen für den Namen.

Auf der Website der Schreckenskammer wird als eine mögliche Quelle des Namens angegeben, dass sich gegenüber dem Haus Johannisstraße 42 früher die Eisenbahner-Lehranstalt der Fränkisch-Märkischen-Eisenbahn befand. Da diese Anstalt räumlich recht schlecht ausgestattet war, musste bei Prüfungen auf die Räumlichkeit des Brauhauses zurückgegriffen werden. Als wieder einmal eine Prüfung im Brauhaus abgehalten wurde und ein staatlicher Prüfer hinzu kam, fragte dieser, da ihm die Räumlichkeiten nicht bekannt waren: „Na, wo ist denn nun die Schreckenskammer?“ Aber es gibt noch eine Erklärung, wie das Brauhaus zu seinem Namen gekommen ist. Nach dieser Erklärung wurden die Gefangen, die im damaligen Gerichtsgebäude, in der Nähe des Rathauses, verurteilt wurden, auf dem Weg zu ihrer Richtstelle (Weckschnapp) in das Brauhaus zur Henkersmahlzeit geführt.

Eine dritte Erklärung geistert durchs Netz und schreibt den Namen der Nachbarschaft zu St. Ursula zu. Dort befindet sich quasi in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schankraum die Goldene Kammer, eine Reliquienkammer, deren vier Wände mit großen Mosaiken aus menschlichen Gebeinen verziert sind. Der Anblick lässt einen wahrlich gruseln.

Jetzt reicht es aber mit der Theorie und Historie und es ist an der Zeit, endlich das Bier zu öffnen.

Recht intensiv goldgelb strählt mir das Bier aus dem Glas entgegen. Die überdurchschnittlich große gemischtporige Schaumkrone bleibt recht lange erhalten.

Malzige Töne mischen sich in meiner Nase mit erdigen Noten und Kräuteraromen, unterstützt durch den Duft von Heu.

Der Antrunk ist leicht süß und ich stelle fest, dass die Kohlensäure recht sparsam vorhanden ist. Das hätte ich mir aber bereits denken können, wenn ich vorher das Rückenetikett gelesen hätte, auf dem steht, dass das Schreckenskammer Kölsch ohne zugesetzte Kohlensäure abgefüllt wurde. Dafür ist der Geschmack für ein Kölsch recht kräftig, ohne dass die für diesen Bierstil typische Frische verlorengehen würde. Auch auf der Zunge bleibt die Süße erhalten und ein leichtes Bitter gesellt sich dazu. Das führt zu einem halbwegs runden Mundgefühl. Der Abgang ist minimal bitter und er klingt recht kurz nach.

Das Schreckenskammer Kölsch passt jetzt im Sommer gut zu einem gemütlichen Grillabend.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Schreckenskammer KG
Postfach 102405
50464 Köln
www.schreckenskammer.com