Die Brauerei De Brabandere, aus der das Petrus Aged Red stammt, das jetzt vor mir steht, befindet sich seit dem Jahr 1894 im Besitz der Familie De Branderes. Falls Sie es noch genauer wissen wollen: die Inhaber hießen bzw. heißen Adolf, Joseph, Albert, Ignace und Bert. Ich bin zwar kein Freund des Genderns, aber eventuell sollte in der nächsten Generation mal eine Frau das Ruder übernehmen. Wie viele belgische Brauereien hat auch De Brabandere seine Wurzeln in der Landwirtschaft. Die Brauerei wurde auf einem Bauernhof gegründet, und trotz mehrerer Rückschläge hat die unternehmungslustige Familie nie den Mut verloren.
Während des Ersten Weltkriegs beschlagnahmten die deutschen Besatzer ihr Kupfer, aber nach dem Waffenstillstand wurde die Produktion schnell wieder aufgenommen. Zu dieser Zeit befanden sich viele ihrer Kunden in der Region um Ypern, einem der am stärksten umkämpften Gebiete an der Westfront. Josephs Bruder Julien war mit der Tochter eines Ziegelherstellers verheiratet, dessen Produkte beim Wiederaufbau verwendet wurden.
Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ordnete Albert De Brabandere die Demontage des Brauereiwagens an. So hatte der Braumeister nach dem Krieg sofort seinen eigenen Lieferwagen zur Verfügung. Außerdem investierte er in den Ausbau seines Café-Angebots, das oft als „Versicherung des Brauers“ bezeichnet wird. Die Biere von De Brabandere werden heute in der Region um Kortrijk, bis nach Gent und an der Küste verkauft.
Petrus Aged Aged Red ist ein dunkles Fruchtbier, das in Eichenfässern gereift ist. Im Gegensatz zu einem traditionellen Kriek basiert dieses Sauerkirschbier nicht auf einem spontan vergorenen Lambic-Bier, sondern auf einem Oud Bruin. Oder noch genauer: das Petrus Aged Red ist eine Mischung aus 15 % Petrus Aged Pale, das zwei Jahre in Eichenfässern gereift wurde, und 85 % Petrus Dubbel Bruin mit Kirschen. Diese Kombination scheint den Brauern gut gelungen zu sein, denn das Bier wurde mehrfach ausgezeichnet. Im Jahr 2020 erhielt es beim World Beer Award die Silbermedaille, ebenfalls Silber im Jahr 2021 bei der World Beer Challenge und die Auszeichnung als bestes belgisches Bier bei den World Beer Awards 2021. Nun ist es aber wirklich an der Zeit, die Flasche zu öffnen.
In sehr dunklem Rotbraun und gefiltert läuft das Bier ins Glas. Die feinporige haselnussbraune Schaumkrone ist durchschnittlich groß und bleibt sehr lange erhalten.
In der Nase mischen sich der Duft reifer Kirschen mit den typischen Aromen eines dunklen Bieres, die an Karamell und Kandis erinnern. Da bekomme ich richtig Lust auf den ersten Schluck.
Der Antrunk zeichnet sich durch eine verhaltene Süße aus, die mit einer feinperligen und sanften Kohlensäure daherkommt. Auf der Zunge entfaltet sich sofort eine kräftige fruchtige Säure. Damit erscheint das Bier wie Kirschsaft mit einigen würzigen Zutaten. Und wirklich – der Geschmack der Kirschen bleibt die gesamte Zeit dominant und er wird durch Hopfen und Malz abgerundet. Das Ergebnis ist ein sehr volles und weiches Mundgefühl, das zu der wunderbaren Fruchtigkeit der Kirschen hervorragend passt. Auch im Abgang klingt der Kirschgeschmack nach.
Zutaten:
Wasser, Malz, Kirschen, Hopfen, Hefe
Alkoholgehalt:
8,5 % Vol.
Empfohlene Genusstemperatur:
8° Celsius
Brauerei:
Brouwerij De Brabandere
Rijksweg 33
7623 Bavikhove
Belgien
www.brouwerijdebrabandere.be