Sehr geehrte Damen und Herren,
eine alte Hopfen-Weisheit sagt uns, dass kein Hopfenjahr wie das andere ist. Dieser Weisheit folgend ist 2024 wahrscheinlich anders als frühere Jahre, sicherlich aber anders als die letzten zwei Jahre.
In unserer Presseerklärung vom 21. August 2024 haben wir die offiziellen Zahlen der Schätzkommission zur deutschen Hopfenernte 2024 vorgestellt. Demnach wird die Hopfenernte 2024 in Deutschland rund 19% über der von 2023 liegen. Mit den erwarteten fast 49.000 t würden wir auch etwa 9 % über einer Durchschnittsernte liegen. Nach zwei unterdurchschnittlichen Ernten in Folge ist das sicherlich eine gute Nachricht für die Hopfenpflanzer.
Entscheidend für die höheren Erträge in diesem Jahr war das Wetter, allem voran die höheren Niederschläge in den Sommermonaten und die damit verbundenen moderaten Temperaturen. Beides führte dazu, dass unsere Hopfen weniger gestresst wurden: wenig Trockenstress, wenig Hitzestress. Der Hopfen konnte sich gut entwickeln und eine gute Ernte heranwachsen. Einmal mehr haben wir gesehen, dass eine gute Wasserversorgung ein ganz entscheidender Aspekt bei der Hopfenproduktion ist. Angesichts des weiter voranschreitenden Klimawandels mit mehr Hitze und mehr Trockenheit hat uns selbst der regenreiche Sommer 2024 darin bestärkt, unsere Bemühungen für ein Bewässerungssystem in unseren Hopfen fortzuführen. Wir haben bereits große Anstrengungen unternommen, um eine Bewässerung unserer Hopfen aufzubauen. Diese einzelbetrieblichen Systeme sind aber noch zu wenig und in vielen Fällen nicht zukunftsfähig. Deshalb haben wir im Anbaugebiet Spalt und in der Hallertau bereits aufwendige Untersuchungen durchgeführt, viele Gespräche mit Pflanzern, Behörden und der Politik geführt und stecken weiterhin viel Energie in den Ausbau der Hopfenbewässerung in Deutschland. Wir sind auf unserem Weg bisher schon spürbar unterstütz worden, vor allem von der Bayerischen Staatsregierung, wofür wir hier ausdrücklich unseren großen Dank aussprechen wollen. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass unser Bewässerungsprojekt auch sehr positive Einflüsse auf den gesamten Wasserhaushalt in unserer Region haben kann, indem wir großflächig Überschuss-Wasser, dass abfließen und bei Hochwasser sogar große Probleme verursachen würde, auf die Böden ausbringen und versickern werden.
Wir hoffen auch für die weiteren Schritte zur Realisierung auf die wirksame Unterstützung der bayerischen Staatsregierung, die uns bereits vom Ministerpräsidenten Markus Söder und von dir liebe Michaela (gemeint ist hier Staatsministerin Michaela Kaniber) versprochen wurde.
Und auch das sei noch bemerkt: Vor einigen Tagen war in der Lokalpresse ein Bericht zu sehen, der über unser geplantes Bewässerungsprojekt berichtet hat und Fragen und Bedenken nannte. Wir stehen derzeit noch vor der Planung, die soll erst in den kommenden Jahren gemacht werden. Wir können viele Fragen jetzt noch gar nicht beantworten und schlagen vor, die Ergebnisse abzuwarten und bis dahin in Ruhe und mit einer Portion Gelassenheit miteinander umzugehen. Als Voraussetzung für die notwendige Planung werden wir noch in diesem Herbst einen Bewässerungsverband in der Hallertau gründen und dann einen Schritt nach dem anderen gehen und eine Frage nach der anderen bearbeiten. Unser Ziel ist es zusammen mit der bayerischen Staatsregierung und mit den zuständigen Ministerien und Behörden ein nachhaltiges Bewässerungssystem zu schaffen, das beispielhaft für andere sein wird und den Hopfenbau bei uns in die Zukunft bringen wird.
Bei aller Freude über den Regen in diesem Jahr, dürfen wir aber nicht unerwähnt lassen, dass Anfang Juni in den Anbaugebieten Hallertau und Tettnang sogar zu viel Regen gefallen ist und die Hopfengärten dann nicht mehr befahrbar oder gar tagelang überflutet waren.
Das hat den Pflanzen dann erheblich zugesetzt und den notwendigen Schutz der Hopfen durch entsprechende Behandlungen erschwert. In anderen Hopfengärten, etwa im Anbaugebiet Elbe-Saale, regnete es dann in den Sommermonaten zu wenig, was dann vereinzelt zu Trockenstress führte, so weit nicht eine Bewässerungsanlage eingesetzt werden konnte.
