Brauereisterben in Franken gestoppt

Der mit dem unschönen Begriff Brauereisterben umschriebene langjährige Rückgang der Brauereien in Oberfranken und Franken ist gestoppt. Erstmals seit über 150 Jahren nehmen die Brauereizahlen in Oberfranken und Franken zu. Diese „Jahrhundertnachricht für Oberfranken und Franken“ konnte der Kulmbacher Landrat Klaus-Peter Söllner, 1. Vorsitzender des Verein Bierland Oberfranken, auf der Mitgliederversammlung des Vereins Bierland Oberfranken am 17. Januar vermelden.

Seit 1840 waren die Brauereizahlen in Oberfranken rückläufig. Jetzt, genau seit dem Jahr 2015, ist die Zahl der aktiven Brauereien in Oberfranken zum ersten Mal von 149 auf nun 172 Brauereien wieder angestiegen, das ist eine sensationelle Zunahme von 18,1 %, so Söllner. Und das Schöne daran: dieser Trend gilt auch für die Schwester von Bierland Oberfranken, die Fränkische Bierstraße. Auch in Franken hat die Zahl der Brauereien erstmals wieder zugenommen. Seit dem Jahr 2015 sind in Franken, bzw. der Fränkischen Bierstraße 47 neue Brauereien dazugekommen, aktuell gibt es damit 304 aktive Brauereien in Franken. Das freut uns, das freut aber den Verbraucher, so Söllner weiter. Die Biervielfalt Oberfrankens ist weltweit einmalig, aktuell werden alleine in Oberfranken mehr als 1500 verschiedene Biere gebraut.

Recherchiert haben die Zahlen Markus Raupach und Bastian Böttner von der Agentur guidemedia Bamberg, die nicht nur Mitglied im Vorstand des Vereins Bierland Oberfranken sind, sondern auch seit über 10 Jahren die Internetseiten von Bierland Oberfranken, seit einem Jahr auch der Fränkischen Bierstraße, aktuell halten und erst vor kurzem den Brauereiführer Franken neu aufgelegt haben, daher stammen auch die aktuellen Zahlen.

Sicherlich auch bedingt durch die Craft Beer-Welle, hat handwerkliches Bier wieder ein positives Image beim Verbraucher bekommen, auch was die Preise betrifft. Die oberfränkische Brauereikultur, auch die Biergartenkultur, trifft des Lebensgefühl der Menschen, der Einheimischen, aber auch der Urlauber und Ausflügler, begründet Christof Pilarzyk, geschäftsführend er Vorstand von Bierland Oberfranken, diesen Trend.

Oberfränkische Bier ist wieder in, auch bei jungen Menschen. Und das gilt für das Bier trinken genauso wie das Bier brauen, so Markus Raupach, der die Zahlen und Hintergründe dazu vorstellte. Junge Menschen finden es cool Bier zu brauen und sind auch wieder bereit, die Brauerei von ihren Eltern zu übernehmen oder eine eigene Brauerei, oft mit Wirtshaus, zu gründen. Eine ganze Generation neuer, junger Braumeister schickt sich an, die oberfränkische Bierkultur nicht nur zu bewahren, sondern sie weiterentwickeln und in die Zukunft zu bringen. Das ist wohl die beste Nachricht für das Bierland Oberfranken und die Fränkische Bierstraße.

Hintergrundinformation

Die Historie der Entwicklung der Brauereien in Oberfranken hat Prof. Dr. Erhard Treude, Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie an der Universität Bamberg im Jahr 1985 in seinem Aufsatz „Entwicklung und Struktur des oberfränkischen Brauwesens“ veröffentlicht. Bis zum Jahr 1840 und zuletzt begünstigt durch die Aufhebung der Bierverlagsrechts im Jahr 1805 hatte die Zahl der Brauereien in Oberfranken kontinuierlich zugenommen. Die Wende kam mit dem Jahr 1840, seitdem hat die Zahl der Brauereien bis 2015 kontinuierlich abgenommen. Im Jahr 1840 gab es 1100 Brauereien, 1871 waren es 900, im Jahr 1970 noch 400 und im Jahr 2000 gab es in Oberfranken 200 Brauereien. Ursachen für diesen ständigen Rückgang gab es in den letzten knapp 180 Jahren viele. Die Industrialisierung. Die Aufhebung der innerdeutschen Zollschranken. Die Eisenbahn. Neue Kühltechnik. Neue Heiztechnik. Die zunehmende Mechanisierung und der damit verbundene wesentlich höhere Kapitaleinsatz. Die Einführung der Bierflasche in den 50er Jahren oder der Preiskampf in den Getränkemärkten, um nur einige zu nennen. Aber jetzt ist der Trend gestoppt.

Aktive Brauereien Oberfranken Aktive Brauereien Franken:
Jahr Zahl Brauereien Jahr Zahl Brauereien
1840 1100 1990 380
1871 900 1996 330
1967 430 2010 262
1970 403 2013 258
1973 355 2015 257
1976 318 2017 304
1979 290
1982 268
1990 213
2002 202
2010 159
2013 153
2015 149
2017 173

Quellen: Zahlen 1840 – 1982: Prof. Dr. Erhard Treude
Zahlen ab 1990: Markus Raupach, Bastian Böttner

Beispiele für junge Brauereien in Franken seit 2009

Oberfranken Mittelfranken Unterfranken
Brauhaus Budenschuster (Bad Steben) – 2016 Brauhaus Brandmeier (Cadolzburg) – 2013 Albertshöfer Sternbräu (Albertshofen) – 2010
Kronprinz (Bamberg) – 2016 Lahmabräu (Langenzenn) – 2012 Brauhaus Bergmann (Glattbach) – 2009
Glenk Bräu (Bayreuth) – wiederbelebt Eppelein & Friends (Nürnberg) – 2015 Goiklbräu (Lohr am Main) – 2013
Brauhaus Binkert (Breitengüßbach) – 2012 orca brau (Nürnberg) – 2017 Pfarrbräu (Stadelhofen) – 2010
Brauhaus zu Coburg (Coburg) – 2015 Honig Bräu (Nürnberg) – 2016 Waldschatz- Bräu (Hausen bei Würzburg) – 2016
Red Castle Brew (Gräfenberg) – 2012 bierwerk kreativbrauerei (Nürnberg) – 2016
(Brauerei Rittmayer (Hallerndorf) – 2013/14 neu gebaut) 1.Altenberger Brauhaus (Oberasbach) – 2015
Antlabräu (Kronach) – 2009 Hechtbräu (Zimmern) – 2011
Gasthausbrauerei zum Gründla (Kulmbach) – 2015
Braumanufaktur Lippert (Lichtenfels) – 2012
Rosenauer Hofbräu (Marktgraitz) – 2015
Brauerei Hopfenhäusla (Münchberg) – 2015
Drossenfelder Bräuwerck (Neudrossenfeld) – 2014
Kommunbräu Rehau e. V. (Rehau) – 2011
Gänstaller Bräu (Schnaid) – 2011
Frankonianer – Gasthausbrauerei – Café Hein (Schwarzenbach) – 2013
Braumanufaktur Hertl (Thüngfeld) – 2012

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