Bekanntlich werden viele Lebensmittel nicht verzehrt, sondern vernichtet. Grund ist teilweise, dass ein Gemüse oder Obst nicht einwandfrei aussieht, teilweise naht das Ende der Mindesthaltbarkeit. Die Lebensmittel sind zwar absolut in Ordnung und könnten problemlos gegessen werden, trotzdem landen sie tonnenweise in den Abfallcontainern der Supermärkte.
Die englische Craft Bier-Brauerei Northern Monk Brew hat jetzt einen Versuch gestartet. In Kooperation mit dem Projekt Real Junk Food, das in seinen weltweit 150 Cafés Lebensmittel verarbeitet, die ansonsten vernichtet worden wären, hat die Brauerei das nach eigenen Angaben erste Zero Waste-Bier gebraut. Dafür wurden 60 kg alten Croissants und Brioche-Brötchen sowie 60 kg Ausschuss-Birnen aus britischen Supermärkten verarbeitet. Die 2013 gegründete Brauerei will damit ein Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung setzen. Nach Angaben des Brauereigründers Russell Bisset wurden alle 1.800 Flaschen innerhalb von eineinhalb Wochen verkauft. Auch nach dem Brauen viel kein Abfall an, sondern alle Reste wurden an Bauernhöfe und eine Wurmfarm weitergegeben.
Gegenüber dem Onlinemagazin cafe-future.net erklärte Bisset: „Wir produzieren so viele Lebensmittel, die wir dann wegwerfen. Das ist ein globales Problem. Wir möchten einen Beitrag zu seiner Lösung leisten.“ In Zukunft plant er weitere saisonale Aktionsbiere, zum Beispiel aus Erdbeeren, die beim Tennisturnier in Wimbledon übrigbleiben. „Vorstellbar ist ein Erdbeer-Sahne-Bier! Die Möglichkeiten sind unendlich!“
Ich finde nur schade, dass ich von diesem Projekt erst erfahren habe, nachdem die gesamte Produktion verkauft war. Ich hätte mir gerne einige Flaschen aus England kommen lassen.
Ich finde, das ist ein tolles Projekt, das Nachahmer finden sollte. Leider steht dem in Deutschland das Reinheitsgebot entgegen. Ich habe bereits einmal für einen anderen Umgang mit dem Reinheitsgebot plädiert. Der Umgang mit dem Reinheitsgebot ist in vielen Fällen nicht logisch. Als Beispiel will ich hier nur einmal das Pumpernickel-Porter der münsteraner Brauerei Gruthaus nehmen. Dieses Bier muss als Brauspezialität vermarktet werden und darf nicht Bier genannt werden. Weshalb? Es ist Pumpernickel verbraut worden. Wenn wir uns aber einmal den Herstellungsprozess von Pumpernickel ansehen, stellen wir fest, dass darin in erster Linie Roggen, Sauerteig (besteht aus Wasser, Hefe und Roggen) und Wasser verbacken werden. Jeder dieser Rohstoffe entspricht dem Reinheitsgebot für Bier. Es ist lediglich ein weiterer Verarbeitungsschritt eingeschoben worden. Beim Hopfen ist ein weiterer Verarbeitungsschritt aber erlaubt, das Extrahieren der Bitterstoffe, also die Herstellung von Hopfenextrakt. Dabei wird der Hopfen stärker verändert als es der Bäcker bei der Produktion von Pumpernickel macht. Nein, darin kann ich keine Logik erkennen und ich finde es schade, dass aus diesem Grund ein Projekt wie das hier vorgestellte in Deutschland derzeit nicht möglich ist.