Statement Pascal Piroué auf der BrauBeviale 2024

Der Markt für alkoholische Getränke hat seit den 2010er Jahren einige Entwicklungen durchlaufen, die durch verschiedene Trends und Veränderungen im Verbraucherverhalten geprägt sind und die einen erheblichen Einfluss auf die globale Hopfenwirtschaft haben.

Der Trend zu handwerklich hergestellten und qualitativ hochwertigen Produkten ist in den beiden letzten Dekaden stark gewachsen. Die Verbraucher sind bereit, für einzigartige und qualitativ hochwertige Getränke mehr zu bezahlen, was die Nachfrage nach Craft-Bieren, Premium-Spirituosen und Qualitätsweinen angekurbelt hat. Gleichzeitig hat ein gestiegenes Umweltbewusstsein auch die Getränkeindustrie beeinflusst. Viele Marken setzen seitdem auf nachhaltige Beschaffungsmethoden, umweltfreundliche Verpackungen und soziale Verantwortung, um umweltbewusste Verbraucher anzusprechen. Die COVID-19-Pandemie zu Beginn der 2020er Jahre beschleunigte den bis dahin unbedeutenden Online-Handel mit alkoholischen Getränken. Seitdem haben sich die Verbraucher an den bequemen Kauf von Getränken über das Internet gewöhnt, was zu einer Zunahme von Lieferservices und Online-Plattformen geführt hat.

All diese Faktoren haben die Branche dazu veranlasst, neue Geschmacksrichtungen und innovative Produkte zu entwickeln, um die Nachfrage zu befriedigen. Dazu gehören beispielsweise aromatisierte Spirituosen, trinkfertige Cocktails und Hybridgetränke, die leider keinen Hopfen enthalten. Einzig das Segment der alkoholfreien Biere, die vergleichsweise gleich viel Hopfen wie alkoholhaltige Biere brauchen, hat in vielen Regionen noch Wachstumspotential.

Ernte 2024 und voraussichtliche Versorgungslage 2025

Die seit zwei Jahren anhaltend schwache Nachfrage nach Hopfen hat weltweit in den letzten drei Jahren zu einer Reduzierung der Anbauflächen geführt. Vor allem in den US-Anbaugebieten im pazifischen Nordwesten hat eine Reduzierung der Anbaufläche um 4.150 Hektar bzw. 18,5 % gegenüber dem Vorjahr zu einer weiteren deutlichen Korrektur geführt. Damit hat die US-Anbaufläche seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 rund 7.370 Hektar bzw. 28,7 % verloren.

Das Ergebnis der US-Ernte 2024 ist mit knapp 40.000 Tonnen als gut zu bezeichnen und entspricht den Erwartungen.

In Europa ist die Anbaufläche in der abgelaufenen Ernte um kaum nennenswerte 460 Hektar bzw. 1,4 % zurückgegangen. Grund dafür war der anhaltend hohe Vorkontrahierungsgrad zwischen Vermarktern und Hopfenpflanzern von nahezu 90 %. Diese Quote verhinderte weiterhin größere Flächenanpassungen, die notwendig gewesen wären, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die Vegetationsperiode 2024 war in Deutschland zwar von meist überdurchschnittlichen Niederschlägen, aber auch von sehr warmen Temperaturen geprägt. Die Erwartung einer qualitativ guten Ernte hinsichtlich der Inhaltsstoffe hat sich leider nicht erfüllt – mit 28 Hitzetagen über 30°C litten vor allem die traditionellen Aromasorten insbesondere im Monat August unter Hitzestress, so dass die Alphawerte unterdurchschnittlich ausfielen.

Die geernteten Rohhopfenmengen waren in vielen Sortengruppen gut oder sogar über Durchschnitt.

In den überseeischen Anbaugebieten wie Argentinien, Australien, China, Neuseeland und Südafrika wurden durchschnittliche Ernten eingefahren. Insgesamt ergab die Welthopfenernte 2024 ein Ergebnis von 113.500 Tonnen, mengenmäßig fast 5.000 Tonnen weniger als die Vorjahresernte, und einen durchschnittlichen Alphasäuregehalt von 9,4 %, was einem leichten Anstieg gegenüber 9,2 % bei der Ernte 2023 entspricht.

Die Nachfrage nach Hopfenprodukten ist sowohl für Vorverträge als für Spothopfen aktuell anhaltend schwach. Auch das für den Hopfeneinsatz wichtige Craft Bier-Segment wird von diesen Einflussfaktoren nicht verschont und weist dieses Jahr nach ersten Hochrechnungen in den USA ein Minus von knapp 5 % aus.

Die massiven Bestände und das Überangebot stellen eine große finanzielle Herausforderung für die Hopfenvermarkter dar. Bei rückläufigen Umsätzen müssen Zins- und Lagerkosten getragen werden, die die Ergebnisse deutlich belasten. Es ist zu erwarten, dass nach den Ernten 2025 und 2026 auch in Europa deutliche Flächenrückgänge und Betriebsaufgaben zu verzeichnen sein werden.

Berechnungen über das Ausmaß der Flächenreduzierung, die zur Wiederherstellung des Marktgleichgewichts erforderlich ist, zeigen, dass kurzfristig weltweit weitere 5.000 – 10.000 Hektar gerodet werden müssten, was wiederum zum Verlust von Marktpartnern in der Lieferkette führen würde.

Ausblick 2025

Im Ergebnis wurde auch in der Ernte 2024 zum neunten Mal in Folge mehr Alphasäure produziert als benötigt, was sich insbesondere in den niedrigen Freihopfennotierungen widerspiegelt.

Aufgrund der geringen Aussicht auf eine auskömmliche Vermarktung wurden die produzierten Spothopfen, wie z. B. die Sorten Perle und Tradition, aber auch Bittersorten von den Vermarktern zu Preisen gehandelt, die oft nicht einmal die variablen Kosten decken.

In den letzten zehn Jahren hat die Anzahl neuer Sorten stark zugenommen. Züchter und Vermarkter sind bestrebt, mit neuen resistenten Hopfensorten zukunftsweisende Optionen zu präsentieren, mit denen nicht zuletzt wichtige Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können.

Derzeit gibt es keine Lieferengpässe, aber wenn sich der Marktzyklus wieder dreht und es zu einer Verknappung des Angebots kommt, werden die Brauereien, die über eine breitere Palette an eingeführten Hopfensorten verfügen, die bessere Wahl haben.

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