Statement von Walter König, Geschäftsführer Bayerischer Brauerbund e.V., auf der BrauBeviale 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Vertreter des Bayerischen Brauerbundes und der Gesellschaft für Hopfenforschung freue ich mich, Sie heute bei dieser gemeinsamen Pressekonferenz begrüßen zu dürfen. Die Partnerschaft zwischen der Hopfenwirtschaft und der Brauwirtschaft hat eine lange Tradition und ist eine der tragenden Säulen unseres Erfolges – gerade in Zeiten großer Herausforderungen und Veränderungen.

Deutscher Siegelhopfen ist für uns Brauer nicht nur ein unverzichtbarer Rohstoff, sondern auch ein Symbol für Qualität, Regionalität, Partnerschaft, Tradition und Innovationskraft. 99 % der weltweiten Hopfenproduktion fließen in die Bierherstellung. Damit steht die Hopfenwirtschaft in direktem Dienst unserer Branche und wir sind dankbar für die hervorragende Arbeit, die von den Hopfenpflanzern, Verarbeitern und Vermarktern geleistet wird.

Doch diese Partnerschaft steht vor großen Herausforderungen: Der rasch voranschreitende Klimawandel, politische Rahmenbedingungen und die Dynamik des Marktes verlangen von uns allen ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit.

Herausforderungen der Brauwirtschaft

Die Brauwirtschaft kämpft aktuell mit erheblichen Produktionskostensteigerungen. Personal, Energie, Verpackung und Logistik sind erheblich teurer geworden und vielen Brauereien gelingt es nicht, diese Kosten in den notwendigen Preisanpassungen für ihre Bierspezialitäten im Handel und in der Gastronomie weiterzugeben.

Das stellt uns vor eine doppelte Herausforderung: Einerseits müssen wir wirtschaftlich bestehen, andererseits die Partnerschaft mit der Hopfenwirtschaft weiter stärken, um die Rohstoffversorgung langfristig zu sichern.

Die in den vergangenen Jahren langsam aufgebaute und nach der Ernte 2024 deutliche Überversorgung des Hopfenmarktes macht deutlich, wie wichtig es ist, diese Partnerschaft mit Besonnenheit und Weitsicht zu gestalten. Ein großes Angebot ist aus der Sicht der Brauwirtschaft oberflächlich betrachtet gut, denn es beschert uns Versorgungssicherheit und attraktive Preise. Langfristig birgt es jedoch immense Risiken wie wirtschaftliche Instabilität auf der Produktionsseite oder eine mögliche Überreaktion bei der Flächenanpassung, die gepaart mit einer unterdurchschnittlichen Ernte das Pendel des Marktes schnell in die andere Richtung schlagen lassen können.

Zusammenarbeit als Schlüssel

Gerade in schwierigen Zeiten ist ein wertschöpfungsübergreifender Austausch unverzichtbar. Nur durch Dialog und Verständnis für die Herausforderungen auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette können wir gemeinsam Lösungen finden.

Es ist mir ein Anliegen, heute all jenen zu danken, die sich ehrenamtlich in die Gremienarbeit einbringen. Diese Plattformen des Austauschs – sei es der Agrarausschuss des Deutschen Brauer-Bundes, der Technisch-Wissenschaftliche Ausschuss der Gesellschaft für Hopfenforschung, der Rohstofftag in Spalt oder die Fachkongresse von TUM, VLB und EBC – sind entscheidend, um Brauer, Hopfenpflanzer, Verarbeiter und Wissenschaftler an einen Tisch zu bringen.

Wir brauchen diesen Austausch, um gegenseitiges Verständnis zu fördern und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Denn die Herausforderungen der Hopfenwirtschaft – wie der Klimawandel, politische Restriktionen und Marktvolatilität – sind auch die Herausforderungen der Brauwirtschaft.

Strategische Fortschritte in Forschung und Praxis

Es gibt erfreuliche Fortschritte, die uns Hoffnung geben:

  • Die erfolgreiche Gründung des Bewässerungsverbands Hallertau durch den Hopfenpflanzerverband ist ein Meilenstein. Dieser Schritt ist nicht nur für die Qualitätssicherung und Versorgungssicherheit der Brauwirtschaft von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Hopfenanbaus.
  • Im Hopfenforschungszentrum Hüll wurde kürzlich ein wegweisendes Projekt gestartet. Unter der Leitung des Lehrstuhls für Hydrogeologie der TUM wird untersucht, wie aufbereitetes Oberflächenwasser in Zeiten des Überschusses im Grundwasserleiter gespeichert werden kann. Dieses dreijährige Forschungsprojekt, das sogenannte Infiltrationsbrunnen testet, könnte an vielen Stellen in den Anbaugebieten etabliert werden und zeigt wie Forschung praktische Lösungen für die Zukunft entwickeln kann.

Diese wenigen exemplarischen Beispiele verdeutlichen wie strategische Investitionen und innovative Forschung dazu beitragen können, die Herausforderungen von heute in Chancen für morgen zu verwandeln.

Die Verantwortung der Brauwirtschaft

Als Brauwirtschaft tragen wir eine besondere Verantwortung. Unsere langfristige Rohstoffversorgung hängt von der Stabilität und Innovationskraft der Hopfenwirtschaft ab.

Es ist unsere Aufgabe, diese Partnerschaft zu stärken, indem wir:

  • Nachhaltigkeit fördern, etwa durch die Unterstützung von klimaresistenten Sorten und ressourcenschonenden Produktionsmethoden,
  • Flexibilität zeigen, um Marktvolatilitäten zu begegnen, und
  • uns klar zur heimischen Rohstoffversorgung bekennen.

Denn nur durch ein starkes, partnerschaftliches Miteinander können wir langfristig die Qualität und Vielfalt des deutschen Bieres sichern.

Gemeinsam in die Zukunft

Die Überversorgung nach der Ernte 2024 und die steigenden Kosten in der Produktion sind kein Grund zur Resignation. Vielmehr sollten wir diese Situation als Chance sehen, um die deutsche Hopfenwirtschaft und Brauwirtschaft gemeinsam auf eine solide, zukunftssichere Basis zu stellen.

Lassen Sie uns weiterhin im Dialog bleiben, gegenseitiges Verständnis fördern und gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten. So können wir sicherstellen, dass die deutsche Brau- und Hopfenwirtschaft nicht nur auf ihre Tradition, sondern auch auf ihre Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit stolz sein kann.

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