GLOBAL 2000 veröffentlicht Liste der “Ewigkeits-Pestizide” im Getreidebau

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von mehreren tausend chemischen Verbindungen, die seit den 1940er-Jahren in Industrie und Konsumgütern verwendet werden. Sie gelten als besonders langlebig, wasser- und fettabweisend – und genau diese Eigenschaften machen sie zu einem weltweiten Umweltproblem.

Was sind PFAS?

PFAS sind künstlich hergestellte Verbindungen, bei denen Wasserstoffatome durch Fluoratome ersetzt wurden. Diese besonders stabile chemische Bindung macht PFAS extrem widerstandsfähig gegenüber Hitze, Wasser und chemischem Abbau. Daher sind sie auch als „Forever Chemicals“ (Ewigkeitschemikalien) bekannt – sie verbleiben über Jahrzehnte in der Umwelt, ohne sich zu zersetzen.

Sie reichern sich in Böden, Gewässern und in Lebewesen an. Sie können über Jahre oder Jahrzehnte in der Umwelt bestehen bleiben und sich entlang der Nahrungskette weiterverbreiten. Außerdem werden sie in zahlreichen Studien mit gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, unter anderem für hormonelle Störungen, Leberschäden und Beeinträchtigung des Immunsystems. Besorgniserregend ist, dass PFAS im Blut nahezu aller Menschen nachweisbar sind – teils bereits ab dem Kindesalter.

GLOBAL 2000 ist eine führende Umweltorganisation mit Sitz in Wien. Sie hat sich bereits häufiger mit PFAS beschäftigt und hat in der Vergangenheit mehrere Untersuchungen für den Nachweis von PFAS in Auftrag gegeben, unter anderem in Mineralwässern. Aktuell hat die Organisation die Ergebnisse einer PFAS-Untersuchung an Getreide veröffentlicht, die PFAS in vielen Getreideproben nachgewiesen hat. Da ich vermute, dass sich die Stoffe aus dem Wasser auch im Bier wiederfinden, veröffentliche ich hier die Pressemitteilung von Global 2000:

Österreichische Getreideprodukte weisen erhebliche Belastungen mit der potenziell fortpflanzungsschädlichen Ewigkeits-Chemikalie TFA (Trifluoracetat) auf. Das hat eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 gemeinsam mit der Arbeiterkammer Oberösterreich Anfang Juni gezeigt. Die Ergebnisse verdeutlichen die Dringlichkeit, die TFA-Kontamination von Gewässern und landwirtschaftlichen Böden rasch einzudämmen.

Vor diesem Hintergrund veröffentlicht GLOBAL 2000 jetzt eine Liste aller PFAS-Pestizide, die im österreichischen Getreidebau zum Einsatz kommen. PFAS-Pestizide enthalten Wirkstoffe aus der Gruppe der PFAS, die in der Umwelt nicht vollständig abgebaut werden. Beim Abbau entsteht als stabiles, nicht weiter abbaubares Endprodukt die langlebige Chemikalie TFA.

17 % der Pestizide enthalten PFAS

Eine Auswertung des österreichischen Pflanzenschutzmittel-Registers durch GLOBAL 2000 zeigt: Derzeit sind 590 Pestizid-Produkte für den Anbau von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel oder Mais zugelassen. 98 dieser Produkte (17 %) enthalten einen oder mehrere PFAS-Wirkstoffe. Von den verbleibenden Pestiziden sind 449 chemisch-synthetisch, aber PFAS-frei; 43 sind biologische Produkte, die auch im Biolandbau eingesetzt werden dürfen

„Ein Verbot von PFAS-Pestiziden bedeutet keinen Kahlschlag – es stehen zahlreiche Alternativen zur Verfügung, sowohl chemisch-synthetische als auch biologische“, betont Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000. „Zwar kann die Umstellung in Einzelfällen oder bei bestimmten Kulturen herausfordernd sein – doch die fortgesetzte Verunreinigung von Böden, Wasser und Lebensmitteln mit einer potenziell fortpflanzungsschädlichen Ewigkeitschemikalie ist langfristig die eindeutig schlechtere Alternative – auch für die Landwirtschaft selbst.“

Fehlende Kennzeichnung lässt Landwirte im Unklaren

Für Landwirte ist derzeit nicht erkennbar, welche zugelassenen Pestizide in der Folge die langlebige Chemikalie TFA in ihren Böden und im Grundwasser hinterlassen – denn die Produkte sind nicht entsprechend gekennzeichnet. Damit bleibt auch unsichtbar, welche Pestizide Boden und Wasser auf unabsehbare Zeit mit einer gefährlichen Chemikalie belasten.

Appell an die Kammer

Mit der Veröffentlichung der Liste der PFAS-Pestizide im Getreidebau möchte GLOBAL 2000 Transparenz schaffen und appelliert an die Landwirtschaftskammer, diese Information an ihre Mitglieder weiterzugeben und über PFAS-freie Alternativen zu informieren.

Die Liste der PFAS-Pestizide (sowie PFAS-freier chemischer und biologischer Alternativen) steht hier zum Download bereit.

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