Das überwiegend regenreiche und feuchte Wetter hat leider auch den Pilzkrankheiten im Hopfen gute Entwicklungsmöglichkeiten geboten. Der Pflanzenschutz im Hopfen 2024 war sehr schwierig und aufwendig. Besonders der „falsche Mehltau“ (Peronospora) wie auch der echte Mehltau haben viele Hopfenpflanzen geschädigt und uns Hopfenpflanzer das ganze Jahr hindurch stark gefordert. Erschwerend kam hinzu, dass ein wichtiger Pflanzenschutz-Wirkstoff trotz bestehender Zulassung in diesem Jahr freiwillig von den Hopfenpflanzern nicht mehr eingesetzt werden konnte, weil nicht klar ist, ob die Politik eventuell durch ihre folgenden Entscheidungen solche Hopfen und auch bereits früher völlig legal produzierte Hopfen bald schon wertlos machen wird.
Das Agieren auf europäischer und deutscher Ebene führt in der Hopfenproduktion und in der Landwirtschaft ganz grundsätzlich zu einem Verlust an Planungssicherheit und produziert zunehmend Verunsicherungen und auch ganz konkrete Schwierigkeiten, die aber menschengemacht sind. Wir Hopfenpflanzer müssen dann damit zurechtkommen, wobei wir oftmals bereits genug mit den Launen der Natur zu kämpfen haben. Grundsätzlich führten in einem so schwierigen Jahr wie 2024 die Einschränkungen bei den zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmitteln zu einer Verschärfung der Situation. Zwar konnte die schlimmste Not durch dringend benötigte Notfallgenehmigungen teilweise gemildert werden, allerdings sind einige Hopfenbestände in 2024 durch Pilzkrankheiten erheblich geschädigt worden, weil die Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Pflanzenschutzmittel nicht mehr ausreichend war.
2024 war leider auch ein Blattlaus-Jahr. Die Sauger konnten sich erschreckend gut vermehren und drohten in einigen Hopfengärten außer Kontrolle zu geraten, was dann zum Totalausfall der Ernte geführt hätte. Einige Bundesländer erkannten die Brisanz der Situation und erteilten entsprechende Notfallgenehmigungen für die betroffenen Hopfengärten, sodass Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden konnten, die in anderen europäischen Ländern ohnehin in Hopfen zugelassen sind, in Deutschland aber keine Regel-Zulassung haben. In anderen Bundesländern blieb die Hilfe versagt, was leider nicht folgenlos blieb. Wie uns die offizielle Schätzkommission berichtete, konnten einige Hopfengärten in der Hallertau sogar für die diesjährige Ernteschätzung nicht herangezogen werden, weil der Blattlausbefall dort zu groß war. Aus Sicht des Hopfenpflanzerverbandes ist das Ausbleiben dieser Hilfe nicht nachvollziehbar. Angesichts dieses schwierigen Jahres im Pflanzenschutz im Hopfenbau hätten die Hopfenpflanzer mehr Unterstützung benötigt, erwartet und verdient.
Auch beim Erdfloh stehen wir vor einer kritischen Situation. Die Population hat sich in den vergangenen Jahren ständig aufgebaut, so dass im Jahr 2024 nahezu alle Hopfenbestände in der Hallertau von Erdflöhen befallen sind.
Mit Blick auf die Zulassungssituation bei Pflanzenschutzmittel im Hopfen in Deutschland, müssen wir davon ausgehen, dass wir in den nächsten Jahren sehr viel mehr Schäden erleiden werden. Wir appellieren deshalb an alle verantwortlichen Stellen, an die Behörden und an die Politik, unsere Situation wahrzunehmen, unsere Probleme ernst zu nehmen und uns bei der Bewältigung der Probleme in den kommenden Jahren zu unterstützen.
Im Jahr 2024 blicken wir aber zuversichtlich auf die Hopfenernte in den kommenden Wochen. Die vergleichsweise gute Hopfenernte trifft aber auf einen Markt, der von Überversorgung geprägt ist. Trotz schlechter Ernten in den letzten zwei Jahren sind die Brauereien gut bis sehr gut mit Hopfen versorgt. Zum einen ist der weltweite Bierabsatz leicht rückläufig, zum anderen hat sich die Brauwirtschaft aber in den letzten Jahren über ihren Bedarf mit Hopfen eingedeckt, somit hohe Bestände aufgebaut und zeigt deshalb derzeit wenig Interesse am Hopfenkauf. Vor allem unsere beiden größten Aromasorten Perle und Tradition haben große Absatzprobleme und werden deshalb in ihrer Anbaufläche zurückgehen müssen.
Im Gegensatz zu den extrem schlechten Jahren 2022 und 2023 lässt die Ernte 2024 auf etwas höhere Einnahmen bei den Hopfenpflanzern hoffen. Zwar wird von eher sinkenden Preisen für sogenannte Freihopfen ausgegangen, der Großteil der Hopfen ist aber bereits in Vorkontrakten zu fixierten Preisen verkauft.
Und weil die Erntemengen in diesem Jahr höher sind, werden diese Verträge überwiegend auch voll bedient werden können und nicht unterliefert, wie in den Vorjahren.